Kreis Olpe. Nach 21 Jahren scheidet Landrat Frank Beckehoff aus dem Amt aus. Im Interview spricht er über ein Bettlaken zum Wahlsieg und seinen Nachfolger.

Ein paar Bücher wird er einpacken, genau wie die Schreibtischlampe, die ihm die Stadt Attendorn geschenkt hatte, als er vor 25 Jahren vom Posten des Stadtdirektors in das Amt des Oberkreisdirektors wechselte. Und dann werden die Handwerker anrücken, um das Büro frisch zu machen für seinen Nachfolger. Das Büro, in dem Frank Beckehoff (66) mehr als zwei Jahrzehnte lang als Landrat des Kreises Olpe arbeitete. Zum Abschied blickt er im Interview zurück.

A wie Attendorn: „Attendorn ist meine Heimatstadt geworden, meine jüngste Tochter wurde dort geboren. Wir werden da auch nach einem Ausscheiden aus dem Amt gerne wohnen bleiben.“

B wie Bürgermeister: „Dieses Amt wäre nach meiner Zeit als Stadtdirektor auch eine interessante Perspektive gewesen. Der Posten als Oberkreisdirektor war allerdings eher ausgeschrieben, so dass ich dann diese reizvolle Aufgabe wahrgenommen habe.“

C wie Corona: „Eine gewaltige Herausforderung. Mein letztes Amtsjahr hatte ich mir anders vorgestellt. Weil viele Veranstaltungen abgesagt wurden, hatte ich deutlich mehr freie Abende und Wochenenden. Jetzt hätte ich mich gerne in größerem Rahmen verabschiedet, aber das geht nicht. Damit muss ich leben, so wie viele andere auch auf etwas verzichten müssen in dieser Zeit.“

D wie Drolshagen: „Ich erinnere mich gerne an den Landfrauenkaffee. Der stand jedes Jahr in meinem Kalender.“

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E wie Erste Wahl: „Vier Mal habe ich mich der Urwahl gestellt. Die erste war sicherlich die spannendste Wahl. Ich wusste nicht, wie das ausgeht und habe mich dann über ein fantastisches Ergebnis von 73 Prozent gefreut. Meine Freunde hingen mir ein Bettlaken auf mit der Aufschrift: ,Lieber 73,12 als 4711’.“

F wie Finnentrop: „Mit Bürgermeister Dietmar Heß hatte ich die eine oder andere Auseinandersetzung. In anderen Punkten haben wir aber auch gut zusammengearbeitet.“

G wie Grußwort: „Da bin ich meinem Pressesprecher Hans-Werner Voß dankbar, der – wer weiß wie viele – Grußworte für mich verfasst hat. Und die habe ich meistens auch so gehalten.“

H wie Hohe Bracht: „Da hängen wir dran als Kreis Olpe. Die Hohe Bracht ist und bleibt unser Wahrzeichen. Wir haben immer wieder sehr viel investiert und haben dort jetzt wirklich ein hervorragendes Ambiente.“

I wie Ideologie: „Ich bin kein Ideologe, sondern würde mich eher als Pragmatiker bezeichnen. Und als Jurist sehe ich auch immer den rechtlichen Rahmen einer Angelegenheit.“

J wie Jubiläum: „Das war das schönste Jahr in meiner Amtszeit mit einem Veranstaltungsreigen über das ganze Jahr. Ich erinnere mich an die Geburtstagsparty am Kreishaus oder das Fest mit dem Kreisheimatbund auf Burg Bilstein mit dem Besuch des Ministerpräsidenten. Da haben wir schon ein gewisses Feuerwerk abgebrannt.“

K wie Kirchhundem: „Es gibt ja immer wieder die Betrachtung, dass der Ostkreis eine benachteiligte Rolle einnimmt. Deswegen habe ich mich während meiner gesamten Amtszeit darum bemüht, gerade in Kirchhundem präsent zu sein und zum Beispiel die Landesanstalt für Fischerei immer unterstützt.“

L wie Lennestadt: „Für Lennestadt gilt das Gleiche. Und wenn ich an Lennestadt denke, fällt mir immer spontan Milchenbach ein, eines unserer Golddörfer.“

M wie „Mit 66 Jahren...“: „Es ist ja klar, wie sich der Satz fortsetzt: Da fängt das Leben an. Für mich ist es tatsächlich eine Zäsur. Aber ich bin nicht der Typ, der sich jetzt einen Hund kauft und spazieren geht. Ich möchte in einem bestimmten Maß noch als Jurist arbeiten und vor allem mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Mit meiner Frau habe ich schon mehrere Urlaubsreisen geplant.“

