Attendorn/Kreis Olpe. In einer Flüchtlingsunterkunft in Attendorn ist ein Mann an den Folgen einer Stichverletzung gestorben. Tatverdächtig ist ein Mitbewohner.

Ein 31-jähriger Mann aus einer kommunalen Flüchtlingsunterkunft in Attendorn ist am Montagvormittag an den Folgen einer Stichverletzung im Bauchbereich verstorben. Ein Mitbewohner wurde bereits festgenommen. Zum genauen Tathergang und dem möglichen Motiv konnten und wollten sich weder Polizei noch Staatsanwaltschaft am Dienstag äußern. Nach Recherchen unserer Zeitung spielte sich die Tat in der Flüchtlingsunterkunft in der Donnerwenge in Attendorn ab.

Das war geschehen: Am frühen Montagmorgen meldete sich gegen 6.35 Uhr bei der Leitstelle der Polizei in Olpe per Notruf eine zunächst unbekannte Person und klagte über starke Bauchschmerzen. Entsandte Rettungskräfte fanden anschließend in der Flüchtlingsunterkunft im Attendorner Industriegebiet den 31-Jährigen in seinem Zimmer mit einer Stichverletzung im Bauchbereich vor, die stark blutete. Den Sanitätern und den eingetroffenen Polizeibeamten gegenüber gab er an, dass ihm die Verletzung von einem Mitbewohner zugefügt worden sei.

Trotz intensivmedizinischer Versorgung verstarb der 31-Jährige am Montag gegen 10.40 Uhr. Die Staatsanwaltschaft Siegen übernahm die Leitung der Ermittlungen. Die Ermittlungsführung wurde auf die Mordkommission des Polizeipräsidiums Hagen übertragen, die von der Kriminalpolizei in Olpe unterstützt wird.

Rechtliches Gehör verschaffen

Intensive Ermittlungen führten schließlich zu einem 35-jährigen Mitbewohner, der sich zwischenzeitlich nach Cochem (Rheinland-Pfalz) abgesetzt hatte. Dort konnten Spezialkräfte den Tatverdächtigen vorläufig festnehmen, teilten die Staatsanwaltschaft Siegen, die Mordkommission Hagen und die Polizei Olpe in einer gemeinsamen Erklärung mit. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft sei der Festgenommene bereits auf dem Weg zurück ins Sauerland. „Wir werden ihn hier weiter befragen und ihm natürlich die Möglichkeit geben, seine Version zu erzählen“, erklärt Philipp Scharfenbaum, der zuständige Staatsanwalt aus Siegen, auf Nachfrage. Dem 35-Jährigen werde also rechtliches Gehör verschafft, so der Fachterminus.

„Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren“, ergänzt Scharfenbaum. Um diese jedoch nicht zu gefährden, könnten Polizei und Staatsanwaltschaft derzeit keine weiteren Angaben zum genauen Tatvorgang, zu den Motiven und zu der Herkunft der Männer machen. Eine Obduktion wurde für Dienstag angeordnet. „Wir warten jetzt erstmal ab, was uns die Rechtsmediziner sagen und wie genau der Mann schlussendlich gestorben ist.“ Die Stadtverwaltung wollte sich auf Nachfrage dieser Redaktion ebenso wenig zu dem Geschehen äußern, um die Ermittlungen nicht zu gefährden, so die offizielle Erklärung aus dem Rathaus.

Nur Männer leben hier

In und rund um den Flüchtlingscontainer, der vor rund drei Jahren in der Donnerwenge aufgestellt wurde, herrscht am Dienstagmittag gähnende Leere vor. Die Jalousien vor den Zimmern sind fast alle unten, kein Licht brennt, in dem Container ist es totenstill. Ein alter Stuhl hält die Eingangstür, vermutlich eher provisorisch, auf. Vor dem Eingang und neben dem Gebäude steht altes, offenbar aussortiertes Mobiliar herum: Stühle, ein zusammengeklapptes Bett, ein Wäscheständer. Lediglich ein 21-jähriger Mann aus Mali, der seit etwa acht Monaten in der Unterkunft lebt, steckt seinen Kopf aus seinem Zimmer. „Es ist wirklich traurig, dass so etwas hier passiert ist“, sagt der junge Mann im gebrochenen Deutsch. Er sei zwar am Montag den ganzen Tag in der Flüchtlingsunterkunft gewesen, von der Tat habe er aber nichts mitbekommen. Mehr wolle er nicht sagen. Der Mann aus Mali lebt derzeit mit 14 weiteren Personen, ausschließlich Männern aus Syrien, Afghanistan, Aserbaidschan, der Türkei und anderen Ländern, in der Donnerwenge. Ausgelegt ist die Unterkunft auf 50 Bewohner.