Kreis Olpe/Siegen. Vollversammlung der IHK Siegen/Olpe: Der Lennestädter Unternehmer Felix G. Hensel bleibt IHK-Präsident – mit makellosem Abstimmungsergebnis.

Politiker schaffen ein solches Ergebnis nur ganz selten: Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer für die Kreise Siegen und Olpe (IHK) wählte den Lennestädter Unternehmer Felix G. Hensel für weitere zwei Jahre zum IHK-Präsidenten. Der alte und neue IHK-Präsident, der sich seit Jahrzehnten in der IHK engagiert und seit 1978 Mitglied der Vollversammlung ist, erhielt in geheimer Wahl alle Stimmen der Unternehmer.

Neben ihm wurden die vier IHK-Vizepräsidenten Axel E. Barten (Achenbach Buschhütten GmbH, Kreuztal), Christian Kocherscheidt (Ejot Holding, Bad Berleburg), Jost Schneider (Walter Schneider, Siegen) und Walter Viegener (Viega Holding, Attendorn) ebenfalls wiedergewählt.

Rupprecht Kemper trat nicht wieder an

Auch die Mitglieder der Ausschüsse der IHK standen zur Wahl. Der langjährige Vorsitzende des Finanzprüfungsausschusses, Rupprecht Kemper (Gebr. Kemper, Olpe), trat nicht mehr zur Wahl an. Als neuer Vorsitzender wurde Jost Schneider (Walter Schneider, Siegen) gewählt, er wird im Ausschuss unterstützt von Jens Brinkmann (Volksbank in Südwestfalen), Dr. Theodor Gräbener (Gräbener GmbH, Netphen), Jörg Müller (SiegRevision, Siegen) und Harald Peter (Sparkasse Siegen).

„Unsere gute Zusammenarbeit hat sich in den letzten Jahren bewährt“, bedankte sich Hensel bei den Unternehmern. „Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen ist der Austausch in der Vollversammlung wichtig. Grenzschließungen, unterbrochene Lieferketten, weggebrochene Aufträge, fehlende ausländische Beschäftigte sowie Liquiditätsengpässe werden uns noch länger begleiten. Die Gesamtauswirkung der Corona-Pandemie wird erst mittel- oder langfristig sichtbar sein.“

Kritische Stimmen der Unternehmer

Seine Einschätzung einer länger andauernden Krise bestätigte sich auch in der nachfolgenden Diskussion. Für die Automobilzulieferer-Industrie sagte Elmar Huhn (Heinrich Huhn, Drolshagen) schwere Zeiten mit Umsatz-Einbrüchen von bis zu 50 Prozent bis Jahresende voraus. Insofern setzte er sich noch einmal für eine Autokaufprämie ein.

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Ebenso wie er ging Johannes Buch (Karl Buch Walzengießerei, Siegen) davon aus, dass die Corona-Krise Arbeitsplätze kosten werde. Das Instrument der Kurzarbeit zögere dies noch hinaus. Die Walzenindustrie bemerke den nachlassenden Verbrauch der Verschleißmaterialien deutlich im Auftragseingang. Rupprecht Kemper verzeichnete ebenfalls erhebliche Rückgänge im Auftragseingang für die Gießerei, die Gebäudetechnik laufe im Moment noch zufriedenstellend, doch in der Sparte „Walzprodukte“ gingen die Auftragseingänge erheblich zurück. „Ab Juli wird es uns dort heftig treffen“, so Kemper.

Der bange Blick auf die Auftragseingänge

Seine Erfahrungen in Bezug auf die Bauindustrie bestätigte Christopher Mennekes (Mennekes Elektrotechnik, Kirchhundem). Die Inlandsnachfrage sei noch passabel, doch er gehe davon aus, dass große Investitionen zukünftig ausblieben. „Man erwartet die täglichen Auftragseingänge angespannter als vorher“, so sein bisheriges Fazit.

Wieland Frank (Siegenia-Aubi, Wilnsdorf) stellte sich die Frage, inwiefern sich die Home-Office-Erfahrungen mittel- bis langfristig auf den Gewerbebau auswirken würden. „Bei einem Exportanteil von 70 Prozent hat der Lockdown in vielen Auslandsmärkten - beginnend in China, dann Italien, Spanien, Frankreich, Russland - zu Umsatzrückgängen im April und Mai von 20 Prozent geführt.“ Für das Gesamtjahr 2020 rechnet der Unternehmer mit einem Rückgang von knapp 10 Prozent, und auch 2021 werde aus seiner Sicht noch bei 3 bis 5 Prozent unter den ursprünglichen Erwartungen bleiben.

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Arnold Vetter (Vetter Industrie, Burbach) betonte die enormen Belastungen, er sah aber auch Licht am Horizont: „Die vergangenen Monate waren extrem herausfordernd, doch in den letzten vier Wochen verbessert sich die Lage zunehmend. Man merkt, dass die südeuropäischen Märkte und einige große internationale Abnehmer wieder aktiv werden und viele Vorhaben, die man nun beherzt angepackt hat, erste Früchte tragen.“ Er glaubt ebenso wie Frank an langfristige Wirkungen der Krise: „Wir werden auch über eine verstärkte Regionalisierung der Lieferketten nachdenken müssen.“

Gastrogewerbe: Von Hundert auf Null

Das Gastgewerbe leide extrem unter der Pandemie, hob Gastronom Bernhard Schwermer (Rhein-Weser-Turm, Kirchhundem) hervor: „Von Hundert auf Null in 24 Stunden – das möchte ich nicht noch einmal erleben.“

Trotz des guten Wetters hätten der Fensterverkauf und Abholangebote die Personalkosten nicht decken können. Nach seiner Einschätzung würden nicht nur, aber auch aufgrund von Corona drei von zehn gastronomischen Betrieben nicht überleben.