Lennestadt. Die Stadt Lennestadt will sich 14 Millionen Euro leihen, um die Strom- und Gasversorgung auf sichere Füße zu stellen.

Der Lennestädter Stadtrat wird zu einer Sondersitzung aus seiner Sommerpause geholt. Einziger Tagesordnungspunkt der Sitzung am kommenden Dienstag, 11. August, ab 18 Uhr in der Sauerlandhalle ist die Einbringung eines Nachtragshaushalt für das Jahr 2020. Dabei geht es aber nicht um Nachfinanzierungen, zum Beispiel wegen der Coronakrise, sondern um die bereits beschlossene Kooperation der Stadt bei der Strom- und Gasversorgung mit der innogy Westenergie GmbH.

Neue Netzgesellschaft

Dafür benötigt die Stadt 14,2 Millionen Euro und weil sie diese nicht auf der hohen Kante liegen hat, will sie Kredite in gleicher Höhe aufnehmen, legitimiert durch einen Nachtragshaushalt, den der Stadtrat absegnen muss. Ende Juni hatte der Stadtrat beschlossen, das Strom- und Gasverteilnetz im Stadtgebiet zusammen mit dem zukünftigen Strom- und Gasnetzbetreiber innogy Westenergie GmbH in einer gemeinsamen Netzgesellschaft, der „Lennestadt Netz GmbH & Co. KG“, zu betreiben. Das Kooperationsmodell soll am 1. Januar 2021 an den Start gehen und eine Laufzeit von 20 Jahren haben.

Stadt erwartet Gewinne

„Neben der Chance, aktiv Einfluss auf die örtliche Energieversorgung und die zukünftigen Herausforderungen, beispielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien nehmen zu können, ist diese Entscheidung im Wesentlichen von ihrer haushalterischen Wirkung getragen. Denn neben den weiterhin fälligen und in ihren Größenordnungen unveränderten Konzessionsabgaben werden aus der geplanten Netzgesellschaft weitere nachhaltige Erträge für den städtischen Haushalt erwartet“, schreibt Bürgermeister Stefan Hundt im Vorbericht des Nachtragshaushaltsentwurfs. Das heißt, die Investition soll sich in Zukunft nicht nur refinanzieren, sondern auch satte Gewinne für die Stadt abwerfen.

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Aber das Engagement kostet viel Geld. Während der Energieversorger das örtliche Strom- und Gasnetz in die noch zu gründende „Lennestadt Netz GmbH & Co. KG“ einbringt, muss sich die Stadt mit einer Beteiligungsquote von 74,9 % in die Gesellschaft einkaufen. Der Kaufpreis beträgt besagte 14,2 Mio. Euro. Er ist Mitte Januar fällig, so dass die Kreditaufnahme noch in diesem Haushaltsjahr erfolgen muss.

36 Millionen Euro Schulden

Die beabsichtigte Kreditaufnahme wird den Schuldenstand der Stadt Lennestadt signifikant erhöhen. Kommt die Stadt in diesem Haushaltsjahr wie in den letzten zwei Jahren ohne neue Kredite aus, läge der Schuldenstand zum 31. Dezember bei 22,3 Mio. Euro. Der Eintritt in die Netzgesellschaft bewirkt eine Erhöhung der Schulden um fast zwei Drittel. Nach der Einbringung des Nachtragshaushalts soll der Stadtrat in seiner nächsten regulären Sitzung am 2. September final über den Nachtragshaushalt entscheiden.