Ottfingen. Mit Hilfe einer Genossenschaft können die Ottfinger Bürger das letzte Lebensmittelgeschäft erhalten. Wie das neue Geschäft aussehen könnte.

Es ist ein gewöhnlicher Mittwochmorgen im Ottfinger Lebensmittellädchen „Nah & Frisch“. Inhaber Michael Arns (60) befüllt die Regale, wischt über das Kassenband und grüßt freundlich seine Kunden. So macht er es seit 45 Jahren. Aber am Ende dieses Jahres ist Schluss. Michael Arns und seine Frau Ilona geben ihr Geschäft auf, weil sich der Aufwand nicht mehr lohnt. „Es wäre schön, wenn jemand den Laden übernehmen würde“, sagt der Inhaber. Lange Zeit sah es nicht danach aus, dass Arns’ Wunsch in Erfüllung geht, aber nun gibt es Hoffnung. Die Zukunfts-Werkstatt Ottfingen (ZWO) will eine Genossenschaft ins Leben rufen, um den Dorfladen am Leben zu erhalten. Die Ottfinger Bürger können die Versorgungslücke selbst schließen.

Die Ausgangslage

Am 31.12.2019 machen Michael und Ilona Arns den letzten Lebensmittelladen Ottfingens dicht. „Wir arbeiten hier tagtäglich neun bis zehn Stunden. Der Aufwand lohnt sich einfach nicht mehr“, bedauert Michael Arns. Der in der dritten Generation von seiner Familie geführte Dorfladen hat keinen Nachfolger. Zudem zieht es die Kunden in die großen Geschäfte der Region.

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Zukunfts-Werkstatt-Vorsitzender Olaf Arns, der mit Michael „über vier Ecken verwandt“ ist, sieht nicht nur einen Versorgungsmangel auf Ottfingen zukommen. „Der Lebensmittelladen ist wichtig für die Infrastruktur und ist ein Ort der Begegnung für die Bürger. Ich kenne eine Dame, die geht dort täglich zweimal einkaufen, um Nachbarn zu treffen und ein Schwätzchen zu halten“, sagt Olaf Arns. Die Aufgabe des Dorfladens wäre kein Einzelfall. Ende des Jahres schließt in Ottfingen „Evi’s Eck“ und damit die letzte Kneipe der Ortschaft. Und die Volksbank will ihren Geldautomaten abbauen. Gähnende Leere in Ottfingen? Es müssen Ideen her.

Die Ideen

Die ZWO hat die Projektgruppe „Dorfladen“ ins Leben gerufen. Diese entwickelt derzeit Nahversorgungskonzepte für die Ortschaft Ottfingen, kalkuliert mögliche Erlöse und Aufwendungen und grübelt zum Beispiel auch darüber, wie das Mitarbeiterkonzept aussehen soll. Am wichtigsten sei erstmal, „inwieweit die Ottfinger Bürgerinnen und Bürger zu einem solchen Nahversorgungskonzept stehen“, erläutert Jochen Bruch von der Zukunfts-Werkstatt.

„Wir müssen mehr anbieten als die reine Versorgung mit Lebensmitteln.“ Ein Paketdienst, Bargeldabhebung an der Kasse sowie ein kleines Bistro sind im Gespräch. Wichtig sei es nun, so Olaf Arns, dass möglichst viele Bürger einen Umfragebogen der ZWO ausfüllen, um die Nachfrage einschätzen zu können. Diesen findet man auf www.ottfingen.info.

„Sollte es zu einem Dorfladen kommen, so streben wir die Realisierung in Form einer Genossenschaft an“, sagt Arns. Somit könne sich jeder durch den Kauf von Genossenschaftsanteilen an der Unternehmung beteiligen und den Kurs mitbestimmen. Potenzielle Gewinne werden ausgeschüttet. Die ZWO verweist jedoch auch auf das Investitionsrisiko.

Die Aussichten

Sollte alles klappen, könne das Geschäft Mitte 2020 neu eröffnet werden, so Olaf Arns. Bislang sei die Resonanz der Bürger positiv. „Wir können niemals das Portfolio der großen Läden anbieten, das muss den Leuten klar sein“, stellt Olaf Arns klar. „Wir müssen eben andere Akzente setzen. Und dann kommt es darauf an, wie viele Menschen bereit sind, Genossenschaftsanteile zu kaufen.“ Eine mündliche Zusage gibt es bereits: „Klar kaufen meine Frau und ich Anteile, der Laden soll weiterleben“, sagt Michael Arns. Der jetzige Inhaber könnte dann ruhigeren Gewissens in den Ruhestand gehen. Das hätte er nach 45 Jahren auch verdient.