Attendorn. In der Waldenburger Kapelle gehören Stall, Figuren und Attendorner Gebäude ab dem ersten Advent zum festen Inventar. Strenge Regeln wegen Corona:

Am Samstag vor dem ersten Advent ist grundsätzlich Date-Line zur Fertigstellung der Waldenburger Krippe. Dann sollen der Stall, die Figuren, die bekannten Attendorner Gebäude im Kleinformat und alles, was sonst noch dazu gehört, an Ort und Stelle stehen. Am Sonntag kommen dann die ersten Besucher, um sich am Anblick der Krippe zu erfreuen. Manche sprechen ein Gebet und vielfach wird eine Kerze angezündet. Von neun Uhr morgens bis 21 Uhr erstrahlt täglich die Krippe im Lichterglanz – und zwar bis Maria Lichtmess, 2. Februar. Es gibt Musikuntermalung, in diesem Jahr erstmals auch bayerische Adventsmusik. Und der Betrachter vor der Kapelle ist an der frischen Luft, in Corona-Zeiten ein nicht zu unterschätzendes Plus.

Vor zwei Wochen begannen die Vorbereitungen. Neben Küster Johann Salamon gehörten Klaus Wilmes, der schon seit 16 Jahren dabei ist, und Günter Schulze zum engen Kreis des Aufbauteams. Jeden Tag arbeitet man vier bis fünf Stunden. Für das warme Mittagessen sorgte Janina Salamon, die Frau des Küsters. Zum festen Ritual gehört auch, dass es nach getaner Arbeit einen Kräuterlikör gibt. „Hirschkuss“ heißt dieser, den Klaus Wilmes aus Bad Tölz mitgebracht hat. Am Wochenende kamen noch Jacek Salamon, Jarek Salamon und Mark Knop als Verstärkung hinzu. Sie waren dafür zuständig, dass die Bänke in dicke Folie eingepackt wurden.

Blaues Licht aus den Fenstern

Darauf kamen dann Kanthölzer und Spanplatten, sodass eine Fläche von 40 Quadratmetern entstand, die das Innere der Kapelle größtenteils ausfüllt. Lediglich ein Gang auf der rechten Seite ist vorhanden. Neu ist in diesem Jahr, dass blaues Licht aus den Fenstern des Turmes der Attendorner Pfarrkirche zu sehen ist. Und es gibt an der Decke der Kapelle erstmals einen grünen und roten Sternenhimmel.

Wie im Jahr 2003 alles begann

Im Sommer des Jahres 2003 kam der Gedanke auf, in der Wallfahrtskapelle Waldenburg eine Weihnachtskrippe aufzustellen. Nach wochenlangem Zögern entschied sich der damalige Küster Paul Maiworm, der die Kapelle 50 Jahre betreute, dem Bau einer Krippe zuzustimmen. Ein Attendorner Bürger war spontan bereit, die Finanzierung der Figuren zu übernehmen. Und dann begann Paul Maiworm damit, den benötigten Krippenstall und einige Zubehörteile zu entwerfen und selbst zu basteln.

In der Vorweihnachtszeit 2003 entstand in Waldenburg das erste Krippengelände, entsprechend der Waldenburger Waldgegend , mit einer Größe von zwei mal drei Metern. Im Laufe der Jahre fertigte Paul Maiworm zahlreiche markante Attendorner Gebäude. Die Pfarrkirche und das Ursulinenkloster wurden in der JVA in Ewig angefertigt.

Auch kleine Details werden beachtet. In der Nachbildung des Forsthauses Bruse, in das die Pilger in alter Zeit gerne einkehrten, ist auf der Toilette kein Licht. Denn hier war keine elektrische Leitung verlegt. Die Gläubigen sollten ja auch tagsüber nach Waldenburg pilgern. Zum Inventar der Nachbauten gehört auch die alte Kapelle Waldenburg, die Burg Waldenburg, wie sie vor 500 Jahren ausgesehen hat, die Attendorner Pfarrkirche, das Südsauerlandmuseum und das Ursulinenkloster. Auch die Nachbildung der alten Biggebrücke, die der vor wenigen Tagen verstorbene Hermann Goebel aus Eichenholz nachbaute, ist zu sehen.

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Der Krippenstall gehört zur Erstausstattung der 2003 erstmals aufgebauten Krippe. Eine Herberge für das Hofgesinde (Knechte und Mägde) folgte später. All das ist bereits zu sehen. Die Heilige Familie kommt am Heiligen Abend hinzu. Vom Stern von Bethlehem geleitet, werden die Heiligen Drei Könige den Weg durch die Wüste zu Jesus am 6. Januar finden. Dann ist die Krippe komplett.

Kinder und Fotografen profitieren

Küster Johann Salamon hat seine eigene Krippendefinition: „Im Advent ist die ‚Attendorner Krippe‘ zu sehen. Wenn Heilig Abend ist und die Heilige Familie hinzukommt, dann ist das die ‚Heilige Krippe‘.“

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Am Heiligen Abend gab es bisher immer einen großen Andrang. „Dann kommen die Väter mit ihren Kindern vorbei und die Mutter kann in Ruhe die Bescherung vorbereiten“, sagt Johann Salamon. Am ersten Weihnachtstag der letzten beiden Jahre hat Pastor Thomas Choinski in einer kleinen Andacht die Krippe gesegnet. In diesem Jahr sind die Besucher angehalten, aufgrund der Corona-Pandemie Mund- und Nasenschutz zu tragen und den Mindestabstand einzuhalten. Der Blick ist nur durch das schmiedeeiserne Gitter möglich.

Bis zum letzten Jahr wurde an verschiedenen Tagen das Gitter geöffnet und die Besucher konnten die Krippe aus nächster Nähe sehen. Man konnte sogar entlang der Krippe gehen und die Sakristei diente als Ausgang. Besonders die Kinder und Fotografen profitierten davon. Dass sich die Krippe als Attraktion rumgesprochen hat, beweist, dass im vergangenen Jahr Busse aus Holland, Belgien und Bayern den Wallfahrtsort anfuhren.