Attendorn/Balve. Mit 21 Jahren ist Philipp Cramer neuer Dirigent des Musikvereins Balve. Der Attendorner spielt unter anderem Schlagzeug, Kirchenorgel und Tuba.
Vermutlich gehört Philipp Cramer aus Attendorn zu den jüngsten Dirigenten im Land. Mit gerade einmal 21 Jahren hat der Student der Musikhochschule Münster vor wenigen Wochen das Zepter beim Musikverein Balve übernommen. Wir sprachen mit dem gebürtigen Hansestädter, der am Rivius-Gymnasium sein Abitur gemacht hat, über seine neue Aufgabe und darüber, wie er überhaupt zu diesem verantwortungsvollen Ehrenamt gekommen ist.
Herr Cramer, wie groß ist der Respekt vor dieser Herausforderung in so jungen Jahren?
Philipp Cramer Martin Theile, Dirigent des Musikvereins Blau-Weiß Lichtringhausen, hat einmal zu mir gesagt: Es kommt nicht auf das Alter an, sondern auf das Musikalische. Diesen Satz hab ich mir zu Herzen genommen und auf alles andere übertragen. Ich liebe einfach neue Herausforderungen und neue Erfahrungen, die ganz sicher auf mich warten werden.
Welche Eigenschaften muss ein guter Dirigent mitbringen?
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Ein guter Dirigent muss in der Lage sein, einer Interpretation eine Gestalt zu geben, die einzigartig ist. Er muss eine Vision davon haben, was musikalisch erlaubt ist, welchen Raum er jedem Einzelnen gibt. Er muss den Musikern ein Bild vermitteln, wie sie ihre Passagen spielen sollen. Und er muss menschlich sein. Denn nur eine große Familie ist in der Lage, auch Großes zu schaffen.
Sie sind Attendorner und studieren in Münster. Wie ist der Kontakt nach Balve entstanden?
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Die Musikszene ist im Sauerland stark vertreten. Ich habe über die Jahre viele Musikvereine auf Schützenfesten kennengelernt. Vergangenen Sommer half ich dem Musikverein Balve auf dem Bundesschützenfest in Medebach im Schlagzeugregister aus. So habe ich die Balver kennengelernt. Auf die Dirigentensuche bin ich allerdings erst an meiner Musikhochschule gestoßen. Dort hing ein Flyer des Musikvereins. Beim ersten Anblick dachte ich mir, wie es wohl wäre wenn… Kurz darauf hatte ich ein Konzert in Balve mit dem Märkischen Kreisjugend-Blasorchester, das von Martin Theile dirigiert wird. In einer kleinen Pause sprach er mich auf die Dirigentensuche an und ermutigte mich zu einer Bewerbung. Und jetzt bin ich da.
Aufgrund von Corona nimmt das „normale“ Leben nur langsam wieder Fahrt auf. Wann werden Sie das erste Mal das Zepter führen?
Zur Person
Philipp Cramer studiert in Münster an der Westfälische-Wilhelms-Universität im zweiten Semester klassisches Schlagzeug mit Klavier als Nebenfach. Zuvor hatte er ein Jahr lang in Siegen BWL studiert. Der Attendorner hat unter anderem im Spielmannszug Biekhofen, in der Großen Philharmonie Attendorn, im Musikzug Ennest, im Musikzug Attendorn, im Uniorchester Siegen und im Hochschulorchester Münster mitgewirkt oder tut dies immer noch. Zu seinen Bands gehör(t)en: „Die Nachtschicht’’ vom Musikzug Ennest, Big Band Rehringhausen, ReVoXX HSK.
Zu den außermusikalischen Hobbys zählen Schwimmen, Sportschießen und Kampfsport.
So schnell wie möglich. Ich schaue positiv in die Zukunft und hoffe darauf, dass wir bald zumindest mit unseren Proben starten können.
Zusammen arbeiten war bislang auch noch nicht möglich...
Leider nein. Ich versuche mich aber bestmöglich auf das Orchester vorzubereiten und schaue mir alte Konzerte, Videos und Aufnahmen an. Und ich versuche, neue Stücke für das Orchester zu finden, die wir in Zukunft spielen könnten.
Sie singen, spielen Schlagzeug und Klavier und sind jetzt Dirigent. Ganz schön musikalisch. Wie kam es dazu?
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Ich habe bis zu meinem 18. Lebensjahr Klavierunterricht in der Musikschule Attendorn erhalten. Das war mein Grundbaustein für alles andere. Nebenher habe ich mir autodidaktisch Schlagzeug, Kirchenorgel, Tuba und Akkordeon beigebracht und schließlich in mehreren Orchestern, wie zum Beispiel im Schulorchester, mitgespielt. Ich habe in mehreren Bands gespielt. In unserer Familie spielte die Musik immer eine große Rolle. Mein Ururgroßvater Alfred Siedschlag war bereits Komponist. Mein Großvater Ludwig war Gründungsmitglied des Spielmannszugs Biekhofen und mein Vater Rüdiger hat jahrelang Querflöte gespielt und gesungen. Nicht zu vergessen: Mein Bruder Maik ist Trommler im Stabsmusikkorps der Bundeswehr in Berlin.
Musik ist also ihr uneingeschränkter Lebensinhalt?
Ja. Es gibt keine Sekunde, in der ich nicht eine Melodie im Kopf habe, irgendetwas singe oder einen Rhythmus mit meinen Händen klopfe. Musik verbindet Menschen, sie erzählt Geschichten, verknüpft Erinnerungen, hilft uns auf die Beine. Jeder Mensch hört Musik, ganz egal welche. Ihre Reichweite kennt nicht einmal der Fußball.
Sie wollen später mit der Musik Geld verdienen, korrekt?
Genau. Ich möchte aber gar nicht der klassische Schlagzeuger oder Pianist werden. Mein Ziel ist die Filmmusik. Für die großen Blockbuster Musik zu komponieren, das wäre genial.
Wo wird künftig eigentlich Ihr Lebensmittelpunkt sein? Attendorn, Münster oder Balve? Oder alles drei?
Ich würde sagen: alles drei. Die große Fahrerei nehme ich gerne dafür auf mich.
Sie sind Attendorner durch und durch. Was macht Ihre Heimatstadt so besonders?
Auf jeden Fall die Kulturvielfalt. Sei es das Attendorner Schützenfest, die Ostersaison oder die Karnevalszeit. Egal wo ich hingehe, ich treffe stets Freude und auf jedem Fest bekannte Gesichter. Egal wie weit ich weg von der Heimat war, sobald ich wiederkomme, freue ich mich auf die bekannte Umgebung. Attendorn ist und bleibt meine Heimat.