Attendorn. Für den Fall der Fälle: Die Stadt Attendorn möchte ihren Parkplatz am Gefängnis als Nasslagerplatz für ihr Sturmholz nutzen. Antrag beim Kreis.
Am Sonntag rauscht Orkantief „Sabine“ mit Windstärken von neun bis zwölf auf NRW zu, warnt der Deutsche Wetterdienst. In Sorge verfällt Ludger Gabriel, Amtsleiter Gebäudemanagement bei der Hansestadt, in dessen Zuständigkeit auch der Bereich Forst fällt, deshalb aber nicht.
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Auch wenn die Wälder, die an vielen Stellen nach den Dürre-Sommern, dem damit verbundenen Borkenkäferbefall und nach einigen Stürmen völlig abgeholzt sind, große Angriffsflächen bieten.
„Ich gehe aber nicht davon aus, dass uns die Windböen sonderlich wehtun werden und bin vorsichtig optimistisch, dass keine größeren Schäden entstehen“, sagt Gabriel. Doch gegen Mutter Natur ist auch die Stadt Attendorn, die rund 456 Hektar eigenen Wald besitzt, chancenlos. Deshalb will sie sich gegen künftige Sturmereignisse und die Folgen für den eigenen Holzbestand besser schützen. Wie? Durch einen Nasslagerplatz.
Ihne nicht geeignet
Gedanken hatte sich die Stadt laut Angaben von Ludger Gabriel in der Vergangenheit über einen Nasslager-Platz an der Ihne gemacht, diesen Gedanken mittlerweile aber wieder verworfen, weil der Bach nicht mehr geeignet erscheint.
Zu Zeiten von Kyrill gab es u.a. einen großen Nasslagerplatz an der B 236 bei Rönkhausen
Die Idee: Jenes städtisches Sturmholz, das laut Gabriel eben noch nicht vom Borkenkäfer befallen ist oder anderweitig zerstört wurde, soll in Zukunft so schnell wie möglich vor den Schädlingen in Sicherheit gebracht und an einem Sammelort so lange aufbewahrt werden, bis es sich verkaufen lässt.
Bekanntlich ist der heimische Markt im Moment aber weitgehend gesättigt und auch der Export nach China – diesen Versuch hat die Stadt vergangenes Jahr gestartet – ist aufgrund des Coronavirus stark eingeschränkt. Die Konsequenz: „Derzeit sehen wir keine Kapazitäten der Vermarktung“, erklärt Gabriel.
Platz ist groß, versiegelt
Für den Fall eines Sturms solle das gefallene Holz an einem Nasslagerplatz künstlich bewässert werden, um so die Verkaufsqualität von Fichte und Co. aufrechtzuerhalten. Dadurch blieben die Bäume auch immun gegen den Borkenkäfer, der längst nicht nur kaputte, sondern auch gesunde Bäume angreift.
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Als geeigneten Ort hat die Stadt ihren Parkplatz unmittelbar hinter der JVA ausgemacht. Er ist groß, versiegelt und liegt unweit der Bigge, so dass eine Wasserentnahme für die künstliche Bewässerung keine allzu große Hürde darstellt. Da es sich bei einem Nasslagerplatz allerdings um eine bauliche Anlage handelt, braucht die Stadt unter anderem eine wasserrechtliche Genehmigung vom Kreis. Bis sie den Antrag jedoch stellen kann, wird es Anfang April sein. Das wiederum hängt damit zusammen, dass der Parkplatz derzeit noch von der Deutschen Bahn (DB) als Material- bzw. Zwischenlager genutzt wird. Die DB hatte vergangenes Jahr unmittelbar hinter dem Gefängnis (wir berichteten) ein Brückenbauwerk neu errichtet. Ende März soll die Baustelle von der Stadt Attendorn nun aber abgenommen werden. Dann könne es vorangehen. Entsprechende Gespräche mit dem Kreis wolle man laut Gabriel vorab führen.
Wichtig: „Dieser Nasslagerplatz ist ausschließlich für den Notfall gedacht. Ansonsten bleibt der Parkplatz ein Parkplatz.“ Und: In erster Linie sei das Lager für den eigenen Bestand gedacht; ob und wie auch anderen Waldbesitzer diesen künftig mitnutzen könnten, dazu kann Gabriel heute noch nichts sagen.
4800 Festmeter Holz eingeschlagen
Im vergangenen Jahr wurden laut Revierförster Wilhelm Franke-Hameke im Attendorner Stadtwald rund 4800 Festmeter Holz eingeschlagen – windwurf- und käferbedingt. „Hiervon waren etwa 4000 Festmeter verkaufbare Sortimente. In den Export sind rund 1900 Festmeter geflossen, der Rest ist von einheimischen Sägern übernommen worden“, erklärte der Förster am Donnerstagabend im Forstausschuss. Im Januar wurden dann nochmal 1400 Festmeter Holz eingeschlagen, hiervon seien ca. 800 Festmeter als Exportholz bereitgestellt und befinden sich in der Abfuhr. 200 Festmeter seinen für hiesige Säger in der Bereitstellung.
Witterungsverlauf derzeit günstig
Der Förster teilte zudem mit, dass mehrere Käfernester entfernt wurden und in den nächsten Wochen alle „nennenswerten Befallschwerpunkte“ abgearbeitet würden. Immerhin: „Der derzeitige Witterungsverlauf ist günstig für den Wald. Die Niederschläge der letzten Wochen reichen zwar noch nicht aus, aber sie machen Mut. Deshalb brauchen wir noch viel mehr Regen im kommenden Frühjahr, um einen Wasserpuffer zu erhalten“, so Franke-Hameke, der allerdings keine Entwarnung der Situation geben wollte.
Er betonte: „Ich befürchte, dass wir uns auch dieses Jahr auf erhebliche Käferholzmengen einstellen müssen. Wir können nur auf einen günstigen Witterungsverlauf mit viel Regen hoffen. Und auf keine starken Stürme.“