Olpe. Gabi Sondermann, Inhaberin der Agatha-Apotheke in der Martinstraße, sieht den richtigen Zeitpunkt gekommen. Ihre Mitarbeiter werden übernommen.

Es ist eine Nachricht, die aufhorchen lässt. Innerhalb von nur drei Monaten schließt in der Kreisstadt die zweite Apotheke. Nach der Valentin-Apotheke in der Bruchstraße zum 31. März ist auch für die Agatha-Apotheke in der Martinstraße am 30. Juni Schluss.

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„Ich bin Apothekerin aus Leidenschaft. Für mich war es immer wichtig, mit den Kunden zu sprechen, sie zu beraten und für sie da zu sein. Besonders als Chef hat man heute aber einige Auflagen, man muss sich mit Krankenkassen und viel Bürokratie beschäftigen. Das kann einem das Ganze verleiden. Die Apotheken-Landschaft hat sich in den letzten Jahren total verändert. Es läuft darauf hinaus, dass es nur noch große Apotheken gibt“, sagt Gabi Sondermann, die vor sieben Jahren die Agatha-Apotheke übernommen hat, auf Anfrage unserer Redaktion.

Lange Tradition

Die beiden Apotheken haben in Olpe eine lange Tradition.

Die Agatha-Apotheke existiert seit 32 Jahren. Die Valentin-Apotheke gab es sogar 38 Jahre. Die fast 67-jährige Inhaberin Christa Rose hatte vergeblich versucht, eine Nachfolgerin bzw. einen Nachfolger zu finden.

Es habe sich jetzt die Gelegenheit geboten aufzuhören, so die 52-Jährige: „Wichtig waren mir immer meine vier Angestellten. Sie haben Anstellungen in anderen Apotheken gefunden.“ Ulf Ullenboom, Kreisvertrauensapotheker der Apothekerkammer Westfalen Lippe und Sprecher der Apotheker im Kreis Olpe, meint: „Es wird immer schwieriger für Einzelkämpfer. Das hat mit Corona nichts zu tun“. Kleine Apotheken hätten immer mehr Probleme, den Aufwand zu betreiben: „Und wenn man dann sieht, was dabei herausspringt. Es wird auf Dauer zu Konzentrierungen größerer Apotheken kommen. Es gibt wie bei den Ärzten auch bei den Apothekern eine Überalterung.“

Von Engpässen keine Spur

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Zur Frage, ob man denn von einem „Apotheken-Sterben“ in Olpe sprechen müsse, sagte Ullenboom: „Das ist in ganz Deutschland so. Ältere haben es auf Dauer schwer.“ Von Engpässen könne aber auch nach der Schließung der Apotheken in der Kreisstadt keine Rede sein: „Es gab hier immer eine gewisse überdurchschnittliche Versorgung.“

Die gibt es in der Nachbarstadt Attendorn offensichtlich auch, selbst wenn Ende vergangenen Jahres die Hirsch-Apotheke schloss. „Wir sind mit unseren sechs Apotheken in Attendorn gut aufgestellt“, glaubt Christian Springob, dem die Nicolai-Apotheke in der Ennester Straße gehört. „Und ich glaube auch, dass wir für die Zukunft gut aufgestellt sind.“

Was aus Sicht des Vorsitzenden der Attendorner Werbegemeinschaft jedoch drängt, sind die Nachfolgesicherungen für niedergelassene Ärzte in der Hansestadt. „Wenn wir hier Sicherheit haben, dann ist auch die Versorgung der Apotheken gewährleistet“, erklärt Springob. Möglicherweise kommt in Attendorn sogar eines Tages noch eine Apotheke hinzu, wenn das Wall-Center eröffnet hat. Doch das ist noch Spekulation.