Finnentrop. Rund 250 Menschen kommen am Freitag zur Solidaritätskundgebung nach Finnentrop. Sie setzen gemeinsam ein Zeichen gegen Hass und Gewalt.
Die muslimische Gemeinde in Finnentrop hat am Freitagnachmittag ein Zeichen gegen Gewalt und für ein friedliches Miteinander der Religionen gesetzt. Zwei Wochen nach dem Angriff auf die Moschee an der Bamenohler Straße (wir berichteten) rief sie zu einer friedlichen Solidaritätskundgebung unter dem Motto „Gemeinsam gegen Moscheeangriffe. Finnentrop verurteilt und steht zusammen“ vor dem Gotteshaus auf. Der Einladung waren rund 250 Gäste gefolgt, darunter unter anderem Bürgermeister Dietmar Heß, Landrat Frank Beckehoff, die SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari, Ibrahim Yazici von der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG) und Imam Mustafa Aydin.
„Diese Veranstaltung ist ein Zeichen der Solidarität. Der Angriff auf unsere Moschee ist auch ein Angriff auf alle Finnentroper und nicht nur auf die muslimische Gemeinschaft“, betonte Ramazan Olmaz, Vorsitzender des Finnentroper Moscheevereins. Er ergänzte: „Wir lassen nicht zu, dass eine kleine Gruppe unseren gesellschaftlichen Frieden zerstört. Wir zeigen Wut und Hass gemeinsam die Rote Karte.“
Drei Fenster eingeschlagen
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Rückblick: In der Nacht auf Samstag, 11. Januar, hatten bislang unbekannte Täter um kurz nach Mitternacht mit faustgroßen Steinen auf das Finnentroper Gotteshaus geworfen, dabei drei Fenster eingeschlagen und die Fassade stark beschädigt. Nach der Tat hatte sich etwa Bürgermeister Dietmar Heß öffentlich zu Wort gemeldet und den, so wörtlich, offenbar gezielt feigen Angriff aufs Schärfste verurteilt.
Zu den Hintergründen der Tat kann Sebastian Hirschberg, Pressesprecher der Polizei in Hagen, wo der ermittelnde Staatsschutz angesiedelt ist, auch zwei Wochen nach der Tat nicht viel sagen: „Wir haben keine neuen Erkenntnisse.“ Wer die Täter sind, ist weiter unklar, und damit auch die Frage unbeantwortet, ob es sich möglicherweise um eine rechtsradikale Tat gehandelt hat. Auf einem Überwachungsvideo waren vier Menschen zu sehen, die nach der Tat in Richtung Kirchstraße geflohen sind. Personen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden.
Beckehoff fordert rasche Aufklärung
Ähnliche Worte wie Olmaz fanden auch die weiteren Redner der Kundgebung. „Wir werden nicht zulassen, dass durch rechtsextreme Hetze Religionsgemeinschaften angegriffen werden. Wir lassen uns nicht teilen“, rief Nezahat Baradari den Zuhörern zu. Landrat Frank Beckehoff sprach der Gemeinde sein Mitgefühl aus und die Solidarität aller Bürger aus dem Kreis Olpe zu. Er warnte davor, voreilige Schlüsse zu den Hintergründen zu ziehen. Aber: „Es ist nicht irgendein Gebäude, sondern ein Gotteshaus angegriffen worden. Diese schädliche Tat gilt es in jeder Form zu missbilligen. Christen, Muslime, Juden und alle Gemeinschaften stehen eng zusammen, wenn es um den Schutz ihrer Gotteshäuser geht. Wir setzen ein starkes Zeichen gegen diejenigen, die meinen, Steine werfen zu müssen.“ Er forderte zudem eine möglichst schnelle Aufklärung dieser nicht hinnehmbaren Tat. Und Dietmar Heß erklärte: „Ich versichere Ihnen, dass die Einwohner der Gemeinde diese Tat verurteilen. So ein Angriff soll Angst und Hass verbreiten, doch das werden wir nicht zulassen. Wir werden uns nicht gegenseitig aufhetzen lassen.“
In seiner Wortwahl am deutlichsten war Pfarrer Jochen Andreas vom Katholischen Pastoralverbund Bigge-Lenne-Frettertal: „Die Täter haben sich auf üble Weise als Nazis gezeigt. Neue Nazis ziehen leider neue Kreise. Wir sind schockiert von dieser hasserfüllten Attacke und möchten unsere große Betroffenheit zum Ausdruck bringen. Möge diese Moschee unter dem Schutz Gottes stehen.“ Ibrahim Yazici von der IGMG wies die Zuhörer, die der Kälte trotzten, schließlich darauf hin, dass sie für eine gute Aktion frieren würden.
Er legte den Finger in die Wunde und machte unmissverständlich deutlich: „Immer häufiger werden muslimische Einrichtungen angegriffen, Brandanschläge und schwere Körperverletzungen bleiben nicht aus. Wir dürfen diese Taten nicht als Jugendstreiche verharmlosen. Wir müssen den interreligiösen Dialog verstärken.“ Genau deshalb waren die verschiedenen Vertreter von Kirche und Politik und zahlreiche Gläubige zur Kundgebung vor die Moschee gekommen.