Kreis Olpe. Nach dem Schweinepest-Fall in Brandenburg: Die Bauern aus dem Kreis Olpe sind gewarnt. Und sie erwarten nun spürbare Preisschwankungen.

Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Afrikanische Schweinepest (ASP) nach Deutschland kommen würde. Darin sind sich der Heldener Schweinebauer Josef Mertens, Ferkelzüchter Felix Kampmann aus Sange und Tobias Metten, Geschäftsführer des gleichnamigen Fleischwarenspezialisten aus Finnentrop, einig. Mitte dieser Woche ist aus der Vorahnung eine traurige Gewissheit geworden: In Brandenburg, nahe der polnischen Grenze, ist ein Wildschwein an dem für ihn tödlichen Virus verendet. Deutschland gilt damit offiziell nicht mehr als „seuchenfrei“.

„In Osteuropa und China grassiert die Schweinepest schon seit Jahren. Es war klar, dass sie irgendwann die natürliche Grenze zu Deutschland überschreiten wird“, erklärt Tobias Metten. Grund für Panik im Sauerland sieht der Metten-Chef aber (noch) nicht, vor allem aufgrund der hohen Sicherheitsstandards. Im „starken Schweinezuchtland Deutschland“, so Metten, würden die Landwirte einen großen Aufwand betreiben, um den für Menschen ungefährlichen, für Wildschweine aber tödlichen Erreger aus den Ställen herauszuhalten. Schutzkleidungen und Hygieneschleusen seien dafür als Beispiele genannt. „Wir sind hier deutlich professionalisierter unterwegs“, betont Metten, der die Verbraucher beruhigt: Verunreinigtes Schweinefleisch würde aufgrund besagter Standards erst gar nicht in die Regale der Supermärkte kommen.

„Dann verdienen wir kein Geld mehr“

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Klar ist aber auch: Dadurch, dass der so wichtige Export nach China, hierbei vor allem die in China beliebten Schweineöhrchen, vorerst eingestellt wird, sind Preisschwankungen vorprogrammiert. „Es wird zu Turbulenzen an den Märkten kommen“, ist sich Metten sicher. Wie diese aussehen können, erklärt Felix Kampmann aus Sange. Wenn der Export nach China wie befürchtet einbricht, werden auch die Schlachthöfe in Deutschland weniger für die Schlachtkörper bezahlen, wodurch wiederum der Marktschweinepreis sinken wird und auch viele Mäster nicht mehr gewillt sein werden, ihre Ferkelställe zu füllen. Kampmann geht sogar von einem Preisfall pro Ferkel in Höhe von zehn bis 15 Euro aus. „Dann verdienen wir kein Geld mehr mit unserer Arbeit. Das Problem ist jetzt, dass wir eine Marktunsicherheit haben und niemand so richtig weiß, was nun passiert.“

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Kampmann selbst, der nun inständig hofft, dass die Schweinepest nicht ins Sauerland kommt, wird als Konsequenz aus dem Brandenburger Fall die eigenen Sicherheitsmaßnahmen nochmal verstärken. Eine Versicherung für den Fall der Fälle habe er auch abgeschlossen, diese würde jedoch nicht alle Einnahmeausfälle kompensieren.

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Preisveränderungen befürchtet nun auch Josef Mertens. Der Heldener Schweinebauer, der rund 450 Schweine hält, erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion: „Die Situation wird nicht einfach werden, zumal wir das Problem haben, ein so großes Land zu sein.“ Sprich: Es sei extrem schwer, die Pest wieder herauszubekommen, wenn sie denn ein Mal da ist – wie es nun eben der Fall ist. Bauer Mertens kann dabei noch von Glück sprechen, dass er mit der Firma Tönnies einen festen Vertrag mit klar geregelten Preisen hat – und somit nicht von den befürchteten Preisschwankungen abhängig ist.

Gemeinsame Drückjagd

Unweigerlich kommt auch die Forderung auf, dass die heimischen Jäger vermehrt auf Wildschweine schießen sollten, um so das Risiko einer ASP-Ausbreitung zu minimieren. Karl Josef Fischer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft „Kurköln“ Olpe, hat dazu eine klare Meinung: „Wir können mit der Jagd grundsätzlich nicht verhindern, dass sich die Schweinepest ausbreitet.“

Drei Kühllager für Schwarzwild-Aufbrüche

Das Veterinäramt des Kreises Olpe und die Kreisjägerschaft haben auf den ASP-Fall reagiert und drei Kühlzellen beschafft, in denen Schwarzwild-Aufbrüche unschädlich entsorgt werden können. „Hintergrund für die Maßnahme ist, dass der Aufbruch eines noch nicht sichtbar klinisch kranken, aber schon mit dem ASP-Virus infizierten Wildschweins im Wald bereits der Ausgangspunkt für die Infektion weiterer Wildschweine sein kann“, erklärt Christian Kaiser, Leiter des Veterinäramtes in Olpe. „Je weniger Wildkadaver und -reste im Wald bleiben, desto besser für die Seuchenvorbeugung.“ Darüber hinaus dienen die Zellen dazu, Wildschweinkadaver, die auf das Virus untersucht werden sollen, gekühlt zwischenzulagern. Die erste Kühleinrichtung wurde jetzt im Hegering Attendorn aufgestellt.

Damit den Jägern weite Fahrstrecken erspart bleiben, ist beabsichtigt, in jedem Hegering bzw. jeder Kommune eine Kühleinrichtung aufzustellen. Weitere Standorte sind bereits beim Hegering Bilstein und beim Bauhof der Gemeinde Wenden eingerichtet.

Eine Übertragung des Virus kann direkt über Tierkontakte oder indirekt über Fleisch und Wurst von infizierten Tieren sowie Abfallprodukte und Aufbruch befallener Tiere erfolgen. Unter ungünstigen Bedingungen können sogar unachtsam entsorgte Reste von virushaltigem Reiseproviant ausreichen, um die Seuche einzuschleppen. Essensreste sollten daher niemals weggeworfen oder für Wildschweine zugänglich entsorgt werden.

Allerdings hätten die Jäger im Kreis Olpe den Bestand an Wildschweinen in den vergangenen ein, zwei Jahren spürbar reduziert. Und auch dieses Jahr wollen die Jäger im Herbst, natürlich unter Einhaltung aller Abstandsregeln in Zeiten von Corona, auf die gemeinsame Drückjagd gehen. Fischer: „Wir können die Ausbreitung der Pest vielleicht verlangsamen, aber nicht verhindern.“