Kreis Olpe. Erstmals äußert sich der ehemalige Pächter der Hohen Bracht zu seiner Privatinsolvenz. Der Fachkräftemangel habe ihm das Genick gebrochen.

„Ich war davon überzeugt, dass es funktionieren kann“, sagt Dalibor Divkovic. Mittlerweile weiß der ehemalige Pächter der Hohen Bracht, dass es ein Irrglaube war. Nach 20 Monaten gab der Gastronom auf und beantragte Ende Juli eine Privatinsolvenz (wir berichteten). Das Pachtverhältnis hat der Kreis Olpe, genau genommen die eigens gegründete Vermögensverwaltungsgesellschaft als Eigentümerin der Hohen Bracht, vor dem Hintergrund der Privatinsolvenz fristlos gekündigt. Seitdem steht der gastronomische Betrieb an dem beliebten Ausflugsziel still – mit Ausnahme bereits gebuchter Veranstaltungen.

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„Auf der einen Seite ist das natürlich ärgerlich, weil eben kein Betrieb herrscht. Auf der anderen Seite ist es gut, weil unabhängig vom Insolvenzverfahren ein neuer Pächter gesucht werden kann“, sagt Kreisdirektor Theo Melcher. Mit dieser Aufgabe befasst sich die Veltins Brauerei als Partner des Kreises Olpe. Auf Nachfrage erklärte eine Unternehmenssprecherin, dass Gespräche mit potenziellen Pächtern liefen, eine Entscheidung aber noch ausstehe.

Die Hohe Bracht nach der Insolvenz. 
Die Hohe Bracht nach der Insolvenz.  © WP | Volker Eberts

Mit Gerüchten aufräumen

Dalibor Divkovic selbst hatte sich in den vergangenen Tagen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Aus gesundheitlichen Gründen, wie er sagt. Bis Dienstagmittag. Jetzt nämlich wagt er sehr wohl den Schritt an die Öffentlichkeit, weil er sich falsch verstanden, vorverurteilt und ungerecht behandelt fühlt. „Ich habe das Gefühl, dass man mich ruinieren will. Ich möchte, dass dieser Sandsturm endlich vorbeizieht“, betont Divkovic und erklärt aus seiner Sicht, warum das Großprojekt Hohe Bracht mit ihm als Pächter gescheitert ist: „Ich hätte niemals gedacht, dass mich der Fachkräftemangel in der Gastronomie-Branche derart hart trifft.“

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Zwar sei die Hohe Bracht sehr attraktiv als Ausflugslokal, doch aufgrund ihrer Lage würden beispielsweise Schüler, die als Aushilfskräfte dort jobben könnten, kaum dorthin kommen, wenn sie keinen Führerschein besitzen. Und dann sei es eben auch ein Knochenjob und der Kostenapparat enorm hoch. Divkovic nutzt die Gunst der Stunde, um mit Gerüchten um seine Person aufzuräumen. Zwar habe er seit Längerem seine Miete nicht mehr bezahlt, dafür hätte er seinen Mitarbeitern bis zum Schluss ihre Gehälter überwiesen. Genauso hätte er seinen Angestellten unverzüglich nach dem Antrag auf Privatinsolvenz Kündigungen und Arbeitsbescheinigungen ausgehändigt.

Hohe Summe aus der eigenen Tasche

Die Hohe Bracht nach der Insolvenz. 
Die Hohe Bracht nach der Insolvenz.  © WP | Volker Eberts

Dalibor Divkovic, der laut eigener Aussage eine sechsstellige Summe aus seinem Privatbesitz in die Hohe Bracht investiert hat, weiß, dass er das unternehmerische Risiko trägt– genauso wie die Verantwortung, weshalb er jüngst in die Privatinsolvenz gegangen sei. „Leid tut es mir vor allem für mein Personal und meine Gäste.“ Trotz allem blickt der ehemalige Pächter, der mittlerweile auch nicht mehr Betreiber des Mediterranen Steakhauses in Milstenau ist (das ist mittlerweile seine Mutter) und laut eigener Aussage viel verloren habe, mit einem lachenden Auge zurück: „Ich habe es gelebt und ich werde immer begeisterter Gastronom sein.“ Wenn auch nicht mehr als Pächter der Hohen Bracht.