Heggen. Zwölf Jahre war er 1. Vorsitzender des Schützenvereins Heggen. Nun ist Schluss. Schäfer blickt auf schöne, aber auch stressige Momente zurück.
Die Zahl 110 spielt im Leben von Jochen Schäfer eine große Rolle, dienstlich als Polizeibeamter und hobbymäßig als 1. Vorsitzender und Major des Schützenvereins Heggen. Mit dem 110. Schuss holte der Heggener 2004 die letzten Reste des hölzernen Aars aus dem Kugelfang und ließ sich als Schützenkönig feiern. In dieser Woche leitete der 59-Jährige seine letzte Vorstandssitzung, natürlich die 110. Wenige Tage später endet für Schäfer die Zeit an der Spitze der Schützen. Auf der Generalversammlung am Samstag in der Schützenhalle wird sein Nachfolger gewählt.
In seine letzte Vorstandssitzung und vor allem in seine letzte Generalversammlung als oberster Heggener Schütze geht Jochen Schäfer mit „einem lachenden und weinenden Auge“. Auf der einen Seite freut er sich „auf die Zeit, ganz normal Schützenfest feiern zu können“. Schäfer weiß aber auch, dass er gerade über die Schützenfesttage „vieles vermissen wird, wenn man so lange die Fäden in der Hand gehalten hat“. Aber seine Entscheidung, nach zwölf Jahren als 1. Vorsitzender und Major aufzuhören, steht längst fest. „Der Zeitpunkt ist einfach da. Es ist gut, wenn neue Leute neue Gedanken in die Vereinsarbeit reinbringen“, betont der 59-Jährige mit den Hobbys Radfahren und Fußball bei der Altliga des SV Heggen.
Seit 41 Jahren ist Jochen Schäfer einer von fast 1100 Mitgliedern des Schützenvereins von 1867. 1990 wurde der Polizeibeamte in den Beirat gewählt, 1. Vorsitzender war damals Herbert Hesener. Sieben Jahre später übernahm Schäfer das Amt des 2. Vorsitzenden und wurde Stellvertreter von Ulli Brömme. Bis 2008 bildeten die Beiden, die eigentlich nur Königsoffiziere werden wollten, das Führungsduo des Schützenvereins Heggen. Als Brömme nicht mehr kandidierte, folgte ihm Schäfer als 1. Vorsitzender und Major. „Eigentlich wollte ich das nur vier Jahre machen“, blickt Jochen Schäfer zurück. Aus den vier sind zwölf Jahre geworden. Damit steht der Polizeibeamte genauso lange an der Vereinsspitze wie seine beiden Vorgänger und Ehrenvorsitzenden Herbert Hesener und Ulli Brömme.
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„Ich bin erst der neunte Vorsitzende in unserer über 150-jährigen Vereinsgeschichte.“ Auch darauf ist der 59-Jährige ziemlich stolz. „Das war schon ein tolles Gefühl und ein Highlight in meinem Leben, zum 1. Vorsitzenden gewählt zu werden“, erinnert sich der scheidende Schützenmajor gerne an das Jahr 2008 zurück. Ein weiterer Höhepunkt im Schützenleben war 2017 das Jubiläum „150 Jahre Schützenverein Heggen“. „Es war beeindruckend, dass alle Vereine aus der Gemeinde und der Nachbarschaft vertreten waren. Dazu noch die vielen Ehrengäste. Alles hat gepasst. Das wird mir immer in Erinnerung bleiben“, schwärmt Jochen Schäfer vom Jubiläumsfest.
Versammlung am Samstag
Die letzte von Jochen Schäfer geleitete Jahreshauptversammlung steht am Samstag ab 19 Uhr in der Schützenhalle auf dem Programm. Dort wird der Vorstand auch einen Nachfolgekandidaten präsentieren. Wie der scheidende 1. Vorsitzende und Major stehen auch der 2. Vorsitzende Michael Steinberg, Schriftführer Günter Schwarz und Schatzmeister Wolfgang Orbana seit zwölf Jahren an der Vereinsspitze. Sie stehen am Samstag aber nicht zur Wahl. In die Amtszeit von Jochen Schäfer fiel 2009 auch ein warmer Geldregen in Höhe von 22.000 Euro. Schäfer und Kollegen hatten herausgefunden, dass jahrelang ein Gaszähler in der Schützenhalle doppelt abgerechnet hatte.
Der Familie einiges abverlangt
Als Schützenkönig von 2004 ist der Major natürlich auch Mitglied der Königskompanie. „Aber ich bin dort noch nie mitgegangen“, schmunzelt der scheidende Vereinschef. Stolz ist Jochen Schäfer auf seine über 40 engagierten Mitstreiter im Beirat und Offizierskorps. Ganz wichtig ist dem Heggener auch dieser Satz: „Ohne unsere Frauen sind wir nur die Hälfte wert.“ In seiner Familie ist das Ehefrau Gaby. Aber beim Mann an der Vereinsspitze laufen an den Schützenfesttagen die Fäden zusammen. „Man muss immer parat sein, sich um die Gäste kümmern, aufpassen, dass beim Vogelschießen und auf dem Schützenplatz alles ordnungsgemäß läuft, Ansprachen und Reden halten. Das ist schon anstrengend“, sagt Jochen Schäfer. Bei aller Vorfreude ist der Heggener „jedes Mal froh, wenn das Schützenfest friedlich und unfallfrei“ über die Bühne gegangen ist. Wenn am Montagabend die Fahnen weggebracht werden, fällt die Anspannung endlich ab.
Aber auch wenn kein Schützenfest ist, beschäftigte der Verein Jochen Schäfer in den letzten zwölf Jahren „gefühlt jeden Tag“. „Schützenfest und der Schützenverein waren in meiner Familie die meistgesprochenen Worte“, sagt Schäfer und weiß, dass er seiner Ehefrau Gaby und den beiden Kindern einiges abverlangt hat.
Natürlich hat der Schützenmajor in den letzten Jahren auch einige Dinge erlebt, die nicht so angenehm waren und „Nerven kosten“. Aber unter dem Strich überwiegt bei weitem das Positive. Dazu zählt der Kontakt zu den befreundeten Vereinen wie Hülschotten, Finnentrop, Lenhausen und Bamenohl, die sich gegenseitig bei ihren Hochfesten besuchen. Fest im Terminkalender gehören auch die Freundschaft mit den Schützen aus Telfes im österreichischen Stubaital, die mit ihren historischen Uniformen seit 30 Jahren regelmäßig zu Gast sind. „Zu ihnen haben wir einen guten und herzlichen Draht. Viele Heggener machen dort Skiurlaub“. Auch Jochen Schäfer, der „schon 30 bis 40 Mal da war“.
Im nächsten Jahr sind die Heggener wieder zum alle zwei Jahre stattfindenden Stubaier Bataillonsfest eingeladen. Auch die Einladung zum Attendorner Jubiläums-Schützenfest 2022 liegt bereits auf dem Tisch. Um die Vorbereitungen muss sich Jochen Schäfer aber nicht mehr kümmern. Seine Uniform mit der dritten Stufe des Sauerländer Schützenbundes wird er aber wohl anziehen. Über den Orden hat sich der scheidende 1. Vorsitzende und Major „sehr gefreut“.