Attendorn. Attendorner FDP fordert einen Neustart bei den Planungen des Wall-Centers. Ein Kritikpunkt: Planungen verstoßen gegen das Entwicklungskonzept:
Während die Fraktionen SPD, CDU, UWG und Grüne den geplanten Bau des Wall-Centers begrüßen (wir berichteten), fordert die FDP eine komplette Neuausrichtung. „Wir sollten die Beschlusslage aufheben und vernünftig neu planen. Attendorn hat an dieser exponierten Stelle mehr verdient, als den billigsten Bau eines auswärtigen Investors, den nur die Rendite interessiert“, greift FDP-Ratsvertreter Ralf Warias die Stadt und den Düsseldorfer Investor „Immobilien Treuhand GmbH“ (ITG) an, der am Bahnhof ein Einkaufszentrum mit einer Filiale der Drogeriemarkt-Kette Müller und einem Lebensmittelgeschäft ansiedeln möchte.
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Der Bankkaufmann bemängelt, dass die vorgelegten Planungen dem Innenstadtentwicklungskonzept nicht entsprechen würden. Dort stehe nämlich, dass die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel im Wall-Center das bestehende Angebot in der Stadt sinnvoll ergänzen, nicht aber ersetzen solle. Einige Einzelhändler und Dienstleister aus der Innenstadt fürchten um hohe Kaufkraftabflüsse, die so auch in Auswirkungsgutachten dokumentiert sind.
Deutliche Verlagerung der Kundenströme
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„Schon beim Bau des Allee-Centers hatte die Bezirksregierung große Sorgen hinsichtlich der Entstehung eines neuen Zentrums mit schädlichen Folgen für die Innenstadt. Die ITG-Planungen würden zu einer deutlichen Verlagerung der Kundenströme (...) führen.“ Hier sieht der FDP-Mann auch die Gefahr einer gerichtlichen Pleite für die Stadt, die bereits in 2018 im Rahmen eines Normenkontrollverfahrens gegen die Firma Muhr und Söhne verloren hatte und dadurch die Sanierungssatzung für nichtig erklärt wurde.
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Zudem kritisiert Warias, dass der Aspekt Wohnen beim Wall-Center völlig außer acht gelassen werde. Darüber hinaus hinterfragt der Liberale die Professionalität des Investors – und zwar vor dem Hintergrund, dass „ein Projektgegner (Firma Dornseifer, Ann. der Redaktion) in diesem Planungsstand noch ein Schlüsselgrundstück ergattern konnte“ (wir berichteten).
Kaum Wettbewerb in Attendorn
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Die anderen Fraktionen stellen sich hinter das Wall-Center-Projekt und die Ansiedlung von neuem Einzelhandel im Cohn-Komplex an der Wasserstraße, weil sie nicht mehr mit ansehen wollen, dass die Attendorner zum Shoppen in die Nachbarstädte fahren. Alleine in den Sortimenten Lebensmittel sowie Gesundheit und Körperpflege betrage der Kaufkraftabfluss 15 Millionen Euro pro Jahr, erklären die Fraktionen in einer gemeinsamen Mitteilung.
Und weiter: „Im Bereich von Lebensmitteln und Drogeriewaren verfügt Attendorn im Gegensatz zu den benachbarten Städten lediglich über einen großen Supermarkt, einen sogenannten Vollsortimenter, und einen Drogeriemarkt. So können Kunden in der Hansestadt derzeit kaum vom Wettbewerb mehrerer Anbieter profitieren.“