Olpe. Schmerzlinderung ist nur eins der vielen Versprechen von CBD-Produkten. Die Wirkung ist umstritten; bei der Suchtgefahr ist man sich einig

CBD ist die Abkürzung für Cannabidiol. Ein nicht-psychoaktives Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf (Cannabis). Von der „legalen Hanf-Variante“ wird viel versprochen: CBD soll entkrampfend, entzündungshemmend, schmerzlindernd und sogar angstlösend wirken. Und trotzdem bestehe bei den frei verkäuflichen CBD-Produkten keinerlei Suchtgefahr und auch die Einnahme sei völlig unbedenklich. Zumindest so lange der berauschende Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) unter 0,2 Prozent liegt. Aber ist das wirklich so? Fest steht, Cannabidiol wird immer populärer. In mehreren Städten haben bereits sogenannte CBD-Shops eröffnet.

Auch hier in Olpe kann man die Produkte kaufen. Im MeinDampferShop in der Martinstraße stehen die verschiedenen Öle, Tropfen und Liquide im Regal. Bunte Fläschchen in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. CBD kann nämlich verschieden eingenommen werden; beispielsweise als Liquid geraucht oder in Form von Tropfen. Filialleiter Christian Kinzner rät trotz der angeblichen Unbedenklichkeit zu keiner durchgängigen Einnahme.

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Nachfrage eher gering

Seit 2018 hat MeinDampferShop die CBD-Produkte im Sortiment. „CBD hilft natürlich nicht bei allem“, sagt Kinzner. Doch es sei eine „schöne Lösung“ gegen Schmerzen und Krämpfe. Der Filialleiter erzählt von einem Arbeitskollegen, der unter Rückenschmerzen leidet. „Seitdem er CBD nimmt, geht es ihm viel besser.“ Natürlich helfe das Cannabinoid nicht bei sehr starken Schmerzen, da müsse dann auch Kinzners Arbeitskollege auf richtige Schmerzmittel zurückgreifen. „Aber dadurch, dass er nicht mehr durchgängig die Medikamente nimmt, haben diese dann im Umkehrschluss wieder eine bessere Wirkung.“

Die Grauzone der CBD-Produkte

Es gibt auch CBD-Knospen, Blüten oder Extrakte.

Eine klare Gesetzesregelung gibt es für diese Produkte allerdings nicht.

Christian Kinzner sagt daher, dass Knospen, Blüten und Extrakte in die sogenannte Grauzone fallen.

Aufgrund der nicht klaren Gesetzeslage verkaufe der MeinDampferShop diese CBD-Produkte nicht.

Trotzdem, so Christian Kinzner, gibt es bisher wenig Menschen, die CBD-Produkte ausprobieren. „Viele haben Angst es zu probieren, das ist wirklich eine große Hürde.“ Doch trotz der eher geringen Nachfrage, behält der MeinDampferShop die Produkte im Sortiment. Der Filialleiter hält CBD zwar für unbedenklich, doch auch die Produkte sollte man in seinen Augen nur über einen begrenzten Zeitraum einnehmen. „Jeder sollte mit einer geringen Dosierung starten, diese dann steigern und nach spätestens sechs Monaten eine Pause einlegen“, erklärt er. Allerdings betont Kinzner ausdrücklich: „CBD hat keine berauschende Wirkung, daher ist das Suchtpotenzial auch sehr gering.“

Keine Suchtgefahr, keine Wirkung

Bei CBD bestehe „überhaupt kein Suchtpotenzial“, das sagt auch Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie (Hannover). Cannabidiol habe keine „high-machenden“ Effekte. Die frei verkäuflichen Öle oder Tropfen seien unbedenklich. „Selbst wenn man gigantische Mengen davon zu sich nimmt, passiert nichts außer, dass man eventuell müde wird“, sagt sie weiter. Doch sie kritisiert die Versprechungen, die die Industrie macht. Die frei verkäuflichen CBD-Produkte seien Nahrungsergänzungsmittel und keine Arzneimittel. Nahrungsergänzungsmittel haben streng genommen keine Wirkung und eigentlich ist es auch verboten durch diese Produkte eine Heilung zu versprechen, erklärt die Ärztin. „In diesen kleinen Mengen hilft CBD eigentlich nicht.“

Es gibt auch CBD-Medikamente, die rezeptpflichtig sind, dabei handelt es sich dann um Arzneimittel. Diese werden beispielsweise bei Epilepsie-Patienten eingesetzt, erläutert die Ärztin. Die Unbedenklichkeit von CBD sei nicht 100-prozentig nachgewiesen, allerdings hält Müller-Vahl ein Gesundheitsrisiko für unsinnig. Sie weist aber auch darauf hin, dass es bei einigen CBD-Produkten Gesetzeslücken gibt. Darunter fallen beispielsweise Blüten und Extrakte.

Auch der verschreibungspflichtige Konsum von Cannabis hat in ihren Augen ein geringes Suchtpotenzial. Eine medikamentöse Einnahme von Cannabis werde ärztlich überwacht. „Die Suchtgefahr ist bei Cannabis niedriger als bei Alkohol oder Nikotin-Zigaretten.“

Claudia Bucher von der Caritas Suchtberatung Olpe sieht das ähnlich und sagt, dass mit CBD-Produkten keine Abhängigkeit verbunden ist. Es komme immer auf den CBD- und THC-Gehalt an. Je mehr THC in den Produkten enthalten ist, desto höher ist die Gefahr einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit. Allerdings sei es schwierig einzuschätzen, ob beispielsweise Alkohol suchtfördernder ist. Alkohol könne jedoch auf lange Zeit schlimmere körperliche Schäden anrichten, sagt Bucher.

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Rechtlich keine Bedenken

Frei verkäuflich sind die CBD-Produkte, so lange der THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt. Dirk Reuter, stellvertretender Pressesprecher vom NRW Justizministerium, bestätigt, dass CBD somit kein Betäubungsmittel ist und auch nicht unter die entsprechenden Gesetze fällt. Denn THC löst die berauschende Wirkung aus. Daher ist der Handel und Besitz des Rauschmittels, sofern dieser nicht medizinisch notwendig ist, in Deutschland verboten. Der Konsum an sich sei allerdings nicht strafbar.