Bilstein. Christian Burghaus alias „DJ Loca“ aus Lennestadt-Bilstein schaltet Live-Streams von seinen DJ-Sets. In Attendorn plant er ein Open-Air-Konzert.

Die Corona-Krise trifft zwei Branchen besonders hart: das Eventsegment und die Club- und Festival-Szene. In beiden Bereichen ist Christian Burghaus aus Lennestadt-Bilstein tätig. Als DJ Loca legt der 31-Jährige normalerweise jedes Wochenende mehrmals auf, aktuell brechen ihm jedoch so gut wie alle Aufträge weg. Trotzdem legt Burghaus weiter auf. Allein, aber mit großer Zuschauerresonanz. Mit seinen DJ-Live-Streams vor markanten Kulissen im Kreis Olpe bringt er die Party ins Wohnzimmer und bald vielleicht auch in Kreidekreise, die auf Parkplätzen aufgemalt sind. Im Interview verrät er, wie er durch die Krise kommt und wie es weitergehen könnte.

In der Corona-Krise mussten viele Hochzeitsfeiern abgesagt bzw. verschoben werden, Clubs bleiben weiterhin geschlossen. Wie stark waren und sind Sie von den Folgen der Pandemie betroffen?

Christian Burghaus: Gerade im Frühjahr, Sommer und Herbst war ich so gut wie jeden Freitag und Samstag als DJ für eine Hochzeit gebucht. Im Schnitt komme ich so auf 50 Hochzeiten pro Jahr. Das ist jetzt natürlich alles weggebrochen, weil die Paare ihre Hochzeit entweder auf Ende des Jahres oder eben auf 2021 verschoben haben. Das bedeutet, dass sich auch die Einnahmen verschieben, aktuell aber fehlen. Das Clubgeschäft läuft eher im Winter. Vielleicht läuft es bis dahin ja wieder.

Also seit dem Lockdown Mitte März lief quasi gar nichts mehr?

Zur Person: Christian Burghaus

Christian Burghaus lebt zusammen mit seiner Freundin in Bilstein.

Als DJ Loca hat Burghaus bereits mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, unter anderem mit Pietro Lombardi, Michael Wendler, Kollegah, Punjabi MC, Michael Mind Project oder auch mit Mallorca-Künstlern wie Mia Julia oder Willi Herren.

Abgesehen vom Auflegen spielt Burghaus noch gerne Tennis in seiner Freizeit, betreibt Ausdauersport oder geht mit Freunden aus.

Mehr Infos über DJ Loca und seine Firma „Esta Loca Entertainment“ gibt es auf www.dj-loca.de und auf www.esta-loca.de, oder auch auf Instagram und Facebook.

Tatsächlich hatte ich seitdem keine DJ-Auftritte mehr. Unsere Branche war quasi die erste, die heruntergefahren wurde und wird auch die letzte sein, die wieder ihren Betrieb aufnehmen wird. Das merke ich auch bei meiner Eventagentur „Esta Loca Entertainment“, die neben meiner DJ-Tätigkeit mein zweites Standbein ist. Dabei bieten wir Veranstaltungsservice für Konferenzen oder Firmenfeiern an, übernehmen die technische Planung und Umsetzung von Disco- und Clubinstallationen oder entwerfen Eventkonzepte. Für all das gibt es aber momentan keine Anlässe. Das Einzige, wofür wir in der Zeit Aufträge bekommen haben, waren Anfragen von neu gegründeten Autokinos, die LED-Leinwände benötigten.

Auf Ihrer Facebook-Seite haben Sie auch Live-Videos von Ihren DJ-Auftritten veröffentlicht, unter anderem vom Biggesee oder vor der Burg Schnellenberg in Attendorn. Wie ist es dazu gekommen?

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Ich kann einfach nicht still sitzen. Ich habe mir deswegen extravagante Locations ausgesucht wie die Burg Schnellenberg oder auch die Pyramiden im Galileo-Park, um dort auflegen zu können. Natürlich habe ich da vorher immer mit den zuständigen Ordnungsämtern drüber gesprochen, die hatten damit aber überhaupt kein Problem. Ich wollte mit den Auftritten, die wir dann auch gestreamed haben, den Leuten einfach mitteilen: „Hey, uns gibt es noch! Und wir möchten euch das Partyfeeling nach Hause bringen!“

Ist das aber nicht auch ein bisschen komisch, quasi ganz alleine aufzulegen? Ohne Menschen, die einem sonst immer zujubeln?

