Attendorn. Vor gut einem Monat stirbt in einer Attendorner Flüchtlingsunterkunft ein Flüchtling an einer Stichverletzung. Der mutmaßliche Täter schweigt.
Die Staatsanwaltschaft Siegen ermittelt weiterhin mit Nachdruck wegen Totschlags gegen einen 35-jährigen Mann, der vor gut einem Monat in einer Attendorner Flüchtlingsunterkunft einen Mitbewohner (31) erstochen haben soll. Wann genau es zum Prozessauftakt kommt, vermag der zuständige Staatsanwalt aus Siegen, Rainer Hoppmann, noch nicht sagen.
Auch interessant
„Soweit sind wir noch nicht. Es ist auch noch nicht zur Anklageerhebung gekommen“, erklärt er auf Nachfrage dieser Redaktion. Innerhalb des nächsten halben Jahres werde es aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit genau dazu kommen. Der mutmaßliche Täter sitzt seit dem Vorfall in der Justizvollzugsanstalt Attendorn in Untersuchungshaft.
Auch interessant
Rückblick: Am frühen Morgen des 9. September geht bei der Polizeileitstelle der Anruf eines 31-jährigen Flüchtlings ein, der in einem Container in der Donnerwenge im Attendorner Industriegebiet lebt. Er gibt an, starke Bauchschmerzen zu haben. Als die Rettungskräfte wenig später am Ort des Geschehens ankommen, finden sie den stark blutenden Mann in seinem Zimmer vor. Offensichtlich ist ihm eine Stichverletzung im Bauchbereich zugefügt worden. Er beschuldigt einen Mitbewohner, der zwischenzeitlich die Flucht ergriffen hat, allerdings noch am selben Vormittag in Rheinland-Pfalz von Spezialkräften festgenommen wird. Trotz intensivmedizinischer Versorgungen erliegt der 31-Jährige noch am selben Vormittag seinen Verletzungen. Auf Nachfrage bejaht Hoppmann, dass die Staatsanwaltschaft mittlerweile im Besitz eines Stichwerkzeuges, also eines Messers, sei. „Ob es sich dabei aber um die Tatwaffe handelt, wissen wir noch nicht.“
Hintergründe weiter unklar
Ebenfalls ungeklärt sind nach Aussage der Staatsanwaltschaft die Hintergründe der Tat. „Das Motiv kennen wir noch nicht“, erklärt Hoppmann. Aufgrund der laufenden Ermittlungen könne er auch nicht viel sagen, beispielsweise zu den Fragen, wie lange sich der mutmaßliche Täter schon in Deutschland aufhalte, ob er der Polizei bereits auffällig geworden sei und ob er Familie in Attendorn habe.
Ebenso wenig könne sich der Staatsanwalt zu dem Gerücht äußern, wonach ein guter Kumpel des Verstorbenen den 35-Jährigen der Dealerei beschuldigt haben soll. Angeblich habe der mutmaßliche Täter, so die Gerüchte, den Kumpel des Verstorbenen daraufhin beschuldigt, in Syrien für die Terrormiliz IS gedient zu haben.
Mutmaßlicher Täter schweigt
Der mutmaßliche Täter schweigt weiter zu den Vorwürfen. Das erklärte sein Pflichtverteidiger Stefan Rückle aus Olpe. „Bezüglich aller weiteren Fragen kann ich mich momentan noch nicht äußern.“
Mordkommission ermittelt
Die Mordkommission des Polizeipräsidiums Hagen führt die Ermittlungen und wird dabei von der Kreispolizeibehörde aus Olpe unterstützt.
Die Flüchtlingsunterkunft in der Donnerwenge ist 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle parallel zu den Unterkünften in Helden und Ennest errichtet worden.
In dem Flüchtlingscontainer in der Donnerwenge, der vor rund drei Jahren aufgestellt wurde, leben nach Angaben der Stadt Attendorn ausschließlich Männer aus Syrien, Afghanistan, Aserbaidschan, der Türkei und anderen Ländern. Ausgelegt ist die Unterkunft auf 50 Bewohner, derzeit leben allerdings nur gut ein Dutzend Männer dort.