Saalhausen/Teneriffa. Alina Rameil (19) aus Saalhausen sitzt in ihrem Hotelzimmer auf Teneriffa fest. Erst am Sonntag kann sie zurück nach Deutschland fliegen.

Für Alina Rameil (19) aus Saalhausen und ihre Freundin Valdete sollte es ein schöner Mädels-Trip werden. „Weil sie in Düsseldorf lebt, sehen wir uns nicht so häufig. Deswegen verreisen wir gerne zusammen“, erzählt Alina. Für ihren einwöchigen All-inclusive-Urlaub suchen sie sich die kanarische Insel Teneriffa aus. Sie checken im Vier-Sterne-Hotel „Bluesea Puerto Resort“ in Puerto de la Cruz im Norden der Insel ein. Sonne, Meer, Strand, Palmen, Feiern. Doch es sollte anders kommen. „Seit Sonntag dürfen wir das Hotel nicht mehr verlassen, seit Montag nicht mal mehr unser Zimmer“, sagt Alina. Die spanische Regierung hat aufgrund der Corona-Krise eine Ausgangssperre für das ganze Land beschlossen. Aus dem Urlaub wird eine unfreiwillige Quarantäne.

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Der Reiseveranstalter, LMX Touristik, hatte vor dem Abflug am Freitagmorgen weder Sicherheitsweise noch Warnungen ausgesprochen. Auch am Flughafen in Köln bemerken die zwei Freundinnen noch nichts Außergewöhnliches. Nur ein paar Mitarbeiter des Flughafen-Personals tragen Mundschutz und Einweghandschuhe, auf Fiebermessen wird bei den Passagieren verzichtet. Alina und ihre Freundin wundern sich darüber, gerade weil sich zu diesem Zeitpunkt auch die Lage in Deutschland immer mehr zuspitzt. Doch ohne die zusätzlich getroffenen Maßnahmen fühlen sich die beiden in ihrer Entscheidung bestätigt, ihren Mädels-Trip durchzuziehen. Auch wenn Valdete zunächst Zweifel hat.

Alina Rameil (19) aus Lennestadt-Saalhausen sitzt mit ihrer Freundin auf Teneriffa fest. Das spanische Ministerium hat seit Sonntag eine Ausgangssperre verhangen, seit Montag dürfen die Freundinnen nur noch zu Essenszeiten das Hotelzimmer verlassen.
Alina Rameil (19) aus Lennestadt-Saalhausen sitzt mit ihrer Freundin auf Teneriffa fest. Das spanische Ministerium hat seit Sonntag eine Ausgangssperre verhangen, seit Montag dürfen die Freundinnen nur noch zu Essenszeiten das Hotelzimmer verlassen. © Privat

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„Erst im Flugzeug wurde uns gesagt, dass wenn wir uns krank fühlen, wir uns nicht in der Öffentlichkeit aufhalten sollten“, erinnert sich Alina. Ein erstes Anzeichen, dass der Urlaub eventuell doch nicht so sorglos werden würde. Auch wenn das Wetter anfangs nicht ganz mitspielt, nutzen Alina und Valdete die ersten zwei Tage, um in der Stadt die ersten Souvenirs zu kaufen, Bilder am Strand zu machen und am Hotel-Pool zu entspannen.

Bei Nichtbeachtung Geldstrafe

Am Sonntag dann der erste große Einschnitt: Gäste dürfen das Hotel nicht mehr verlassen. Ein entsprechender Zettel wird an der Rezeption ausgelegt. Es ist ein Schreiben des spanischen Innenministeriums, das ins Deutsche übersetzt wurde. Darin wird darauf aufmerksam gemacht, dass Bürger, die sich grundlos im öffentlichen Raum aufhalten, von der Polizei sofort nach Hause bzw. ins Hotel geschickt werden. Eine Nichtbeachtung könne zu einer Geldstrafe von mindestens 600 Euro führen. Allerdings entdecken die beiden Freundinnen das Schreiben an der Rezeption erst einen Tag später, am Montag. „Niemand hatte uns Bescheid gesagt, wir mussten selbst auf die Leute zukommen, um Informationen zu erhalten“, so Alina.