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N wie Nahverkehr: „Der ÖPNV lag mir immer am Herzen. Wichtig war für mich die Eigenwirtschaftlichkeit. Es war immer klar, dass wir damit nur eine Grundversorgung sicherstellen können. Aber dass wir die Eigenwirtschaftlichkeit aufrecht erhalten haben, hat dem Kreishaushalt etliche Millionen erspart. Ob das in Zukunft noch geht? Da muss man wohl ein großes Fragezeichen hinter setzen.“

O wie Olpe: „Unsere geliebte Kreisstadt. Ich fühle mich in dieser schönen Stadt fast genauso zu Hause wie in Attendorn.“

P wie Polizei: „Die Leitung der Kreispolizeibehörde ist eine Aufgabe, die Landräte wahrzunehmen haben. Ich hatte mit drei hervorragenden Abteilungsleitern zu tun: Heinzbert Scholemann, Diethard Jungermann und Jürgen Griesing. Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass die Kreispolizeibehörde eigenständig bleibt und nicht in größeren Organisationsformen aufgeht. Dann würde sehr viel Bürgernähe verloren gehen.“

Q wie Querelen: „Es gab natürlich politische Querelen in meiner Amtszeit, aber die Anzahl war sehr überschaubar.“

R wie Regionale: „Rückblickend ein großartiger politischer Erfolg. Wir haben den Südwestfalen-Prozess seinerzeit hier in Olpe angestoßen. Die Regionale 2013 kam uns dann sehr zur Hilfe, weil sich damit Südwestfalen zusammengefunden hat als Region. Und die Regionale 2025 wird der nächste Qualitätssprung. Wir als kleinster Kreis in NRW sind oft Juniorpartner, dort begegnen wir unseren Partnern aber auf Augenhöhe.“

S wie Stolz: „Ich bin stolz darauf, meine gesamte Amtszeit ohne irgendwelche Affären über die Bühne gebracht zu haben.“

T wie Teamarbeit: „Wir haben ein tolles Team mit dem Kreisdirektor und den Dezernenten oder Fachbereichsleitern. Theo Melcher ist der beste Kreisdirektor, den ich mir hätte vorstellen können. Und er ist die Idealbesetzung für meine Nachfolge. Ich weiß, dass er ein guter Landrat werden wird. Zu meinem Wegbegleitern zählen aber auch Josef Geuecke, der seit meiner Wahl zum Oberkreisdirektor der Fraktionsvorsitzende der CDU war und Dietmar Meeser als 1. stellvertretender Landrat. Mit allen dreien verbindet mich ein freundschaftliches Verhältnis.“

U wie Umlage: „Ein Dauerthema. Als Kreis ist man der Überbringer schlechter Nachrichten, wenn die Umlage mal wieder steigt. Das hing aber fast immer mit steigenden Sozialkosten durch neue Gesetze von Bund oder Land zusammen. Inzwischen haben wir mit den Bürgermeistern ein gewisses gegenseitiges Verständnis geschaffen. Und ich habe mir angewöhnt, mich nicht über jeden Satz der Kollegen zu sehr aufzuregen.“

V wie Verdienstkreuz: „Ich müsste mal überlegen, wie viele ich aushändigen durfte. Das habe ich immer sehr gerne getan, weil das Bundesverdienstkreuz ausschließlich an Bürgerinnen und Bürger ging, die es durch ihr herausragendes Engagement wahrlich verdient hatten.“

W wie Wenden: „Ich denke natürlich sofort an die Kirmes. Das Fest ist mir ans Herz gewachsen. Lebensfreude pur und eine Atmosphäre zum Genießen.“

X wie x-Mal versucht: „Da fällt mir etwas aus dem privaten Bereich ein: Ich habe x-Mal versucht mir das Rauchen abzugewöhnen. Kurz vor meinem 50. Geburtstag ist es mir dann gelungen. Ich bin aber ein absolut toleranter Nichtraucher.

Y wie „You’ll never walk alone“: „Man hat im Laufe der Jahre Kontakte zu einer Vielzahl von Menschen aus unterschiedlichen Bereichen geknüpft. Daraus sind Verbindungen entstanden, die ich auch über mein Ausscheiden aus dem Amt pflegen werde.“

Z wie Zufriedenheit: „Ich blicke außerordentlich zufrieden auf die 25 Jahre beim Kreis Olpe zurück. Ich war sehr gerne Landrat – mit Leib und Seele, mit Lust und Liebe. Es ist mit das schönste Amt, das in der Kommunalpolitik vergeben wird.