Attendorn. Im Zuge der Innenstadtentwicklung von Attendorn sollen Linden im Zentrum gefällt werden. Der Vorwurf: Die Stadt suche keine Alternativen.

Unter der Überschrift „Die Linden in der Wasserstraße müssen bleiben“ haben Jane Mertens und Jane Pickart eine Online-Petition gestartet. Das Ziel ist eindeutig: Die vier Linden sollen geschützt und nicht im Rahmen der Umgestaltung der Attendorner Innenstadt gefällt werden. Bereits 410 Menschen – Stand: Donnerstagnachmittag – haben die Petition unterschrieben. „Nach der Berichterstattung vom Ausschuss haben wir uns gefragt: Welche Gründe sprechen faktisch überhaupt gegen die Linden? Und ob man nicht Alternativen zum Fällen überlegen könnte“, erklärt Jane Mertens die Motivation hinter der Petition.

Zur Erinnerung: Der historische Altstadtcharakter soll im Sinne des Innenstadtentwicklungskonzepts wiederbelebt werden. Dazu sollen – wie schon am Niedersten Tor – zwei Stelen rechts und links der Straße errichtet werden, als eine Art Stadttor. Zusätzlich soll die Fahrbahn verengt und die Barrierefreiheit wieder hergestellt werden. Weil rechts und links der Fahrbahn insgesamt vier Linden stehen, die – so der Tenor aus dem Umweltausschuss – ihre beste Zeit hinter sich hätten, sollen die Bäume entfernt und durch neue ersetzt werden. Martin Plückebaum, Umweltbeauftragter der Stadt Attendorn, verwies darauf, dass die Linden im Untergrund geschädigt seien, die Baumwurzeln den Gehweg teilweise angehoben und zum Teil auch die Natursteinmauer „angegriffen“ hätten. Demnach müssten die Bäume weg.

Situation soll neu beurteilt werden

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Mertens und Pickart sind zwar keine Anwohnerinnen, haben aber trotzdem einen emotionalen Bezug zu den Linden – vor allem Pickart, deren Freund von seinem Balkon aus einen guten Blick auf die Bäume hat. Was sie sich wünschen ist eine neue Beurteilung der Situation. „Wir würden gerne erstmal von einem unabhängigen Gutachter ein Gutachten sehen, ob es wirklich den Tatsachen entspricht, dass die Bäume ihre besten Jahre hinter sich haben sollen. Denn im besten Fall können Linden bis zu 1000 Jahre alt werden. Diese Bäume sind gerade mal 50 Jahre alt“, betont Mertens.

Den Petitionsgründerinnen geht es vor allem um die ökologische Bilanz: „Gerade Laubbäume haben eine sehr große CO₂-Speicherkraft – allerdings erst, wenn sie alt sind, sprich ab einem Alter von 40 Jahren. Und auch erst dann können sie dementsprechend viel Sauerstoff erzeugen“, erklärt Mertens. Zumal erschwerend hinzukomme, dass die Stadt in den vergangenen Jahren schon viele Bäume gefällt habe, zum Beispiel am Wall und rund um den Marktplatz.

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Es könne auch eine Kostenfrage sein, vermutet Mertens. Dass die Baumaßnahme mit Erhaltung der Bäume komplizierter und dementsprechend teurer sei. „Das ist natürlich Spekulation. Aber wir würden uns einfach wünschen, dass von einer unparteiischen Person mal überprüft wird, ob die beschädigten Bäume eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen“, so Mertens.

Bäume zur Priorität machen

„Wir unterstützen diese Petition aus vollem Herzen“, meint Wendelin Heinemann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Attendorner Stadtrat. Schon im Umweltausschuss habe sich sein Stellvertreter Matthias Pröll klar für den Erhalt der vitalen Bäume ausgesprochen. Die Grünen schlagen eine Priorisierung der Bäume vor, sodass sich die Baumaßnahme anpassen müsse. „Jetzt kommt das so ad hoc daher, obwohl diese Planungen schon länger bestehen. Dementsprechend hätte man länger darüber nachdenken können, wie man mit den Bäumen umgeht“, ist sich Heinemann sicher.

Bäume und Wurzeln hätten in der Stadt immer Einfluss auf die nähere Umgebung, wie zum Beispiel auch an der Natursteinmauer in der Wasserstraße. Pröll habe im Ausschuss bereits angeregt, sich vielleicht mal näher die Mauer anzuschauen statt gleich die Linden zu fällen. „Diese Bäume sind repräsentativ und einladend. Wenn man stattdessen ein paar kleine, neue Bäumchen dahin setzt, ist das nicht besonders klug“, sagt Heinemann. Erst wenn man andere Möglichkeiten gesucht und ausgeschöpft habe, sei das Fällen zu tolerieren. „Aber dieser Punkt ist bei Weitem noch nicht erreicht.“