Attendorn. Nach 62 Jahren ist Schluss. Das Traditionshaus in der Niedersten Straße in Attendorn schließt zum, 30. November
„Die Lage ist phantastisch. Die Neugestaltung der Niedersten Straße ist sehr schön geworden.“ Christa Maria Abels-Hess kann von ihrem Arbeitsplatz beobachten, wie das Leben in die Attendorner Innenstadt zurückgekehrt ist. Trotzdem wird die Chefin der traditionsreichen Hirsch-Apotheke ihr Geschäft zum 30. November für immer schließen. Wirtschaftliche Gründe gibt es dafür nicht. „Der Laden läuft“, sagt die Apothekerin. Viele Attendornerinnen und Attendorner halten der Apotheke mit dem springenden Hirsch an der Fassade zum Teil seit Jahrzehnten die Treue. „Einige waren schon Kunden bei meinem Vater“, erzählt die 68-jährige.
Vom Vater gegründet
Josef Abels hatte die Hirsch-Apotheke am 1. August 1957 in der Niedersten Straße 18 eröffnet. Die war in der damals rund 10.000 Einwohner zählenden Hansestadt nach der Löwen-Apotheke die zweite Apotheke. Nach 62 Jahren endet zum 30. November die Geschichte der Hirsch-Apotheke in Attendorn. „Ich habe das jetzt lange genug gemacht“, begründet Christa-Maria Abels-Hess ihre Entscheidung und hofft auf Verständnis bei den zahlreichen Kunden. Nach dem Tod von Vater Josef, einem leidenschaftlichen Fußballfan und ehemaligen 1. Vorsitzenden des SV 04, übernahm sie am 1. Oktober 1979 den Betrieb.
Aber schon lange vorher stand sie mit 18 Jahren während ihrer Ausbildung „zum ersten Mal in einer Apotheke“.Die 40 Jahre „voll machen“ und dann aufhören. Diesen Schritt hat sich die 68-Jährige lange und reiflich überlegt. Kinder hat sie nicht, die Suche nach einem Nachfolger war zu ihrem Leidwesen erfolglos. Das Geschäft in der Niedersten Straße sieht so aus, wie man sich eine Apotheke vorstellt. Hinter der Theke mit den zwei Kassen lagern die langen, ausziehbaren Fächer mit den Medikamenten. In den Regalen stehen Flaschen, Schachteln usw. mit diversen Präparaten. Vorne liegt die beliebte Apotheken-Umschau aus, mit vielen Tipps und Geschichten rund um das Thema Gesundheit. Aber die altehrwürdige Hirsch-Apotheke ist in die Jahre gekommen.
Investitionen wären notwendig
Die Einrichtung müsste saniert, das Labor auf den neuesten Stand gebracht werden. Auch die räumliche Situation ist alles andere als optimal. Wenn sie einige Jahre jünger wäre, dann hätte sich Christa-Maria Abels-Hess die notwendigen Investitionen zugetraut. Aber da ist noch ein anderer Punkt, der sie beschäftigt: „Die überbordende Bürokratie“. Das Thema nervt und regt sie seit Jahren auf. Ein Großteil der Arbeit gehe für Qualitätsmanagement, Dokumentation, Rabattverträge, Prüfungen usw. drauf. Beispiel Putzfrau. „Da muss aufgeschrieben werden, mit was und wie sie putzt“, schüttelt die erfahrene Apothekerin den Kopf. Dazu kommen zähe Verhandlungen mit den Krankenkassen und immer neue Vorschriften aus der Politik. „Ich habe an die 20 Gesundheitsreformen mitgemacht“, blickt Abels-Hess zurück.
Und warum hat sie selbst den Weg zur Apothekerin eingeschlagen? „Ich bin geprägt vom Elternhaus. Die Apotheke war mein zweites Zuhause“, sagt die 68-Jährige. Der Abschied in einigen Monaten von der Hirsch-Apotheke wird ihr sehr schwerfallen. Da macht sich die Attendornerin nichts vor. „Die Apotheke hat mich ein Leben lang begleitet.“
Eingespielte Mannschaft
Bedanken möchte sie sich ausdrücklich bei ihrer „eingespielten, super Mannschaft“ für die „lange Treue und Loyalität“ und bei den „treuen Kunden“. Die Mitarbeiterinnen arbeiten seit Jahrzehnten im Geschäft, Inge Pieper schon seit 1969. Die meisten haben bereits eine neue Stelle gefunden. Zum Team der Hirsch-Apotheke gehören neben Chefin Christa-Maria Abels-Hess noch Ursula Droste, Gudula Mittag, Silvia Zeppenfeld, Bettina Sangermann, Maria Höffer, Inge Pieper und Angelika Peatrowsky.