Bürberg/Kreis Olpe. Thorsten Rinscheid und Ulrike Klement aus Attendorn-Bürberg beteiligen sich an der Protestbewegung. Auch sie hadern mit dem neuen Agrarpaket.
Das kürzlich verabschiedete Agrarpaket der Bundesregierung stößt bei vielen Bauern in Deutschland auf Unverständnis und Ablehnung. Auch bei hiesigen Landwirten wie Thorsten Rinscheid und Ulrike Klement aus Bürberg. Denn durch die neuen Regeln zum Umwelt- und Insektenschutz, durch eine strengere Düngeverordnung oder das neue Tierwohl-Label fürchten viele Bauern um ihre Existenz.
In vielen landwirtschaftlichen Betrieben geht daher die Angst um, dass beispielsweise die Produktion von Fleisch auf den Bauernhöfen erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht wird. Um auf diese unbefriedigende Situation aufmerksam zu machen, rief der Landwirt Willi Kremer-Schillings vom Niederrhein die Aktion „Grüne Kreuze“ ins Leben.
Ein stiller Protest
Dabei handelte es sich um eine Art stillen Protest, bei dem Landwirte die auffälligen Kreuze als „Mahnakt“ auf ihren Feldern und Äckern aufstellen können. Denn die Maßnahmen der Politik, so lautet die flächendeckende Kritik, würden massiv in die Eigentumswerte von Landwirten eingreifen und einzelne Flächen wertlos machen, so dass diese nicht mehr für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden könnten. Die Folge sei, dass Lebensmittel aus dem Ausland importiert würden.
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Dieser kleinen Bewegung mit Symbolcharakter haben sich mittlerweile auch Landwirte aus dem Kreis Olpe angeschlossen – wie die Eigentümer des Hofes Klement-Rinscheid aus Bürberg.
Die Attendorner haben gleich drei Kreuze in den Boden gesetzt: auf der Kapellenwiese in Bremge, in der Nähe des Rehgeheges in Berlinghausen und in Rieflinghausen. Also allesamt gut sichtbar entlang der Kreisstraße 17 zwischen Olpe/Sondern und Attendorn/Helden.
Gefahr für Familienbetriebe?
„Wir wollen ein Zeichen setzen und darauf aufmerksam machen, dass durch dieses Agrarpaket viele Familienbetriebe kaputt gehen können“, betont Thorsten Rinscheid, der hauptberuflich als LKW-Fahrer arbeitet und „nebenbei“ seine Frau bei der Landwirtschaft hilft. Die Familie kümmert sich auf ihrem Hof unter anderem um 21 Mutterkühe und zwei Zuchtbullen.
„Uns werden Steine in den Weg gelegt. Wenn wir uns nicht wehren, dann sind wir diesen Entscheidungen machtlos ausgesetzt. Wir werden mittlerweile wie Verbrecher kontrolliert“, ergänzt der Bürberger. Er nennt ein konkretes Beispiel: Sicherlich koste sein Fleisch mehr als im Supermarkt, dafür schlachte er gemeinsam mit seiner Frau auf dem eigenen Hof. „Was wir herstellen, ist klimafreundliches Fleisch. Wir schlachten völlig stressfrei und liefern regionale Qualität.“ Das Fleisch stamme eben nicht aus Übersee.
Bauern den Rücken stärken
„Viele Bauern auch bei uns im Kreis haben das Gefühl, mit dem Rücken zur Wand zu stehen“, signalisiert Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Sympathien für die Protest-Aktion. Denn es gelte stärker denn je, den Bauern den Rücken zu stärken.
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Richard wirbt um Verständnis: „Die Bauern sind wesentlicher Teil des ländlichen Lebens. Wir erwarten etwas mehr Vertrauen in unser Tun, denn wir sind die Experten in Pflanzenbau und Viehhaltung. Unseren Beruf macht man meist nicht aus Gewinnstreben, sondern mit einer guten Portion Idealismus. Darum glaubt nicht nur den Anderen, glaubt auch uns und kauft regional.“