Welschen Ennest. Alfred Heinemann ist sauer. Am Welschen Ennester Ortseingang wird oft gerast. Die Polizei sieht jedoch keinen Unfallhäufungspunkt.

Der Balkon am Haus von Alfred Heinemann in Welschen Ennest wäre eine prima Blitzer-Location. Und würden sich hier, an der Ecke Hubertus-/Frankfurter Straße (B 517), die Tempoüberwacher vom Kreis oder der Polizei in Stellung bringen, Alfred Heinemann, besser bekannt unter seinem Spitznamen Moppa, würde den Beamten sogar noch einen frischen Kaffee und ein paar Kekse bei der Arbeit servieren.

Aber die Beamten würden das Angebot nicht annehmen und das ärgert den 76-jährigen Welschen Ennester. Denn tagtäglich wird er Zeuge, wie am Ortsausgang bzw. -eingang Richtung Littfeld gefährlich gerast wird. „Morgens und abends im Berufsverkehr und am Wochenende ist es am Schlimmsten“, weiß er aus fast täglicher Erfahrung.

Anwohner beschwert sich schon seit den 90er Jahren

Raserei ist Unfallursache Nummer 1

Im letzten Jahr gab es im Kreis Olpe nach der Unfallstatistik des Kreises 4404 Verkehrsunfälle im Kreis Olpe.

Zu schnelles Fahren ist seit Jahren der Spitzenreiter bei den Unfallursachen. 2019 verloren acht Menschen im Kreis Olpe bei sechs Verkehrsunfällen ihr Leben, trauriger Spitzenwert der vergangenen zehn Jahre.

Mehrmals habe er die Polizei angerufen, das erste Mal schon in den 90er Jahren, zuletzt vor etwa 14 Tagen. Dort bekam er diplomatische Antworten, mehr nicht. „Ich sollte zurückgerufen werden, aber es hat sich bis heute niemand gemeldet“, so Alfred Heinemann.

„Die Behörden tun einfach nix“, fällt die persönliche Bilanz des Welschen Ennesters aus, der seit 1979 an der B 517 wohnt. Und dort mitbekam, dass oberhalb des Dorfes zwei Motorradfahrer tödlich verunglückten.

Doch in der Langzeitbetrachtung der Polizei gilt der Bereich nicht als sogenannter Unfallhäufungspunkt. Und Beinnahe-Unfälle, von denen Heinemann ein ganzes Buch schreiben könnte, finden in der amtlichen Statistik nicht statt.

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Es sei ein Wunder, dass an der Einmündung der Hubertusstraße auf die Bundesstraße nicht öfter Unfälle passieren. Man müsse schon fast mit quietschenden Reifen aus der Hubertusstraße auf die B 517 einbiegen, um nicht mit einem heranrauschenden Fahrzeug auf der B 517 zu kollidieren. „Und die Fahrer hupen dann auch noch verärgert, weil sie abbremsen müssen“, so Heinemann. Auch dieses Problem der gefährlichen Einmündung sei der Kreispolizeibehörde bekannt, so Polizeisprecher Michael Klein.

Polizei sieht Geschwindigkeitsüberwachungen als problematisch an

Dass die Polizei in dem Bereich völlig tatenlos zusehe, sei nicht richtig. Richtig sei, dass Geschwindigkeitsüberwachungen an dem Ortseingang problematisch seien, weil dieser in einer leichten Kurve der Bundesstraße liegt.

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Der Einsatz eines sogenannten Eso-Wagens mit Lichtschrankenmessung sei aber grundsätzlich möglich. „Unter- und oberhalb der Einmündung befinden sich Messstellen, die regelmäßig überwacht werden. Außerdem ist unweit ein stationärer Blitzer installiert“, so Michael Klein auf Anfrage unserer Zeitung. Der, so Heinemann, sei aber mindestens 100 Meter entfernt und beeinflusse nicht das Fahrverhalten am Ortseingang.

Der Welschen Ennester bleibt bei seiner Meinung: Entweder müsse an dem Ortseingang konsequent geblitzt werden, „oder es muss da eine Verkehrsinsel hin wie zum Beispiel in Benolpe“, sagt der Rentner.

Straßen NRW hatte Ortstermin wahrgenommen – ohne Ergebnis

An dieser Stelle ist er mit der Polizei einer Meinung. Michael Klein: „Wir sehen den Bau einer Fahrbahnverschwenkung geeignet, um Geschwindigkeiten im Ortseingangsbereich zu senken.“

Doch dafür sei der Straßenbaulastträger, in diesem Fall der Landesbetrieb Straßen NRW, zuständig. Also eine andere Behörde. Vielleicht tut die was? Bisher jedenfalls nicht, denn mit dem Landesbetrieb hatte Alfred Heinemann bereits vor geraumer Zeit Kontakt aufgenommen. Es gab sogar einen Ortstermin, allerdings ebenfalls ohne Folgen.