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Klar, das direkte Feedback der Leute fehlt natürlich. Ganz viel ergibt sich sonst aus der Stimmung vor Ort. Man reagiert auf die Menge: Bei welchen Liedern sie mitgeht und bei welchen eher nicht. Daran angepasst wähle ich dann auch den nächsten Track aus. Das fehlt dann natürlich, wenn ich alleine spiele. Aber die Zugriffszahlen bei Facebook haben mir gezeigt, dass die Sets bei den Leuten gut ankommen. Das Video, das wir auf der Burg Bilstein, der Hohen Bracht und bei den Sauerland Pyramiden gedreht haben, hat bei Facebook 15.000 Leute aus der Region erreicht – und das ohne Werbung. Die Videos werden gut geteilt und einige haben mich auch nach den Sets gefragt, wo sie die herunterladen können. Das ist natürlich auch ein cooles Feedback. Außerdem habe ich mit den Live-Streams sogar auch schon neue Aufträge generieren können für die Zeit nach Corona.

Für Sie ist das Auflegen nicht nur bezahltes Hobby, sondern Ihr Beruf. Wie hat das alles angefangen mit dem DJ-Geschäft?

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Mit 10 Jahren habe ich angefangen, im Musikverein Bilstein Schlagzeug zu spielen. Das hat mir ein gutes Rhythmusgefühl vermittelt. Irgendwann habe ich mir dann meine ersten Turntables geholt, um hobbymäßig einfach mal was auszuprobieren. Ich kannte und kenne einige Club-Chefs in der Region, die mir dann mal angeboten haben, bei ihnen aufzulegen. Und so bin ich da mehr oder weniger hineingerutscht. Ich habe nach der Schule zwar eine Ausbildung zum IT-Kaufmann gemacht, wusste aber, dass ich unbedingt etwas mit Musik mache wollte. Ich bin überzeugt davon, dass man das machen muss, wofür man Leidenschaft empfindet. Als DJ bringe ich Leute zusammen, die die Musik feiern, Spaß haben und einfach mal vom Alltag abschalten wollen. Dafür brenne ich.

Mittlerweile gibt es ja nicht nur Auto-Kinos, sondern auch Auto-Konzerte. Planen Sie auch mal etwas in dieser Art?

Von Auto-Konzerten halte ich nicht sehr viel. Gerade im Sommer heizen sich die Autos auf, die Leute sitzen dann da und können gar nicht richtig mitgehen. Deswegen habe ich mir überlegt, ob man nicht Open-Air-Konzerte organisieren könnte, natürlich unter Corona-Auflagen. Ich bin da in Gesprächen mit dem Fitnessstudio Maxsport in Attendorn, die Größe des Geländes würde sich dafür sehr gut anbieten. Man könnte zum Beispiel Kreidekreise auf dem Boden einzeichnen, so wie es bereits einige Städte wie Düsseldorf machen, um den Abstand zwischen den Gruppen einhalten zu können. Das zuständige Ordnungsamt hat uns bislang aber noch keine konkreten Antworten oder Maßgaben gegeben und wartet noch ab. Was schwierig für uns ist, weil wir für die ganze Organisation natürlich auch Vorlaufzeit brauchen.

Letzte Frage: Haben Sie ein DJ-Vorbild? Und wenn ja, warum?

Für mich war und ist Avicii ein ganz Großer. Er hat seine Mixes selbst produziert, ist seinem Stil immer treu geblieben und hat es geschafft, sich selbst zu verwirklichen. Das finde ich bewundernswert, weil ich mir das auch als persönliches Ziel gesetzt habe. Auch ich wollte mich selbst verwirklichen und musste gegen andere Leute – gerade am Anfang – ankämpfen, die mir einreden wollten, dass ich hauptberuflich nicht DJ sein kann. Aber: Ich habe es geschafft.