Olpe. Die große Angst der Gastro-Gäste hat sich gelegt. Auch größere Feierlichkeiten sind wieder möglich. Aber es gibt auch Probleme.
Wer hätte das gedacht? Ins Gesicht von Harry Holz, dem Betreiber der Olper Traditions-Gastronomie Goldener Löwe, ist das Lächeln zurückgekehrt: „Heute Morgen war hier richtig ‘was los, wir hatten allein 21 Frühstücksbestellungen.“
Obwohl noch kein Grund zu Euphorie bestehe, so der 63-jährige Gastronom, sei zu spüren, dass den Gästen der Coronaschock nicht mehr in den Knochen stecke. „Das war nach unserem Re-Start Mitte Mai noch anders. Da war den Leuten die Angst noch anzumerken. Die wenigen, die gekommen sind, wollten auch nur draußen sitzen.“
Der Umsatz sei mittlerweile so kräftig angestiegen, bedingt durch gute Sonnentage an Wochenenden, dass der Löwe bessere Zahlen als im Juni 2019 verzeichne. Und das, obwohl nur rund 60 bis 65 Prozent der üblichen Tische und Stühle auf den Marktplatz gestellt werden dürften. Im Innern stehen seit Corona nur noch 70 statt der sonst 140 Sitzplätze zur Verfügung.
Holz: „Vor allem die Wochenendtage Freitag und Samstag laufen, die Auslastung der Plätze ist sehr gut.“
Sogar der urige Gewölbekeller dürfe wieder in Betrieb genommen werden, allerdings ausschließlich für Geschlossene Gesellschaften: „Ein Klassentreffen für September ist gebucht, für rund 30 Leute. Das können wir umsetzen.“ Ein Schulabschluss mit 100 Gästen für das gesamte Lokal sei ebenfalls angefragt worden, darüber sei aber noch nicht entschieden worden.
Theoretisch 150 erlaubt
Theoretisch erlaubt sei laut neuestem Corona-Erlass sogar eine Feier mit bis zu 150 Gästen. Doch dafür, so Holz, biete der „Löwe“ zu wenig Platz: „Der Abstand muss ja einzuhalten sein.“
Der Gewölbekeller biete in normalen Zeiten alleine schon Platz für 90 Personen, „das ist derzeit aber undenkbar, und das wollen wir auch nicht. Unter Corona-Bedingungen seien 35 Gäste dort das Maximum.
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Der Mietvertrag mit der Krombacher Brauerei, die ihrerseits Pächter des Immobilieneigners sei, laufe noch zwei Jahre, sagt Holz, was danach sei, wisse er noch nicht. Aber: „Mir gefällt es in Olpe gut, auch, wenn leider unsere Wohnung über dem Gastraum nach dem Brand immer noch nicht fertig ist und ich in der Nachbarschaft unterkommen musste. Dadurch fehlt uns aber auch ein richtiges Büro, das wir dringend bräuchten.“
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Holz baut aktuell weiterhin auf das derzeit „blendende Wochenendgeschäft“. Seine schon vor Corona 26-köpfige Servicemannschaft ist wieder voll eingespannt. „Wir suchen schon wieder Leute. Wer im Service arbeiten möchte, kann sich bei mir melden. Es gibt 450 Euro-Mini-Jobs, flexible Teilzeitbeschäftigungen, aber auch Studenten-Werkverträge mit 800 Euro-Verdienst.“
Holz räumt ein, dass er von der Nach-Corona-Entwicklung positiv überrascht sei: „Ich hätte gedacht, dass es schlechter laufen würde.“
Neues Olpe Gefahr für Marktplatz-Gastronomie
Mittel bis langfristig macht sich der Detmolder dennoch seine Gedanken, die mit Blick auf die Entstehung des „neuen Olpe“ mit unüberhörbarer Skepsis behaftet sind: „Das wird das alte Olpe zu spüren bekommen. Schon durch eine so große Lokalität wie dem Extrablatt sind die Karten hier neu gemischt worden. Wenn die Stadt aber rund um den alten Bahnhof für eine richtige Attraktion sorgt, werden viele Menschen von auswärts erst einmal dorthin strömen. Und die fehlen im alten Olpe und damit natürlich auch der Gastronomie hier am Marktplatz.“
Für zwei attraktive Gastro-Regionen sei Olpe als Stadt zu klein, fürchtet Holz: „Viele meiner Gäste sind ja Touris - zum Beispiel aus den Niederlanden, aus Belgien, aber auch aus anderen Regionen Deutschlands.“ Die würden dann sicherlich erstmal ins neue Olpe strömen. Da könne dann auch die ungünstige Parkplatzsituation im Olper Ortskern die Waage zu Gunsten des neuen Olpe ausschlagen lassen.