Attendorn. Aktuell sind 38 Ärzte und Pfleger an Kliniken im Kreis Olpe an Covid 19 erkrankt. Der Infektionszeitpunkt ist oft nicht genau zu bestimmen.

Der Verdacht ist schwerwiegend. Ein 67-jähriger Finnentroper, der vor knapp zwei Wochen an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben ist, soll sich in der Helios-Klinik Attendorn mit dem Coronavirus infiziert haben. Er sei Diabetiker, bis dahin aber vollkommen symptomfrei gewesen und wegen eines drohenden Zuckerschocks ins Krankenhaus gebracht worden, berichtet ein Freund der Familie. Erst in der Klinik habe sich sein Zustand dramatisch verschlechtert – mit tödlicher Folge.

Coronavirus mit langer Inkubationszeit erschwert die Frage nach dem Woher

Klar ist: Auf diese Vermutung gibt es keine eindeutige Antwort. Die Helios-Klinik Attendorn verweist auf ihre konsequent durchgeführten Hygiene- und Isolierungsmaßnahmen, die sich nach den aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) richten. Allerdings könne laut Helios-Sprecherin Dr. Britta Giebeler der Zeitpunkt der Infektion häufig nicht genau bestimmt werden: „Infolge der langen Inkubationszeit kann die Frage, ob eine Infektion mit dem Coronavirus bei zuvor völlig symptomfreien Patienten mitgebracht oder im Krankenhaus erworben wurde, oftmals nicht geklärt werden.“ Eine Ansteckung im Krankenhaus sei demnach nicht völlig auszuschließen. Die Ursache hierfür sei nicht der Kontakt zu Covid-19-Erkrankten oder Verdachtsfällen. „Es sind die Kontakte von Mitarbeitern, zum Beispiel im privaten Bereich außerhalb der Klinik.“

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Im Gegensatz zu den Pflege- und Senioreneinrichtungen hat der Kreis keine generellen Reihentestungen für die Krankenhäuser veranlasst, so dass Personal und Patienten nur in begründeten Verdachtsfällen auf das Coronavirus getestet werden. Im Fall der Helios-Klinik wurden seit Beginn der Pandemie rund 120 Mitarbeiter getestet, weitere Angestellte hatten sich einem Test beim Hausarzt oder in einem Diagnosezentrum unterzogen. Bislang wurde bei 22 Mitarbeitern (Stand: 24. April) das Coronavirus nachgewiesen, die umgehend aus dem Dienst genommen worden seien, wie Giebeler betont.

Viele warten noch auf Tests oder auf die Ergebnisse

Am St.-Martinus-Hospital in Olpe gibt es derzeit sieben Mitarbeiter, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Zwei weitere waren positiv, sind inzwischen aber genesen.

Außerdem befinden sich 26 Mitarbeiter in Quarantäne und warten entweder auf das Testergebnis oder auf die Testung.

Am St.-Josefs-Hospital in Lennestadt gibt es aktuell drei bestätigte Corona-Fälle. Vier Mitarbeiter sind inzwischen wieder genesen. Zehn warten noch auf die Testung bzw. das Ergebnis.

Rückkehrer aus Risikogebieten seien sofort in vorsorgliche Quarantäne gekommen. Viele der positiv getesteten Helios-Mitarbeiter konnten mit Erlaubnis des Gesundheitsamtes ihren Dienst nach Ablauf der Quarantäne wieder aufnehmen.

Aktuell gibt es 24 Intensivplätze im Kreis Olpe

Obwohl das St.-Martinus-Hospital in Olpe als kreisweites Covid-19-Zentrum ausgewiesen ist, werden auch in der Helios-Klinik Corona-Patienten behandelt. Das sei vor allem eine Ressourcenfrage, wie Giebeler erklärt: „Befindet sich der Patient bereits in Attendorn in Behandlung, wird er auch aus Rücksicht auf die Ressourcen, wie zum Beispiel den Rettungsdienst, nicht nach Olpe in das St.-Martinus-Hospital verlegt. Besteht dagegen der primäre Verdacht auf eine Covid-19-Erkrankung, erfolgt eine sofortige Weiterleitung nach Olpe.“

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Im Regelbetrieb verfügt das Attendorner Krankenhaus über sechs Intensivplätze mit Beatmungsmöglichkeiten, im Bedarfsfall kann hier aber auch aufgestockt werden. Zum Vergleich: Das St.-Martinus-Hospital verfügt über 18 Intensivplätze und könnte diese auf insgesamt 28 Plätze erhöhen.

Mundschutzpflicht für Personal und Patienten

Um das Infektionsrisiko von vornherein möglichst gering zu halten, tragen alle Helios-Mitarbeiter im direkten Patientenkontakt seit Anfang März einen Mund-Nasen-Schutz. Seit Anfang April ist diese Maßnahme auch für Angestellte in patientenfernen Bereichen während der Dienstzeit verpflichtend. Zusätzlich erhält jeder Patient seit dem 30. März einen Mund-Nase-Schutz am Krankenhauseingang.

Patienten, die stationär aufgenommen werden, werden ausnahmslos auf eine Coronavirus-Infektion getestet. Das soll symptomfreie Patienten und Verdachtsfälle frühzeitig identifizieren. Giebeler: „So lange wie möglich, jedoch mindestens bis das Testergebnis vorliegt, werden die Patienten in Einzelzimmern isoliert untergebracht.“ Abstand, Schutzmasken, Hygieneregeln: Es sind Maßnahmen, die die Verbreitung des Virus erschweren. In der Praxis aber nicht gänzlich stoppen.