Attendorn. Dr. Lukas Peiffer, Inhaber der Löwen-Apotheke, sieht in dem geplanten Einkaufszentrum in Attendorn große Gefahren für Rossmann, Rewe und Co.

Der geplante Bau des Wall-Centers in Attendorn sorgt weiterhin für reichlich Gesprächsstoff. Wie berichtet, beabsichtigt der Investor aus Düsseldorf, die Immobilien Treuhand GmbH (ITG), auf dem Gelände des ehemaligen Busbahnhofes am Zollstock die Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandels. Unterkommen sollen in der kleinen Indoor-Mall gegenüber des Allee-Centers die Drogeriemarkt-Kette Müller, ein Lebensmittelsupermarkt und eine Apotheke. Zudem bleibt an dem Bahnhof-Standort der Textilfachmarkt „Kik“ erhalten. Insgesamt stehen künftig in dem Einkaufszentrum rund 160 Parkplätze zur Verfügung.

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Dr. Lukas Peiffer, Inhaber der Löwen-Apotheke und Mitglied der Werbegemeinschaft, hat sich in den vergangenen Tagen intensiv mit der Auswirkungsanalyse auf den Einzelhandel im Attendorner Zentrum und mit dem bestehenden Innenstadtentwicklungskonzept auseinandergesetzt. Dabei seien ihm massive Bedenken gekommen.

Gewerbetreibende die Leidtragenden

Im Mittelpunkt seiner Kritik steht die prognostizierte Umsatzumverteilung. In dem Auswirkungsgutachten der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH (GMA), von dem Investor selbst beauftragt, wird eine Umsatzumverteilung von mehr als 90 Prozent prognostiziert. Darunter würden in erster Linie die Einzelhändler aus dem Stadtzentrum leiden, ist sich Christian Springob, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, genauso wie Apotheker-Kollege Dr. Lukas Peiffer sicher.

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Im Innenstadtentwicklungskonzept steht jedoch geschrieben, dass Umverteilungsquoten von mehr als 30 Prozent gravierende, zumindest aber negative Auswirkungen auf den bestehenden innerstädtischen Einzelhandel haben könnten.

Die Gutachter machen innerhalb der Stadt die höchsten Umverteilungsquoten in den Segmenten Nahrung/Genuss (rund 6,5 Millionen Euro) und Gesundheit/Körperpflege (rund 2,5 Mio. Euro) aus, heißt es in dem Gutachten. Davon betroffen wären in allererster Linie der Dornseifer’s Rewe-Markt am Südwall, der Lidl hinter dem Allee-Center und die Rossmann-Filiale am Südsauerlandmuseum. Sie alle müssen demnach mit finanziellen Einbußen rechnen. „Eine deutliche Verschärfung der Wettbewerbssituation ist unter Berücksichtigung der Höhe der Umverteilungen zu erwarten“, heißt es im Gutachten.

Eine Frage der Verträglichkeit

Wenig Verständnis hat Dr. Lukas Peiffer dafür, dass solche Waren im neuen Wall-Center künftig angeboten werden, die es so oder zumindest so ähnlich in der Hansestadt schon gibt und die von den Attendornern auch nachgefragt würden. „Es stellt sich schon die Frage, warum ausschließlich Geschäfte angesiedelt werden sollen, deren Kaufkraft bereits sehr ausgeprägt ist bei uns und warum hierüber 14 Millionen Euro Umsatz durch Verteilung abgezogen werden sollen“, fragt sich der Apotheker. Dies sei auch eine Frage der Verträglichkeit.

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Verständnis für die Reaktion einiger Gewerbetreibenden hat auch Rechtsanwalt Sascha Koch. Er sei zwar kein Baurechtler, doch einer Klage vor einem Verwaltungsgericht würde er dennoch Chancen einrechnen. Zum einen, weil das Auswirkungsgutachten von dem Investor selbst in Auftrag gegeben wurde und damit per se eingeschränkte Beweiskraft besitzt. Zudem sei es schon bedenklich, wenn billigend in Kauf genommen würde, dass im schlimmsten Fall beispielsweise die Rossmann-Filiale am neuen Müller zugrunde gehen könnte. Im Gutachten steht tatsächlich geschrieben: „Eine Betriebsaufgabe dieses Anbieters (Rossmann, Ann. der Red.) würde keine versorgungsstrukturellen Effekte nach sich ziehen, da auch das Planvorhaben dem zentralen Versorgungsbereich zuzuordnen ist und (...) Versorgungslücken schließen kann.“

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„Im Übrigen ist der Müller kein reiner Drogeriemarkt. Dort bekommt man fast alles, von den Schreibwaren bis zu Haushaltsgeräten. Hier entsteht also nicht nur ein Konkurrent für den Rossmann, sondern für viele anderen Einzelhändler auch“, betont Koch. Er rät den Gewerbetreibenden nun, im Rahmen der bevorstehenden frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit alle Kritikpunkte vorzutragen.

Die Chancen sehen

In ihrem Fazit sehen die Gutachter auf der einen Seite zwar keine nachhaltigen negativen Auswirkungen, auf der anderen warnen sie gleichwohl davor, dass die Passantenfrequenz verschoben wird und ins Allee-Center übersiedeln könnte. Das würde Sascha Koch nicht wundern, denn: „Die Leute vom Dorf fahren mit dem Auto ins Wall-Center, können dort parken, sich eindecken und sind dann wieder weg.“

Bürgermeister Christian Pospischil nimmt die Ängste und Befürchtungen laut eigener Aussage sehr ernst. Aber: „Wir sehen ehrlicherweise mehr Chancen durch einen zusätzlichen Schwerpunkt im Einzelhandel. Und leider ist es auch kein Wunschkonzert, welche Anbieter wir hierher bekommen.“

Immerhin: Gespräche zwischen Werbetreibenden und Verwaltung laufen, wie beispielsweise noch am Montagabend.