Spanien nach Italien am stärksten betroffen

Nach Italien ist Spanien das von der Krise am stärksten betroffene Land in Europa. Die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, kletterte nach Angaben der Johns Hopkins Universität am Dienstag auf fast 10.000.

Alle Restaurants, Bars, Freizeitanlagen und Sehenswürdigkeiten sind in Spanien geschlossen.

Umzüge, wie etwa die berühmten Osterprozessionen, sind verboten. Auch Einzelhandelsgeschäfte müssen schließen.

Nur Lebensmittelläden, Bäckereien und andere wichtige Dienstleister dürfen ihre Geschäfte noch öffnen. Hotels können ebenfalls geöffnet bleiben – wenigstens solange noch Gäste da sind.

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Weil Alina und Valdete am Sonntag noch nichts von der Ausgangssperre wissen, möchten sie wie die vergangenen Tage auch die Zeit nutzen und die Gegend erkunden. Weit kommen sie nicht. „Wir sind vielleicht 100 Meter vom Hotel entfernt gewesen, als wir von der vorbeifahrenden Polizei gestoppt wurden. Über Lautsprecher haben sie verkündet, dass alle Leute sofort reingehen und drinnen bleiben müssten“, erzählt Alina.

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„Klar war man geschockt, aber wir dachten uns, dass es nicht ganz so dramatisch ist, weil man immerhin noch an den Pool konnte.“ Doch seit Montag ist selbst das nicht mehr erlaubt. Jetzt regulieren Polizisten sogar innerhalb der Hotelanlage das Gästeaufkommen. „Als es hieß, dass man nur noch auf den Zimmern bleiben soll, waren wir wirklich sehr schlecht gelaunt. Was uns beunruhigt hat, war, dass sich alles so schlagartig geändert hat, weil man wirklich nichts davor gemerkt hat.“

Alina Rameil (19) aus Lennestadt-Saalhausen sitzt mit ihrer Freundin auf Teneriffa fest. Das spanische Ministerium hat seit Sonntag eine Ausgangssperre verhangen, seit Montag dürfen die Freundinnen nur noch zu Essenszeiten das Hotelzimmer verlassen.
Alina Rameil (19) aus Lennestadt-Saalhausen sitzt mit ihrer Freundin auf Teneriffa fest. Das spanische Ministerium hat seit Sonntag eine Ausgangssperre verhangen, seit Montag dürfen die Freundinnen nur noch zu Essenszeiten das Hotelzimmer verlassen. © Privat

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Nur noch zu den Mahlzeiten dürfen Alina und Valdete das Zimmer verlassen. Auch hier gibt es Sicherheitsvorkehrungen: Die Tische im Restaurant stehen jeweils eineinhalb Meter auseinander, Zusammenschieben ist verboten. Die Gäste sind außerdem dazu angehalten, Gedränge am Ein- und Ausgang zu vermeiden und einen Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter zueinander einzuhalten.

Kein Besuch im Loro Park

Der Rückflug der Freundinnen ist für Sonntag angesetzt, doch am liebsten würden Alina und Valdete sofort zurück nach Deutschland fliegen. „Wir können nichts machen außer auf den Balkon gehen, fernsehen, essen und schlafen“, meint Alina. Eigentlich wollte sie unbedingt in den Loro Park gehen, einer der berühmtesten Tierparks der Welt. „Da wollte ich schon als Kind hin!“

Es bleibt ein Wunsch. Auch auf die Tour auf einem Party-Boot rund um die Insel müssen die beiden jetzt verzichten. 1300 Euro haben die beiden Freundinnen zusammen für neun Tage All-inclusive-Urlaub bezahlt. Ob sie einen Teil der Kosten erstattet bekommen, ist fraglich. „Unsere Priorität ist erstmal, dass wir überhaupt nach Hause kommen“, so Alina. Ob das Sonntag nämlich überhaupt klappt, wissen sie noch nicht. „Es ist Chaos.“