Olpe/Lennestadt. Haus Biggesee und Burg Bilstein wissen nicht, wie es weitergeht. Die Leiter hoffen auf den Sommer und dass die Schulklassen wieder fahren dürfen.

Der Hilferuf lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: „Ohne Fördermittel und Kredite wird der Landesverband Westfalen-Lippe die Krise nicht überstehen“, redet Wolfgang Büttner, Geschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerks, Landesverbandes Westfalen-Lippe, nicht um den heißen Brei herum. Corona und die Folgen treffen die 29 Jugendherbergen des Verbandes bis ins Mark. Darunter auch die Jugendherberge Biggesee mit rund 252 Betten und die etwas kleinere Jugendburg Bilstein (209 Betten).

Trübe Stimmung

Das Stimmungsbild vor Ort bestätigt Büttner zu 100 Prozent: „Uns blutet das Herz“ gewährt Peter Schär, seit 2006 Leiter der Jugendherberge Biggesee in Stade, einen Blick in sein Seelenleben: „Unsere etwa 20 Mitarbeiter, soweit sozialversicherungspflichtig beschäftigt, sind seit dem 1. April in der Kurzarbeit. Und ich auch.“ Und das sei für die Belegschaft alles andere als ein Aprilscherz gewesen, sondern bitterer Ernst.

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Schär: „Am 17. März mussten wir alles dicht machen. Wir fallen unter die Rubrik Kinder- und Jugendeinrichtungen, nicht unter den Gastro- und Tourismus-Erlass. Zu dem Zeitpunkt waren hier noch rund 180 Gäste untergebracht, ein komplettes Schul-Orchester aus dem Ruhrgebiet war gebucht.“

Betrieb läuft eigentlich prächtig

Was Schär besonders trifft: „Gerade jetzt für die Osterferien hatten wir unsere eigenen Aktionen ,Abenteuer Natur’ und das Sprachferienangebot mit externen Sprachlehrern startklar, und dann das.“

Momentan wären über 150 Kinder und Jugendliche in der Stader Herberge, und das, so Schär, sei kein Zufall: „Seit der Modernisierung im vergangenen Jahr läuft unser Betrieb richtig gut. In den 14 Jahren meiner Leitertätigkeit hier ist es seitdem das stärkste Jahr gewesen.“

Der Bolzplatz der Jugendherberge Biggesee: Gähnende Leere - dank Corona.
Der Bolzplatz der Jugendherberge Biggesee: Gähnende Leere - dank Corona. © WP | Josef Schmidt

Die ersten bösen Vorahnungen habe er Mitte, Ende Februar gehabt: „Als von Südtirol die Rede war, von vielen Urlaubern und von Österreich, da habe ich mir gesagt: Das wird auch für uns mehr als ein Schnupfen. Dass es aber so heftig verlaufen würde, auch mit diesen Folgen für unseren Betrieb, habe ich aber nicht geahnt.“ Als sich abgezeichnet habe, dass es auf Hygiene ankomme, habe er sofort reagiert. Schär: „Wir haben im Sanitärbereich grundlegend desinfiziert und überall Desinfektionsspender angebracht. Eigentlich fühlten wir uns vorbereitet.“ Aber: Ein spürbares Mehr an Abstand zwischen den Kindern und Jugendlichen sei kaum realisierbar.

Jetzt schauten alle Jugendherbergen natürlich sorgenvoll nach Düsseldorf und darauf, wann die Landesregierung die Einschränkungen lockere: „Wir hoffen, dass wir nach dem 19. April irgendwie weitermachen können, dass das große Kontaktverbot wenigstens gelockert wird. Dann könnten wir konkret überlegen, wie wir das hier lösen können.“ Fatal wäre es, wenn auch die Klassenfahrten kurz vor den Sommerferien oder die zwischen Sommer- und Herbstferien gecancelt werden müssten.

Burg Bilstein: Keine Gäste in Sicht.
Burg Bilstein: Keine Gäste in Sicht. © Foto: privat

Aber daran will Schär momentan nicht denken: „Die Jugendherberge Stade gibt es seit 1972, so dass wir 2022 das 50-Jährige feiern können. Und wollen.“

Salmen hofft auf Sommer

Wenig Euphorie klingt auch im Gespräch mit Dirk Salmen durch, dem Leiter der Jugendburg Bilstein: „Wir hatten für die Saison schon alles vorbereitet, unsere Konzepte standen und wir freuten uns über sehr gute Buchungszahlen. Jetzt sind wir alle in Kurzarbeit, machen nur noch täglich unsere Kontrollgänge im leerstehenden Gebäude.“

Gerade für die Ostertage und die Ferien hätten neben den Schulklassen auch mehrere Familien mit Kindern gebucht gehabt - bis zum Stopp der Landesregierung. Salmen, seit einem Jahr auf der Kommandobrücke der Burg-Herberge, hofft wie sein Kollege aus Stade auf den Sommer und eine Aussage des Schulministeriums, dass die Schulklassen wieder fahren dürften.