Rehringhausen. In den Wäldern des Kreises Olpe stapeln sich beschädigte Fichten. Das Holz soll in den Kamin wandern. Für die Waldbauern ist das wenig lukrativ.
Wanderer und Spaziergänger haben sich schon an den Anblick gewöhnt. Links und rechts der heimischen Waldwege stapeln sich die abgesägten Fichten. So viele, dass man sie mittlerweile kaum noch zählen kann. Und wer genauer hinsieht, erkennt, dass es sich dabei oft um Schadholz handelt. Kein Wunder, haben die anhaltende Dürre und der Borkenkäfer dem Wald doch schwer zugesetzt.
Die Lage ist angespannt. Allein am Kruberg, einem Waldstück oberhalb von Rehringhausen, liegen derzeit rund 500 Raummeter Fichtenschadholz, das sich an die Industrie nicht mehr verkaufen lässt. Ein wirtschaftliches Desaster für die Waldbauern.
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Und eine Gefahr für die heimische Natur. Aber die Waldgenossen haben haben eine Idee, um den Schaden zumindest in Grenzen zu halten: „Die Fichte eignet sich sehr gut als Brennholz. Nur ist das vielen Menschen leider noch nicht klar“, sagt Thomas Kramarz, Leiter des Forstbetriebsbezirks Kleusheim.
Wohin mit dem Schadholz?
Die Kamine und Holzöfen der Sauerländer sollen in den nächsten Jahren mehr mit Fichte und weniger mit Eiche und Buche, dem eigentlich begehrten Brennholz, gefüttert werden. „Die Olper Waldgenossenschaften werden in den nächsten drei bis vier Jahren keine gesunden Eichen, Buchen oder Ahorne mehr fällen, solange wir auf soviel Fichtenholz sitzen“, sagt Kramarz. Die Haubergswirtschaft werde also pausieren. Das scheint alternativlos zu sein. „Das Schadholz muss aus den Wäldern, sondern werden wir der jetzigen, besorgniserregenden Lage nicht Herr“, stellt Kramarz klar.
Nach wie vor hat die Fichte als Brennholz indes nicht den besten Ruf. Zu Unrecht, sagt Bezirksschornsteinfegermeister Oskar Weber aus Netphen. „Der Sauerländer und der Siegerländer haben immer noch ein Problem damit, Nadelholz zu verbrennen. Um die Wärme in den Ofen zu bekommen, muss das Holz nur trocken sein und genug Luft bekommen“, erklärt Weber.
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Viele Menschen hätten Angst, dass das Fichtenharz den Kamin verstopft und es zu Glanzrußbildung kommt, die einen Kaminbrand auslöst. „Das ist definitiv nicht so. Das Harz wird einfach mitverbrannt. Glanzruß entsteht nur, wenn ich feuchtes oder nasses Holz in den Kamin stecke“, so Oskar Weber. Auch eine zu geringe Sauerstoffzufuhr könne zu Teer- bzw. Glanzrußbildung führen.
Der Schornsteinfeger räumt auch mit einem zweiten Vorurteil auf. „Manche fürchten ja, dass der Borkenkäfer ihnen den Dachstuhl wegfrisst, wenn sie die Fichte im Haus haben“, sagt Weber und lacht. Aber nachdem das Holz getrocknet und bearbeitet wurde, habe sich auch der Borkenkäfer aus den Baumstämmen verkrochen.
Bescheidener Gewinn
Die Fichte hat aber auch ihre Tücken. So weist der „Brotbaum der Forstwirtschaft“ lediglich einen Heizwert 1500 Kilowattstunden pro Raummeter auf. Fichte und Buche sind da effizienter (2100 kwh/rm). Wer auf die Fichte setzt, muss in seinen Kamin mehr Holz stecken. Das bedeutet mehr Aschebildung. Aufgrund des Funkenflugs kann das Nadelholz zudem nur in geschlossenen Feuerstellen verwendet werden.
Verschmutzte Wege
Wer die Fichtenreste als Brennholz nutzen möchte, kann sich an die Waldgenossen des Kreises Olpe wenden. Das Holz kann selbst aufgearbeitet oder auch am Weg gerückt in Drei-Meter-Stücken von den Vorständen erworben werden.
Thomas Kramarz vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW appelliert an die Bürger, Verständnis für die Waldbauern aufzubringen. „Durch unsere Arbeit werden Straßen und Waldwecke mitunter dreckig. Aber das lässt sich nun mal nicht verhindern.“
Das Brennholzgeschäft mit der Fichte ist für die Waldgenossen zwar wichtig, aber alles andere als lukrativ. Pro Festmeter veranschlagen die Bauern zwischen 20 und 23 Euro Kosten, verkaufen lässt sich das Holz allerdings für lediglich ein paar Euro mehr. Wenn überhaupt. „Vielleicht kriegen wir 30 Euro dafür, das kommt drauf an. Vor ein paar Jahren waren es für gesundes Fichtenholz noch 90 Euro pro Festmeter“, bedauert Philipp Hammeke, Vorsitzender der Waldgenossenschaft Rehringhausen und der Forstbetriebsgemeinschaft Kleusheim.