Kreis Olpe. Das Impfzentrum in Attendorn soll bald einsatzbereit sein. Doch der Transport des Impfstoffs ist noch nicht geregelt. Wann wird wer geimpft?

Die Planungen für das Corona-Impfzentrum im Attendorner Industriegebiet werden konkreter. „Bis zum Ende dieser Woche soll die bauliche Logistik abgeschlossen sein“, sagte Frank Japes, Fachdienstleiter Gesundheit beim Kreis, in der Gesundheitskonferenz im Kreishaus. Ab dem 15. Dezember solle das Impfzentrum bereitstehen. „Allerdings rechnen wir damit, dass wir frühestens im Januar mit dem Impfen dort beginnen“, so Japes. Zunächst werde man in Krankenhäusern und Pflegeheimen impfen.

Corona-Impfstoff kann erst vor Ort aufbereitet werden

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Von Thorsten Streber und Josef Schmidt

Am kommenden Samstag wird es in der leerstehenden Industriehalle am Heggener Weg 34 in Attendorn einen Testdurchlauf geben. Dabei soll der gesamte Prozess durchgespielt werden, von der Registrierung über die Aufklärung der Impfwilligen bis hin zum Impf- und Nachsorgebereich. Insgesamt wird es zwölf Impfkabinen geben. „Das Hauptproblem liegt derzeit bei dem Impfstoff“, betonte Japes. „Wir wissen noch nicht, wie der Impfstoff ankommt und wer diesen dann vorbereiten soll. Nach unserem jetzigen Kenntnisstand ist der Transport nämlich sehr problematisch, sodass der Impfstoff erst vor Ort vorbereitet werden kann.“ Bis nächste Woche werde das aber geklärt sein, zeigte sich Japes zuversichtlich.

Wie berichtet, sollen monatlich bis zu 13.000 Impfungen im Zentrum erfolgen. Das Personal wird von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) gestellt.

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Dr. Martin Junker, Hausarzt in Olpe und Vorsitzender der Bezirksstelle bei der KVWL, lobte die frühen und intensiven Vorbereitungen, die der Kreis beim Thema Impfzentrum getroffen habe. „Allerdings wären wir viel weiter, wenn wir nicht auf die Vorgaben des Ministeriums warten müssten – die ja auch immer wieder umgeschmissen werden.“ Das erschwere die Organisation auf lokaler Ebene massiv. Und was überhaupt noch nicht geklärt sei: inwieweit die Apotheke miteingebunden werden. „Das ist noch eine Blackbox“, so Junker.

Wichtig sei außerdem, die Bevölkerung in mehreren Sprachen zu informieren, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Das müsse allerdings zentral – also auf Bundesebene – geschehen. „Wir brauchen eine flächendeckende Impfung, um wieder zur Normalität zurückkehren zu können“, ist Junker überzeugt. Die Aufklärungsarbeit der Regierung sei dahingehend jedoch von „Schludrigkeit, Dilettantismus und Langsamkeit“ geprägt.

Schützenfeste 2021 sind ungewiss

Auch Ulf Ullenboom, Apotheker aus Olpe und Sprecher der Apothekerschaft im Kreis, sieht noch Nachholbedarf in der Öffentlichkeitsarbeit. Der Leitfaden des Ministeriums, der am 4. Dezember veröffentlicht wurde, regele eindeutig, welche Bevölkerungsgruppen wann geimpft werden. Mit Einführung des Impfstoffs sei die Pandemie noch lange nicht vorbei. „Der Normalbürger wird vor Mitte nächsten Jahres nicht geimpft werden. Das heißt: Die Maßnahmen wie Maske tragen und Abstand halten werden wir mindestens noch ein halbes Jahr umsetzen müssen. Schützenfest 2021 – das sehe ich noch nicht“, fand Ullenboom klare Worte.

Im Grunde sei es einfache Mathematik: Wenn sich pro Monat rund 13.000 Menschen impfen lassen, dann bräuchte man für den Kreis Olpe mit rund 130.000 Einwohnern mindestens zehn Monate für eine Durchimpfung. Ullenboom: „Nur zu schauen, was bis Weihnachten ist und wie sich der Lockdown bis in den Januar hinein auswirkt, ist blauäugig. Wir werden mit der Situation, wie wir sie jetzt gerade haben, noch lange leben müssen.“

>>> ZEITLICHER ABLAUF

  • RKI, Leopoldina und der Deutscher Ethikrat haben sich in einem Positionspapier auf eine Hierarchisierung der zu impfenden Personengruppen geeinigt. Demnach gibt es drei Phasen.
  • 1. Frühphase (Dezember 2020 bis April 2021): Vulnerable Personengruppen sowie Angehörige des medizinisch-pflegerischen Bereichs werden geimpft.
  • 2. Erweiterte Frühphase (März 2021 bis Juli 2021): Impfungen des ambulant tätigen medizinisch-pflegerischen Personals sowie der Beschäftigten der „kritischen Infrastruktur“.
  • 3. Massenimpfung (ab Mitte 2021): Bevölkerung wird durchgeimpft, auch in Hausarztpraxen.