Drolshagen/Dumicke. Dem Landhotel Haus Dumicketal geht es gut. Und das trotz der Corona-Pandemie und dem Lockdown. Die Inhaber erklären, woran das liegt.

Martin Lütticke rüstet auf. Mit einer Photovoltaikanlage. Weil ihm Nachhaltigkeit wichtig ist. Den Strom braucht er auch für seine Ladestationen für Elektrofahrzeuge. „Elektromobilität ist ein zukunftsweisendes Thema. Unseren Gästen ist das wichtig“, sagt der Hotelier und Gastronom, der mit seiner Frau Martina das Haus Dumicketal betreibt.

1953 gründete Vater Rudolf (90) den Betrieb als Gasthof, der heute ein Landhotel ist. Mit Restaurant und Biergarten, 19 Zimmern und einem Gästehaus. Schon seit Jahrhunderten gehören Lüttickes zum Dumicketal. Bereits im 16. Jahrhundert stand an gleicher Stelle ihr Haus. Mit Stolz blickt man hier auf die Familiengeschichte und auf die des Landhotels. Im Eingangsbereich des Restaurants hängt ein Stammbaum. Als Erster ist ein Johann Lütticke (1580) genannt.

Während gemeinhin das Gastgewerbe angesichts Covid-19 Angst vor der Insolvenz hat, ist das im Haus Dumicketal anders. „Corona ist sicherlich ein Einschnitt. Nach den Lockerungen war die Situation in den ersten Wochen auch sehr verhalten. Aber dann kamen die Gäste“, sagt Martin Lütticke, der trotz Coronazeiten nicht über eine mangelnde Auslastung klagen kann. Im Gegenteil. Auch die Ausfälle durch den Lockdown hat er wieder reingeholt. „Ich kann zufrieden sein. Gleiches höre ich von meinen Kollegen.“ Zwar hätten die Buchungen von Geschäftsreisenden nachgelassen, natürlich, aber das habe man mit einem Mehr an Touristen und Tagesausflüglern auffangen können. Vor Corona seien die Gäste aus dem Ruhrgebiet und den Niederlanden gekommen. Heute aus ganz Deutschland, vor allem aus Bayern und Baden-Württemberg. „Corona tut sicherlich nicht gut. Aber die Pandemie hat die Aufmerksamkeit vom Ausland auf das Inland und ganz besonders auf die ländlichen Regionen und damit auch auf das Sauerland gelenkt. Unsere Landschaft ist einfach schön. Mit dem Biggesee vor der Haustür sind wir eine tolle Erholungsregion mit hoher Erlebnisqualität.“

Türen wegen zu vieler Gäste abschließen

Der 55-Jährige erinnert sich noch gut an die frühen 1970er-Jahre, als Urlaubsflüge noch Luxus waren und die Sommerfrischler drei Wochen Vollpension im hiesigen Raum buchten, als Erholungssuchende aus Köln mit dem Zug bis nach Sondern fuhren, dem einzigen Seebahnhof in Nordrhein-Westfalen. „In den Zeiten war an den Wochenenden selbst auf der Autobahn Stau, alle wollten an den Biggesee. Wir mussten unsere Türen abschließen, weil wir zu viele Gäste hatten“, erzählt er. Dann aber kam der Mallorca-Boom, die Menschen reisten in den Süden, ans Mittelmeer, nach Spanien, Italien, Frankreich. Und am Biggesee machten sich so langsam der Investitionsstau und fehlende Neuinvestitionen bemerkbar. Die Besucherzahlen gingen zurück, die Ansprüche wuchsen. „Auch der Ruhrverband hatte damals wenig Interesse an Tourismus, ließ den See zuwachsen, schloss Parkplätze mit Leitplanken“, sagt Martin Lütticke und würde sich trotz der Bemühungen zur Attraktivitätssteigerung in den letzten Jahren mehr Investitionen in die touristische Infrastruktur wünschen. „Es gibt beispielsweise den Masterplan für die Seen im Sauerland. Trotzdem bleiben Entwicklungsmaßnahmen aus.“

Guter und erfolgreicher Weg

Trotz Kritik am Großen und Ganzen sieht der Hotelier und Gastronom eine neue Hoffnung für den Tourismus rund um den Biggesee. Für sich hat er einen guten und erfolgreichen Weg gefunden. Seinen Gästen schnürt er Pakete, bietet beispielsweise Wochenenden mit Segeltörns, den Skipper inklusive, geführte Bikertouren, das GPS-Material gibt es direkt dazu oder sogar den Chef persönlich, denn Martin Lütticke ist auch leidenschaftlicher Motorradfahrer.

Neu angeschafft hat er jetzt E-Bikes, vier an der Zahl und wenn es läuft, sollen es mehr werden. Mit Photovoltaik und Blockheizkraft setzt er nicht nur bei Energie auf Nachhaltigkeit, sondern als Koch, Metzger und Jäger auch in seiner Küche, legt dabei Wert auf kurze Transportwege, Tierwohl und Regionalität. Er betreibt eine eigene Backstube und stellt seine Produkte von der Wurst bis zur Pasta selbst her. „Bio und Nachhaltigkeit sind ein Riesenthema. Die Menschen lieben das und sie lieben die Natur, den Wald, das Wasser. Sie wollen gesund und aktiv unterwegs sein. Hier haben wir eine echte Chance.“