Hagen/Lennestadt. 241.000 Euro Steuern hinterzogen: Ex-Dönerbuden-Inhaber aus Lennestadt kaufte tonnenweise Fleisch „schwarz“. Jetzt wurde er verurteilt.
„Alle haben es so gemacht.“ Richter Andreas Behrens hat diesen Satz in den vergangenen Monaten oft gehört. Auch beim zehnten von insgesamt zwölf Verfahren der sogenannten „Döner-Prozesse“ am Hagener Landgericht bekräftigte der Angeklagte aus Lennestadt (47), ein ehemaliger Dönerbuden-Inhaber, dass Steuerhinterziehung Teil des Geschäfts gewesen sei.
Mit „alle“ meinte der Familienvater eine Reihe von Dönerspieß-Lieferanten sowie Imbissbuden-Besitzern, die insgesamt Millionen Euro am Staat vorbei geschleust haben und denen deswegen der Prozess gemacht wird.
Der Beschuldigte aus Lennestadt hinterzog laut Anklage 241.000 Euro Steuern. Dafür wurde er vor der Großen Strafkammer zu einem Jahr und zehn Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.
Wie das Finanzamt ihn erwischte
Im Jahr 2007 öffnete der damals 35-Jährige seine Imbissbude in Lennestadt. Das Geschäft lief gut für ihn. So gut, dass er von seinen nichtversteuerten Einnahmen gleich mehrere Immobilien kaufte und diese vermietete. Die Mieteinnahmen versteuerte er ebenfalls nicht, was das Finanzamt Olpe vor einigen Jahren jedoch bemerkte.
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Die Beamten hatten den richtigen Riecher und veranlassten eine Betriebsprüfung in der Dönerbude des Angeklagten. Volltreffer. Zentnerweise Dönerfleisch fand das Finanzamt vor, nur Rechnungen waren Mangelware. Einkommens,- Gewerbesteuer und Umsatzsteuer hinterzog der 47-Jährige im großen Stil. „Effektiv haben Sie zwei Prozent Einkommenssteuer gezahlt“, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Behrens.
Angeklagt wurde der Familienvater wegen insgesamt zwölf Steuervergehen aus den Jahren 2009 bis 2012. Jeden Tag verbrauchte der Imbissbuden-Besitzer einen Dönerspieß zwischen 15 und 25 Kilo, 120 Kilo Fleisch legten seine Mitarbeiter und er pro Woche ins Brötchen. Von nur rund der Hälfte der Einnahmen wusste das Finanzamt Olpe. Bis zu seiner Insolvenz im Jahr 2015 kamen weitere Fälle der Steuerhinterziehung hinzu, allerdings ließ die Staatsanwaltschaft Hagen diese Anklagen wegen Geringfügigkeit fallen.
Holpriges Geständnis
Er gebe alles zu und bereue die Taten, sagte der Iraker in gebrochenem Deutsch. „Ich mache so etwas nie wieder“, sagte der Angeklagte in seinem Schlusswort. Allerdings räumte er seine Taten erst ein, nachdem sein Anwalt mehrmals auf ihn eingewirkt hatte. „Ihr Geständnis war sehr holprig. Aber das sind wir in diesen Verfahren ja nicht anders gewohnt“, merkte Richter Behrens lakonisch an.
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Ins Gefängnis muss der 47-Jährige auch deshalb nicht, weil er nicht vorbestraft ist und ihm eine günstige Sozialprognose ausgestellt werden könne. Zudem hat er in dieser Woche 20.000 Euro Nachzahlung ans Finanzamt überwiesen. „Trotzdem haben Sie einen immensen Schaden verursacht“, sagte Behrens.
Momentan ist der verheiratete Familienvater von zehn Kindern arbeitslos. Für ihn sei eins klar, sagte der ehemalige Imbissbuden-Betreiber: „Ich mache so einen Mist nicht mehr. Lieber mache ich Leiharbeit, das ist besser.“