Kreis Olpe. Vom Selbstversorger bis zum Wildwuchs-Fan: Gärtner Thomas Kramer aus Olpe erklärt, wie jeder seinen Garten nach persönlichen Vorlieben gestaltet.

Ein Garten ist ein abgegrenztes Stück Land, in dem Pflanzen oder Tiere vom Menschen in Kultur genommen und somit gepflegt werden. Im Gegensatz zu Parks werden Gärten meist privat genutzt. So steht es bei Wikipedia. Menschen kultivieren also ein Stück Land und pflegen es. Das erklärt, warum es so unterschiedliche Gärten gibt, denn wir Menschen ticken bekanntlich ja auch sehr unterschiedlich.

Typ: Selbstversorger

Kürzlich war ich in einem relativ großen Garten, dessen Besitzer den Anspruch hat, Selbstversorger im Hinblick auf Gemüse, Kartoffeln, Salat, Obst und Beerenfrüchte für sich und seine Familie zu sein. Das alles nebenher, denn sein Job ist auch nicht ohne. In dem Garten brummte und summte es an jeder Ecke, der Rasen ist eher eine Wiese mit Klee und Kräutern, mitten drin ein Sitzplatz mit einem großen Stein, aus dem Wasser sprudelte, und ein Teil der Ernte war in vollem Gange. In eine Mucki-Bude brauchen solche Gartenbesitzer nicht, Bio ist garantiert und Round-Up ist mindestens so schlimm wie Covid-19.

Typ: Perfektionist

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Eine Stunde später bin ich in einem Garten, wo der Besitzer den Anspruch hat, permanent einen Top-Rasen zu haben. Ränder sauber eingefasst, unkrautfrei, sattes Grün und natürlich ohne Moos – top ist schließlich top. Wir unterhalten uns über Substrate, Licht und Schatten, Bewässerungssysteme, Rasenroboter, Düngeprogramme, Maulwurf und Co, Rasenmischungen und unterschiedliche Arten von Rollrasen. In dem Garten bleibt nichts dem Zufall überlassen, Unerwünschtes wird sofort entfernt, da liegt nichts rum und alles ist akkurat und ordentlich.

Typ: Naturgarten-Fan

Wieder etwas später komme ich in einen völlig verwilderten Garten, um mir einen Baum anzuschauen, der ein Problem hat. Die Verwilderung wurde mir mit „Naturgarten“ erklärt. Bei ihm könne alles wachsen, was da wachsen wolle, so der Naturfreund. Drum herum sah es aber genauso aus, und ich vermute eher keine Zeit, keine Lust oder beides.

Typ: Ästhet

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Im Laufe der Woche dann ein Garten, in dem es um Kunst ging. Unsere Kundin hatte genaue Vorstellungen, wie der Bereich um das Kunstobjekt herum aussehen sollte. Wir haben uns über die Art der Beleuchtung unterhalten und über eine dezente Staudenbepflanzung, die ausschließlich weiße Blüten haben durfte. Bei einem weiteren Termin im Oberbergischen ging es um einen Schwimmteich. Die Kinder seien aus dem Haus, der Platz sei da und man wolle es sich jetzt noch einmal so richtig schön machen. Wir haben uns über die Einfriedung des Grundstücks mit einem Zaun unterhalten, über die Größe eines funktionierenden Schwimmteichs, Wassertechnik, Pflege, Algen und den Pool als Alternative. Über Geld haben wir natürlich auch gesprochen. Jetzt muss man erst einmal nachdenken. Ich bin mir sicher – es wird der Pool oder gar nichts.

Typ: Kompromiss

Manchmal kommt es auch vor, dass sich die Gartenbesitzer untereinander nicht einig sind, wie ihr Garten denn aussehen solle. In den meisten Fällen behält Sie die Oberhand und der Klügere gibt nach. In diesem Frühjahr hatte ich aber einen Termin im tiefsten Siegerland, wo eine Einigung zwischen den Eheleuten nicht zustande gekommen war. Es ging um das Thema Pflege und ich kam in einen Garten, der tatsächlich zweigeteilt war. Der untere Teil gehörte ihm, der obere ihr und jeder musste sich um seinen Teil selbst kümmern. Sein Teil war recht schlicht gehalten: Wiese, Zaun, Obstbäume und Schaf. Bei ihr stand Lavendel, üppige Staudenbeete, Rosen und in Form geschnittener Buchsbaum. Den Kompromiss kannte ich bislang noch nicht und der Punkt Pflegeleicht ging mit einem klaren 1:0 an ihn.

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Ein Garten ist ein abgegrenztes Stück Land, in dem Pflanzen oder Tiere vom Menschen in Kultur genommen und somit gepflegt werden – stimmt. Aber man kann auch sagen: „Ein Garten ist das, was seine Besitzer aus ihm machen – und irgendwie sind die alle anders.“

Viel Spaß beim Gärtnern wünscht Ihnen Ihr Thomas Kramer