Kreis Olpe. Die Coronakrise trifft die Automobilbranche hart. Zulieferer wie Mubea und Kirchhoff Automotive aus Attendorn begrüßen die Kaufanreiz-Debatte.

Langsam läuft die Produktion in der Automobilbranche wieder an. Zu Euphorieausbrüchen sind die heimischen Zulieferer wie etwa Kirchhoff Automotive oder Mubea, die ihre Mitarbeiter Ende März in Kurzarbeit schicken mussten, aber noch nicht bereit. Dafür sei es noch zu früh, die Zukunft zu ungewiss. Ohne Zweifel hat die Coronakrise der Automobilindustrie stark zugesetzt. Umsätze und Aufträge brachen ein. Ein Blick in die Autohäuser zeigt: Neuwagen werden derzeit kaum bis gar nicht gekauft.

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„Im zweiten Quartal werden wir 60 Prozent gegenüber Plan verlieren, im April ging der Umsatz der deutschen Werke sogar gegen null. Zur Zeit liegen wir bei unter 50 Prozent des für Mai geplanten Umsatzes“, sieht J. Wolfgang Kirchhoff keinen Grund, die Situation zu beschönigen – auch wenn es langsam bergauf gehe.

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Deswegen steht auch der Vorsitzende der Geschäftsführung von Kirchhoff Automotive aus Iserlohn/Attendorn hinter der Forderung des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie, die eine „Neustart-Prämie“ für die Autoindustrie fordert. Also eine Art Abwrackprämie 2.0, die nicht nur für Elektro- und Hybridfahrzeuge gelten soll, sondern auch für Diesel- und Benzinautos. Die Spitzen der Automobilindustrie und der Politik beraten über ein solches Paket. Kritik kommt unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und von Umweltverbänden.

Vertrauen zurückgewinnen

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Kirchhoff erklärt: „Wenn es Kaufanreize gibt, wird die Automobilindustrie nicht nur wieder mehr Autos verkaufen, sondern Millionen von Kurzarbeitende kehren wieder zu ihrem Arbeitsplatz zurück und der Staat kann wieder Lohn-, Gewerbe- und Umsatzsteuer einnehmen und spart sich das Kurzarbeiter- bzw. Arbeitslosengeld.“ Die Frage sei, ob man Arbeit oder Arbeitslosigkeit bezahlen wolle? Kirchhoff: „Das in Kaufanreize investierte Geld fließt teilweise durch Mehrwertsteuer und Sozialabgaben zurück und wir haben Arbeitsplätze erhalten.“

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Unterstützung erhält er von Stefan Lemmen, kaufmännischer Geschäftsführer von Mubea: „Grundsätzlich befürworten wir alles, was Anreize zum Autokauf schafft. Es gibt verschiedene Modelle, eine Abwrackprämie ist eine Option.“ Allerdings nicht die einzige. Finanzierungsmodelle beim Autokauf wie in den USA, wo Kunden keine Anzahlung leisten müssten und zwei Jahre lang zinslos ihren Neuwagen finanzieren könnten, findet Lemmen gar nicht verkehrt. „Es ist jetzt erstmal ganz wichtig, das Vertrauen der Verbraucher zurück zu gewinnen. Sie brauchen wirtschaftliche Stabilität, um für sie gefahrenlos ein Auto zu kaufen“, betont er.

Eigene Studie vorgestellt

Die Umsätze von Mubea, wie Kirchhoff ein weltweit agierender Zuliefer, sind eingebrochen – in Europa um 70 Prozent, in Nordamerika gar um 90 Prozent im April. Auch wenn sich der Mai schon wieder besser anlasse, über den Berg sei man noch lange nicht.

Die Via Consult, die zum Verbund Innovativer Automobilzulieferer gehört, hat sogar eine eigene Studie zur wirtschaftlichen Entwicklung der Automobilindustrie herausgebracht. Aufgrund starker Umsatzrückgänge in der nächsten Zeit und „aufgrund der großen Hebelwirkung der Automobilbranche für die gesamte deutsche Wirtschaft und insbesondere für die Region Südwestfalen“ sei eine Neustart-Strategie wünschenswert.

Grundsätzlich begrüßt auch Fred Josef Hansen, Sprecher der Grünen im Kreis Olpe, einen neuen Kaufanreiz für Autos – allerdings unter der Voraussetzung, dass sie einen gesellschaftlichen Nutzen bringt. Sprich, positiv auf den Klimawandel einwirkt. „Eine Prämie für Diesel und Benziner lehne ich ab, sie sollte viel mehr dafür dienen, die Elektromobilität zu fördern. So wäre sie im höchsten Maße sinnvoll. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Zulieferer vor Ort sehr stark an der E-Mobilität arbeiten und forschen.“