Attendorn. Die Musiker sind in Attendorn unterwegs und präsentieren „Karnevalsschlager zum Mitsingen“. Wie sie damit eine Tradition weiterleben lassen:
Wenn Peter Höffer, genannt „Pittjes“, mit seinen „ALTstattBuben“ die alten Attendorner Karnevalslieder spielt und singt, dann geht ihm das Herz auf. „Es wäre schade, wenn die musikalische Karnevalskultur verloren gehen würde.“ Mit dieser Meinung steht der 64-jährige ehemalige Büttenredner vom Mooskamp nicht alleine, wie die erfolgreichen Kneipentouren der Gruppe zeigen. In den vergangenen Wochen waren die „ALTstattBuben“ wieder in den Gaststätten der Stadt unterwegs und präsentierten „Attendorner Karnevalsschlager zum Mitsingen“.
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„Die alten Lieder werden noch gerne gehört, die Texte haben viele aber vergessen“, weiß Höffer. Deshalb haben er und seine Freunde immer Liedhefte dabei, inzwischen bereits in der dritten Auflage, und verteilen sie bei ihren Auftritten.
Den Frohsinn in die Kneipen treiben: Das ist das erklärte Ziel der ALTstattBuben, die aus dem 2006 gegründeten literarisch-musikalischen Forum hervorgegangen sind. In diesem Kreis von Büttenrednern und Sängern fand sich fast alles zusammen, was im Attendorner Karneval in der Bütt und auf der Bühne Rang und Namen hat. Am Stammtisch treffen sich regelmäßig unter anderem Andreas Schäfer, Ludwig Schneider, Anja Geuecke alias Hettwich vom Himmelsberg, Hermann Sangermann, Sebastian Springob, Tobias Lohölter und Michael Hoberg von den Klein-Colonias oder Martin Schmelter.
Karnevalistische Evergreens
Das literarisch-musikalische Forum war auch eine Art närrische Antwort auf „die Einsamkeit der Redner und Sänger im Karneval“, betont „Pittjes“ Höffer. Denn im Gegensatz zu den Wagenbauern und Gardisten stehen die Büttenredner und Sänger auf der Bühne zwar im Rampenlicht, aber eben auch alleine. Die Anstecknadel mit dem Wappen der Karnevalsgesellschaft und einem kleinen Mikrofon ist das Erkennungszeichen des Forums. Getragen wird die Nadel auch von Christian Höffer („Twerse Lümmel“) und Sebastian Ninse („Isch kann`s“). Karnevalisten wie Manfred Sangermann, Paul Hundt, Bruno Exner oder Friedel Potthoff gehörten auch dazu, wenn sie noch leben würden. Ihre Karnevalsschlager sind bei vielen in „Kattfilleria“ auch heute unvergessen.
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Da ist das Lied vom „Zwiebelturm“ aus dem Jahr 1974 von Manfred Sangermann, das längst zu einer Attendorner Erkennungsmelodie geworden ist. Wenn Bruno Exner bei der Herrensitzung im Hotel zur Post „Du Furchendackel“ anstimmte, fiel er fast vornüber aus der Bütt. Karnevalistische Evergreens sind auch das „Doppelkörnchen“ von Paul Hundt oder „Würstchen mit Kartoffelsalat“ von Friedel Potthoff. Peter Höffer haben es vor allem die „leisen Töne“ angetan. „Da bekomme ich Gänsehaut“, sagt er. Eines seiner Lieblingslieder ist „Der Brunnen auf dem Markt“, ebenfalls von Manfred Sangermann.
Darin heißt es in der 1. Strophe:
„Der Brunnen auf dem Marktplatz plätschert leise, vom Sauerländer Dom da schlägt es zehn, und wenn ich durch die alten Straßen gehe, dann bleibe ich auf einmal steh’n und singe vor mich hin, ganz still und leise: Mein Attendorn, wie bist du schön!“
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Es ist bei den karnevalistischen Oldies aber wie beim Weihnachtsbesuch in der Kirche: Die Melodien kennt man, vielleicht auch noch den Text der ersten Strophe, der Rest wird notgedrungen mitgesummt. Das wollen die „ALTstattBuben“ verhindern. „Es gibt über 300 Attendorner Karnevalsschlager“, verrät Höffer. 33 davon hat die Gruppe im Repertoire. Dazu gehört auch „Mein süßer Schnucki-Putzi“ von 1980. Das Lied von Friedel Potthoff stimmt Höffer beim Besuch unserer Zeitung textsicher an. „Man hört kaum noch Attendorner Karnevalsschlager“, macht sich Peter Höffer nichts vor.
Alte und neue Songs covern
Der 64-Jährige weiß, wovon er spricht. Das Urgestein der KG war Karnevalsprinz, saß im Elferrat und war viele Jahre ein bekannter Büttenredner. Die alten Karnevalslieder sind auch in Klein Köln von Partymusik und „kölsche Tön“ abgelöst worden. Auch die „ALTstattBuben“ covern alte und neue Songs von den Kölner Bands Bläck Fööss oder Miljö. Peter Höffer ist aber auch ein großer Freund des Mainzer und fränkischen Karnevals mit deren Wortakrobatik und -witz. Auf ihrer Tour durch die Attendorner Kneipen machten sie zuletzt Station im Studio A an der Kölner Straße, einer beliebten Location für bekannte und nicht so bekannte Musikbands.
Proben im Stammlokal
Zur Stammbesetzung der „ALTstattBuben“ – was so viel wie „Wir sind nicht mehr jung“ heißt – gehören neben Peter Höffer an der Pauke noch: Ina Huneck-Schüttler, Reinhold Schneider, Hermann Sangermann, Martin Schmelter und Klaus-Jürgen Viegener.
Geprobt wird donnerstags im Stammlokal „Kuckel“. Dort spielen Höffer und Co. am Rosenmontag auch wieder auf. Im nächsten Jahr ist vor Karneval eine ganz besondere Veranstaltung im „Hotel zur Post“ geplant, wo früher die Herrensitzungen veranstaltet worden sind.
„Es war ein wunderschöner Abend, die Bude war toll.“ Nicht nur viele Einheimische wollten die alten Karnevalsschlager hören und mitsingen. Und wer nicht ganz textsicher war, griff zu einem der Liedhefte. Auch im viel größeren Wirtshaus sind die „ALTstattBuben“ aufgetreten, wegen der Räumlichkeiten nicht unplugged, sondern mit einer Anlage und auf einer kleinen Bühne. „Ich glaube, heute spielen wir den Saal leer“, war Peter Höffer, der an diesem Abend wieder auf die große Pauke haute, zu Beginn skeptisch. Denn direkt neben der Bühne saßen viele junge Leute, offensichtlich nicht aus Attendorn. Aber spätestens beim zweiten Oldie war das närrische Eis gebrochen, sangen vor allem die Mädchen kräftig mit.