Kreis Olpe/Heinsberg. Die Gastronomie im Kreis Olpe steht durch das Coronavirus vor einer harten Bewährungsprobe. Droht eine Insolvenzwelle?

Droht der Gastronomiebranche jetzt eine Corona-Insolvenzwelle, fragten wir den Kreisvorsitzenden des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), Bernhard Schwermer aus Heinsberg, der mit seinem Hotel in Heinsberg und dem Ausflugslokal Rhein-Weser-Turm (Oberhundem) doppelt von einem Gastro-Schließungserlass betroffen wäre.

„Manche Betriebe werden so etwas nur eine Woche überstehen. Mitentscheidend ist, ob ein Gastro-Unternehmen in einem solchen Fall eine Betriebsausfallversicherung besitzt. Die wird voraussichtlich einspringen. Wir haben heute morgen bereits mehrere Gespräche unter Kollegen und mit Versicherungen geführt, um diese Frage zu klären.“

Wenn seitens des Gesundheitsamtes oder per Landeserlass eine vorübergehende Stilllegung der Betriebe vorgeschrieben würde, greife vermutlich diese Art der Versicherung, die auch greife, wenn beispielsweise ein Betrieb schließen müsse wegen eines Salmonellenfalles oder ähnlichem. Schwermer: „Wer eine solche Ausfallversicherung besitzt, kann einem drohenden Schließungserlass natürlich entspannter entgegensehen.“

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Nicht auszuschließen sei, dass andernfalls Insolvenzen drohten: „Wenn Dir alles wegbricht, machen die Banken die Konten zu, und dann ist Feierabend.“ Mittelfristig helfe es auch wenig, dass man über die Kfw-Bank zinslose Darlehen bekomme. Schwermer: „Die müssen irgendwann auch zurückgezahlt werden.“

Keine Ratschläge

Ratschlage könne den Kollegen in der Branche niemand geben: „Wir sind ja getrieben, täglich kommt etwas Neues.“ Mit der Schließung der Kindergärten und Schulen habe die Landesregierung eine richtige Entscheidung getroffen.

Greife die Politik jetzt aber so drastisch in die Gastronomie-Branche ein, bedeute das einen gravierenden Einnahmeausfall: „Da kommen selbst bei kleinen oder mittelgroßen Betrieben Ausfälle in einer Größenordnung von 15.000 bis 20.000 Euro wöchentlich schnell zusammen.“ Auch das Cateringgeschäft für jegliche Art von Gruppen-Events sei weggebrochen. Bei großen Hotels spreche man noch von ganz anderen Summen.

Rhein-Weser-Turm voll besetzt

Schwermer nimmt kein Blatt vor den Mund: „Es gibt Hotelbesitzer, die spucken Gift und Galle. Es geht ja womöglich um eine Deadline wie bei den Schulen, also ab jetzt sechs Wochen.“

Kurioserweise, so Schwermer, hätten viele Gastronomie-Kunden gar keine Angst vor dem Corona-Virus: „Am Rhein-Weser-Turm hatten wir am Sonntag die Bude voll. Dabei hatten wir uns darauf eingerichtet, dass keiner kommen würde und bereits geplant, den Laden geschlossen zu lassen. Aber dann kam es plötzlich doch ganz anders.“