Attendorn. Tatsächlich findet der Attendorner Kultursommer statt. Allerdings in Form eines Autokinos und nicht an fünf verschiedenen Orten. Wie das geht.

Die Corona-Epidemie bringt das kulturelle Leben im Kreis Olpe praktisch zum Erliegen. Keine Schützenfeste, keine Wendener Kirmes (auch wenn offiziell noch nicht abgesagt), kein Biggesee Open Air, keine größeren Veranstaltungen im öffentlichen Raum. Mit einer Ausnahme: Der 5. Attendorner Kultursommer findet tatsächlich statt.

Mit dem Unterschied, dass die Zuschauer nicht singend und schunkelnd vor einer Bühne stehen, sondern nach dem Vorbild des Autokinos in ihren Fahrzeugen sitzen. „Man hört und liest aktuell nur noch von Absagen oder Einschränkungen. Da haben wir uns gedacht: Irgendwie muss es doch möglich sein, dass unser Erfolgsprodukt Kultursommer stattfindet. Wir wollen ein positives Signal senden“, erklärt Kulturamtsleiter Frank Burghaus.

Mirja Boes gibt den Startschuss

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Sein Team hat nun einen Weg gefunden. Auf dem Parkplatz vor der Atta-Höhle werden für die fünf Abendevents große Bühnen aufgebaut. Die Zuschauer fahren mit ihren Autos direkt davor und können die Show, übrigens auch über eine separate Leinwand, verfolgen. Rund 100 Autos passen für diese Zwecke auf den Platz. Das Besondere: Um die Künstler nicht nur zu sehen, sondern auch wirklich zu hören, was sie von sich geben, bekommen alle Autofahrer über eine spezielle Technik und eine separate Frequenz den Ton direkt ins Autoradio gespielt.

Die Frequenz erhalten sie am Eingang. Die Scheiben herunter zu kurbeln, bringt während der Show daher rein gar nichts. Das ist auch so gewollt, damit die Leute nicht auf den Gedanken kommen, aus dem Auto auszusteigen. Zudem wird die Frequenz nur eine bestimmte Reichweite haben, damit es im Umfeld der Atta-Höhle nicht zu ungewollten Menschenansammlungen kommt, die zumindest akustisch vom Kultursommer profitieren wollen. Und natürlich werde man sehr genau darauf achten, dass in den Autos nur zwei Personen oder Familien sitzen – und keine vierköpfige Freundesgruppe. Der Schutz vor Corona genießt höchste Priorität.

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Wer Mirja Boes (1. Juli), Staubkind (8. Juli), Bounce (15. Juli), Versengold (22. Juli) oder Sahnemixx (29. Juli) live und immer mittwochs ab 20 Uhr vor der Atta-Höhle im eigenen Wagen erleben will, der muss sich im Vorfeld eigentlich „nur“ ein kostenloses Ticket besorgen. Wie das genau funktioniert, ist laut Burghaus noch in Arbeit. Interessierte bekommen aber rechtzeitig Infos.

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Auf Speis und Trank sollen die Zuschauer ebenfalls nicht verzichten. Möglicherweise geben sie bereits bei der Ticketreservierung ihre Bestellung auf und können diese dann bei der Einfahrt in Empfang nehmen. „Vielleicht gehen wir aber auch mit einem Bollerwagen an den Autos entlang“, erklärt Burghaus, der klar macht, dass dieser spezielle Kultursommer nicht ohne das Einverständnis von Wolfgang Böhmer stattfinden kann. Der Geschäftsführer der Atta-Höhle stellt den Parkplatz nämlich kostenlos zur Verfügung. „Wir freuen uns sehr darüber, dass hier etwas geboten wird. Abends benötigen wir den Parkplatz nicht, wieso also nicht“, gab Böhmer sofort grünes Licht.

Livestream im Internet

Für diejenigen, die kein Ticket mehr bekommen haben, bietet die Stadt zudem auf ihrem Youtube-Kanal einen kostenlosen Livestream der Veranstaltungen an. Und um dem Ganzen einen besonderen Charme zu verpassen, kann sich Burghaus gut vorstellen, dass die Autofahrer nach einem gelungenen Gag auch mal hupen dürfen – statt Applaus.

„Ich bin überzeugt, dass für alle fünf Veranstaltungen auch alle Tickets weggehen. Wir haben attraktive Künstler und die Menschen warten sehnsüchtig auf ein kulturelles Angebot, das einen gewissen Schutz durch das eigene Auto bietet“, ist sich Burghaus sicher. Das Autokino sei dafür prädestiniert. Und dafür verzichtet die Stadt als Veranstalter auch gerne auf die sonst bewährte Dezentralität der Veranstaltungen. Normalerweise hätten die Events etwa am Schnütgenhof oder an der Burg Schnellenberg stattfinden sollen. Mit dieser Einschränkung kann Frank Burghaus aber besser leben als mit einer kompletten Absage.