Olpe. . Beim Verkehrssicherheitstraining in Olpe quietschen die Reifen. Unsere Praktikantin Lara Schulte war dabei und erzählt von ihren Erlebnissen.
Vor mir stehen Hütchen auf der Straße. Sie leuchten orange. Ich sitze am Steuer meines Toyotas. Auf dem Beifahrersitz rauscht das Funkgerät. „Fahr einfach mal los“, ertönt eine Stimme. Sie stammt von Christian Vollmerhaus. Er ist Polizist und begleitet mich bei meinem Fahrsicherheitstraining auf der Griesemert. Einfach ist leicht gesagt, denke ich mir, trete aber vorsichtig aufs Gaspedal. Langsam schlängel ich mich zwischen die Hütchen durch. Geschafft. Doch ich weiß jetzt schon, dass das nicht die größte Herausforderung war...
Erwartungen und Ängste
Aber erstmal zurück an den Anfang. Ich komme sieben Minuten zu spät. Natürlich. Klassischer Lara-Stil. Gefühlt 20 weitere Minuten vergehen, während ich mein Auto äußerst fragwürdig parke (ebenfalls typisch). „Ah, die Dame von der Zeitung!“, werde ich von den beiden Gruppenleitern empfangen. Neben Christian Vollmerhaus ist auch Michael Klein dabei, ebenfalls Polizist. Die anderen Teilnehmer warten schon an einem großen, langen Tisch. Ein Blick in die Runde verrät: Alle sind ungefähr in meinem Alter. Fahranfänger. Abgesehen von zwei Vätern. Begleitetes Fahren. Sie wirken aufgeregter als ihre Töchter.
Es folgt eine Vorstellungsrunde. Von Teilnehmern und Autos. Erwartungen und Ängsten. „Hallo, ich bin Lara Schulte, 19 Jahre alt. Ich habe 2017 meinen Führerschein gemacht und fahre seit ein paar Monaten einen Toyota Aygo.“, stelle ich mich vor. „ABS, ESP?“, fragt Vollmerhaus. Ein beschämtes Grinsen und ein Schulterzucken sind die Antwort. Klischeehafter geht’s wohl nicht. Ich habe absolut keine Ahnung von meinem Auto. „Das ist überhaupt nicht schlimm“, wird mir versichert. „Nach dem Training wirst du das alles wissen.“ Ganz glauben kann ich das nicht. Ausgerechnet MIR etwas über Autos beibringen? Viel Glück. Und auch wenn die zwei immer wieder betonen: „Es muss hier niemand Angst haben“, bei der Vorstellung wie sich mein kleines Auto dreht, dreht sich auch bei mir alles.
Nachdem ich die erste Übung relativ erfolgreich gemeistert habe - „Du kannst ruhig noch ein paar km/h draufpacken!“ – reihe ich mich wieder hinter den anderen Autos ein. Da stehen wir nun. Dreizehn grundverschiedene PKW. Ein Mazda MX-5, ein Mini One, ein Audi Q3, ein VW Passat und mein kleiner Toyota mittendrin. Es fühlt sich fast an wie bei Mario Kart, denke ich. Allerdings wird es bei meinem Wohlfühltempo von 35 km/h in der Realität wohl etwas schwerer auf Platz 1 zu kommen.
Fahrsicherheitstraining auf der Griesemert
Voraussetzungen für die Kursteilnahme sind ein gültiger Führerschein und ein eigenes Auto.
Das Training dauert acht Stunden.
Neben acht Pkw-Kursen werden auch sechs Motorradkurse angeboten.
Dieses persönliche Tempolimit muss ich allerdings bei der nächsten Übung überschreiten. Denn jetzt heißt es: Der Schnellste gewinnt. Samt Beifahrer aus dem anderen Team fahre ich langsam zur Startlinie. Vollmerhaus nickt mir zu. Es kann losgehen. Mein rechter Fuß schnellt auf das Gaspedal. „Da geht noch mehr“, rauscht es aus dem Funkgerät. Ich drücke weiter aufs Gas. Der Pfeil auf dem Tacho wandert. „Warnblinkanlage an! AN!“ Meine rechte Hand drückt den Knopf. Meine linke reißt das Lenkrad um. „Unten rechts ist das Gaspedal!“ Die Geschwindigkeit steigt. „Licht an!“ Eines der Hütchen wird überfahren. „Wo ist das Licht?!“ Ich folge dem Befehl. Zweites Hütchen überfahren. Mein Beifahrer hält sich fest. Mein Auto jault. 70 km/h im zweiten Gang. Ich schlittere auf die Gleitfläche. „Denk an die Stoppuhr! Wo ist dein Handy?“ Meine eine Hand greift nach dem Handy, die andere versucht vergeblich zu lenken. Ziel. „Tja, leider auch nicht unfallfrei“, meldet sich Vollmerhaus über das Funkgerät.
Übung mit ernstem Hintergrund
Am Ende bin ich immerhin nicht die Einzige. Keiner schafft es „unfallfrei“ den Slalom zu durchqueren. Dahinter steckt eine ernste Botschaft. Ablenkungen, wie die übers Funkgerät, erfahren wir tagtäglich. Zu laute Musik, drängelnde Beifahrer, Alkohol oder natürlich das Handy. „Lasst die Finger davon“, warnen die Polizisten, „Es lohnt sich nicht.“ Die Gruppe ist still geworden. Diesmal lacht keiner. „Wie hat es sich angefühlt?“, wollen sie wissen. Ich schüttele den Kopf, ein anderer schaut auf den Boden. „Nicht gut. Überhaupt nicht gut.“
Es geht zurück ins Auto. Quietschende Reifen. Es wird gebremst. Nicht nur auf trockenem und nassem Asphalt, nein, jetzt kommt auch die Gleitfläche zum Einsatz. Mehrere Wasserfontänen bilden Hindernisse. „Und jetzt voll in die Eisen!“ Wieder bremse ich, doch mein Auto rutscht unkontrolliert weiter. Und das ist nicht alles: Durch eine Hydraulikplatte rutscht mein Auto nicht nur, das Heck bricht aus und der kleine Toyota dreht sich mehrfach bis er endlich zum Stehen kommt. Ebenfalls kein gutes Gefühl. Aber eine gute Vorbereitung auf den Ernstfall.