Dünschede. Nach dem Feuer in der Dünscheder St.-Martinus-Kirche laufen die Reinigungsarbeiten. Bis Weihnachten soll die Kirche wieder benutzbar sein.

Ausgesprochen aufwändig ist die Reinigung der St. Martinus-Kirche nach dem in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen entstandenen Schwelbrand (wir berichteten). Der komplette Kirchenraum, die Kunstgegenstände und die Orgel wurden durch den Ruß aus dem Brand verschmutzt.

Der Schaden ist immens. In enger Abstimmung zwischen dem Paderborner Erzbischöflichen Generalvikariat und dem örtlichen Kirchenvorstand wurden und werden die Schritte für die umfassenden Sanierung festgelegt. „Das ist ein richtiges Projekt geworden“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Antonius Deimel. Die Kirche ist zum großen Teil leergeräumt. Polygonvatro, ein auf Brand- und Wasserschäden spezialisiertes Unternehmen, das in Olpe mit einer Niederlassung vertreten ist, hat vor Tagen mit der Reinigung begonnen. Bänke, Figuren, Türen und Fenster sind bereits gesäubert. Die Orgel ist äußerlich gereinigt.

Fahrzeuge des Sanierungsspezialisten für Brandschäden stehen vor dem Wahrzeichen des unteren Repetals. Im Inneren der Kirche wird kräftig gearbeitet. 
Fahrzeuge des Sanierungsspezialisten für Brandschäden stehen vor dem Wahrzeichen des unteren Repetals. Im Inneren der Kirche wird kräftig gearbeitet.  © Meinolf Lüttecke

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Das ist allerdings nur ein Teil der Säuberungsarbeiten an diesem Musikinstrument. Wenn alle anderen Arbeiten abgeschlossen sind, kann erst mit dem Ausbau aller Pfeifen begonnen werden. Diese werden danach in einem Spülverfahren in der Werkstatt des Orgelbauers in Höxter gereinigt. Derzeit befassen sich die Reinigungsspezialisten mit dem Säubern von Wänden und Gewölbe. Das erfolgt in mühevoller Handarbeit.

Braucht es einen Innenanstrich?

In der Woche sind bis zu elf Personen damit beschäftigt, mit Trockenreinigungsschwämmen die gesamten Flächen zu säubern. „Das ist Knochenarbeit“, verdeutlicht Einsatzleiterin Christina Seeber. Ob die Notwendigkeit eines Innenanstrichs besteht, entscheiden die Mitarbeiter des Erzbischöflichen Generalvikariat und des Kirchenvorstandes noch. Im ältesten Teil der Kirche befinden sich freigelegte Reste romanischer Wandmalerei, die den Kirchenpatron Martinus, die Flucht nach Ägypten, die Verkündigung Mariens, die heiligen Georg und Johannes den Täufer sowie einen Bischof mit Keulenschläger zeigen. Diese Fresken kamen bei der Renovierung 1953 zum Vorschein.

Zur Geschichte der St. Martinus-Kirche

Laut der ältesten geschichtlichen Tatsache wurde die St. Martinus-Kirche von Bischof Theodorus aus Estland konsekriert. Dazu sagt die Geschichte: In den Jahren 1213 bis 1216 konsekrierte dieser Bischof im Auftrag des Erzbischofs von Köln vornehmlich Kirchen in Westfalen und am Niederrhein. 1216 ging Bischof Theodorus in sein Bistum nach Estland zurück, und ist dort 1219 bei Ausübung seines bischöflichen Amtes von Esten grausam erschlagen worden.

1924 erfolgte unter Einbeziehung der alten Kirche ein Erweiterungsbau nach Westen. Der alte, baufällige Turm wurde abgerissen und neu gebaut. Aufgrund von schweren Schäden im Gewölbe wurden 1953 die Außenmauern durch Betonmassen unterstützt und oben durch Rundeisen gebunden. In den neunziger Jahren war eine weitere Renovierung notwendig. Das anschließend in neuem Glanz erstrahlende Gotteshaus freqentierte fortan viele Paare für eine kirchliche Trauung.

Der damalige Restaurator schätzte, dass die Fresken etwa aus dem 14. Jahrhundert stammen. Sie sollen durch einen Restaurator instand gesetzt werden. Zur Zeit werden die Kosten dafür zusammen getragen.

Da der Kirchenraum einen Brandgeruch aufweist, wird zum Schluss der Sanierung die Luft mit einem Spezialgerät gereinigt. „Wir wünschen uns, dass wir Weihnachten wieder Gottesdienst in unserer Kirche feiern können“, sagt Antonius Deimel. Mit seinem Wunsch ist auch das zeitliche Ziel für die Handwerker vorgegeben. Bis dahin finden die Heiligen Messen und Rosenkranzandachten in der Kapelle Maria Immaculata in Röllecken statt, in der pandemiebedingt 24 Personen Platz finden. Da an Weihnachten der Andrang für den Besuch einer Messe groß ist, wäre die Öffnung der Martinus-Kirche wünschenswert, denn hier finden derzeit 48 Gläubige Platz.