Kreis Olpe. Die Theatergruppe der Werthmann-Werkstätten hilft dem Schrabbenhof in Silberg bei der Finanzierung eines Hubliftes.

Im Jahr 2012 startete ein „Selbstbehauptungstraining“ für die Beschäftigten der Werthmann-Werkstätten des Caritasverbandes Olpe. Schnell entwickelte sich aus diesem Kurs etwas viel Größeres: die Theatergruppe.

„Es gibt wohl nichts Wirksameres um das Selbstbewusstsein zu steigern, als vor Publikum zu stehen und frei zu reden,“ weiß Petra Müller, Organisatorin der Theatergruppe vom Begleitenden Dienst, zu berichten.

Durch die Coronapandemie liegen jedoch die wöchentlichen Proben der Gruppe, wie auch das gesamte Kursangebot der Werthmann-Werkstätten, zur Zeit auf Eis. Dabei ist das Theaterspiel gerade für Menschen mit psychischen Erkrankungen eine große und überaus wichtige Möglichkeit die Selbstsicherheit zu steigern, sich als unverzichtbaren Teil einer Gruppe wahrzunehmen und durch die künstlerischen Darstellung unterdrückten Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

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Unter der Leitung von Theaterpädagogin Ulrike Wesely vom Kulturgut Schrabbenhof wurde zum Beispiel das Inklusionsprojekt, ein selbst geschriebenes und einstudiertes Stück, viermal erfolgreich auf der Bühne präsentiert. Mit Frau Wesely haben die Werthmann-Werkstätten eine kompetente Theaterpädagogin gewinnen können: In diesem Jahr wurde sie als „Kulturpreisträgerin des Kreises Olpe“ ausgezeichnet.

„Dies war natürlich auch für 2020 vorgesehen, aber ist wegen Corona nicht realisierbar“, erzählen zwei der Mitwirkenden, Luise Schröder und Kerstin Neuhaus, enttäuscht.

Hilferuf

Umso erfreuter waren sie und die anderen Mitglieder der Gruppe, als ihre „Kreativchefin“ Ulrike Wesely, sich vor einigen Tagen mit einem Hilferuf an ihre Schützlinge wandte, in dem sie um das Mitwirken der Schauspieler in einem Videodreh bat.

Der Hintergrund: Das Kulturgut „Schrabbenhof“ soll barrierefrei werden. Neben bereits erledigten Pflasterarbeiten und Zuwegungen wird bald auch ein Hublift installiert, damit Menschen mit körperlicher Behinderung in die oberen Räume des Museums und in das Theater gelangen können.

Der Hublift mit Gesamtkosten von knapp 27.000 Euro wird mit 20.000 Euro Zuschuss aus dem Soforthilfeprogramm „Heimatmuseen“ des Programms „Kultur in ländlichen Räumen“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

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Trotz umfangreicher finanzieller Unterstützung durch öffentliche Mittel und Spenden ist das Bauprojekt - inklusive Hublift für die Außentreppe des Theaters nicht durchfinanziert und die beiden Vereine MuT Sauerland und MiniCartClub Deutschland suchen noch nach Möglichkeiten, dies auszugleichen.

Crowdfundingprojekt

Durch Corona sind die Einnahmen jedoch immens weggebrochen und so kam Wesely auf die Idee ein „Crowdfundingprojekt“ zu starten. Um Spendengelder im Internet zu generieren soll nun ein Video gedreht werden, bei dem die Notwendigkeit der Barrierefreiheit verdeutlicht wird. Und wer wäre als Darsteller besser geeignet, als die Theatergruppe der Werthmann-Werkstätten? In dieser Gruppe sind Beschäftigte, die teilweise selbst aufgrund der Benutzung von Rollis und Rollatoren auf barrierefrei Zugänge angewiesen sind.

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Petra Müller: „Es ist eine Win-Win-Situation. Die Theatergruppe darf wieder spielen und kann gleichzeitig in dieser schwierigen Zeit etwas zurückgeben.“ Wertvoller Nebeneffekt: das Gefühl gebraucht zu werden, Helfer in der Not zu sein steigert das Selbstwertgefühl natürlich enorm.

Am morgigen Donnerstag geht es also auf dem Kulturgut in Kirchhundem-Silberg los mit den Dreharbeiten, deren Inhalt bis zur Videopremiere ein Geheimnis bleiben soll. Es sei nur so viel verraten: die Mitwirkenden freuen sich, endlich die anderen Schauspieler und auch Ulrike Wesely wiederzusehen, und etwas zurückgeben zu können.