Olpe. . Der 84-jährige Dieter Auert ist ein karnevalistisches Urgestein. In diesem Jahr zeichnet er zum letzten Mal das närrische Motto der Session.

Dieter Auert bezeichnet sich selbst als „gelernter Karnevalist“. Der 84-Jährige, ein Attendorner Original, begann seine närrische Karriere 1957 als Büttenredner, war einige Jahre Zeremonienmeister, regierte 1972 als Prinz Dieter I. in Kattfilleria, gründete 1973 im „Jägerhaus“ das Prinzenkomitee mit und saß im Elferrat der Karnevalsgesellschaft.

Aber was die wenigsten wissen: Dieter Auert hat 1998 das erste Bühnenbild in der Stadthalle entworfen und malt seitdem auch die überdimensionalen Sessions-Orden, die an Karneval in der Halle aufgehängt werden.

Der große Orden mit dem diesjährigen Motto „Sei kein Tor, trag’s mit Humor“ wird der letzte sein, den Dieter Auert und sein Helfer Gisbert Wilmes, stets im grauen Kittel und von Anfang an dabei, malen. Die Arbeitsteilung zwischen den beiden altgedienten Attendorner Karnevalisten hat sich bewährt: Der 84-jährige Auert ist als gelernter Maler und Anstreicher für die Feinarbeit zuständig. Die nötigen Spanplatten, Farben und Folien besorgt Wilmes, Prinz Karneval von 1989 und 31 Jahre lang Mitglied des Elferrates.

Wagenbauhalle das Atelier

Gearbeitet wird in der Wagenbauhalle. „Das ist mein Atelier“, schmunzelt Dieter Auert. Gisbert Wilmes kennt sich hier als langjähriger „Hausmeister“ der Karnevalsgesellschaft bestens aus. Für einen der überdimensionalen, bunten Sessions-Orden benötigen Dieter Auert und Gisbert Wilmes rund zehn Stunden.

Länger als eine Stunde am Stück kann Dieter Auert, der beim Veilchendienstagszug am Alten Markt wieder als Zugmoderator im Einsatz sein wird, gar nicht arbeiten. „Die Farben blenden so“, erzählt der Hansestädter mit einem Augenzwinkern.

Dieter Auert mit dem Entwurf für das Bühnenbild in der Stadthalle, das der Attendorner 1998 entworfen und gemalt hat.
Dieter Auert mit dem Entwurf für das Bühnenbild in der Stadthalle, das der Attendorner 1998 entworfen und gemalt hat.

Angefangen hat die karnevalistische Malerei im Jahr 1998. Zum 25-jährigen Prinzenjubiläum von Manfred I. Wiederstein, genannt „Flöte“, entwarf und malte Dieter Auert ein neues Bühnenbild in der Stadthalle Attendorn. „Daran habe ich eine ganze Woche gearbeitet“, erinnert sich Dieter Auert noch gut.

Auf dem Bühnenbild durften der wackelnde Sauerländer Dom, der Kattfiller mit Armbrust, der Bieketurm samt Narrenkappe sowie das Rathaus und die Evangelische Kirche nicht fehlen.

„Das Aufstellen war sehr schwierig“, berichtet Gisbert Wilmes, der damals mit Gerd Scheele für die Bühne zuständig war. Immerhin maß das Bühnenbild zwölf Meter in der Länge. Die einzelnen Spanplatten waren dick und schwer. Das aktuelle Bühnenbild ist moderner geworden und viel leichter aufzubauen.

Ein Attendorner Original

Dieter Auert (84) ist ein
Attendorner Original. Er war Gastwirt im legendären „Jägerhaus“ und hat dort mit seinem Freund Klaus-Walter Hoberg die Plattdeutsche Runde gegründet.

Das Amt des Nachtwächters hat Auert vor zwei Jahren an Peter „Pittjes“ Höffer abgegeben, auch ein bekannter Attendorner Karnevalist. Als Stadtführer ist Auert aber immer noch unterwegs.

Gisbert Wilmes ist Ehrenmitglied der Karnevalsgesellschaft „Die Kattfiller“. Als Hallenmeister ist Sohn Lars in seine Fußstapfen getreten. Im Elferrat ist der Filius auch für Dekoration und Technik zuständig.

Es blieb 1998 nicht beim Bühnenbild. Der erste Session-Orden, den Dieter Auert und Gisbert Wilmes in jenem Jahr malten, beschäftigte sich mit der Rechtschreibreform. Viele weitere Orden folgten. Inzwischen hängen an Karneval 25 große Orden in der Stadthalle, darunter die der Roten Funken, der Prinzengarde, der Regimentstöchter und der Kindergarde. „Nur der Orden vom Prinzenkomitee fehlt noch“, lacht Auert.


Digitalisierung im Anmarsch

Nach 22 Jahren und 26 Orden ist für das Duo Auert/Wilmes nach dieser Session Schluss. „Das ist unser letzter Orden“, sagt Dieter Auert beim Besuch in seinem „Atelier oben in der Wagenbauhalle“. Dort wurde zum letzten Mal per Bildwerfer und Folie der diesjährige Sessions-Orden auf eine dünne Spanplatte geworfen und vom 84-Jährigen und seinem jüngeren Helfer vor- und ausgemalt. In Zukunft wird wohl auch diese Arbeitsweise digitalisiert.