Finnentrop. . Interessensgemeinschaft Gegenwind Frettertal: Mehr als 1500 Bürger votieren gegen Windkraft. Gegner sehen Gefahr für Tier, Umwelt und Gesundheit.
Die Interessensgemeinschaft (IG) Gegenwind Frettertal wehrt sich gegen die Errichtung von Windkraftanlagen vor der eigenen Haustür. Vertreter der IG führten in den vergangenen Monaten deshalb u.a. eine Unterschriften-Aktion durch, um sich ein Meinungsbild der betroffenen Anwohner einzuholen. Das Ergebnis, berichten Vertreter der IG in einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt und auch an Rat und Verwaltung der Gemeinde geht, spreche eine eindeutige Sprache: „Die große Zahl von Ablehnungen hat unserer Erwartungen übertroffen“, schreiben die Autoren.
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Laut Gegenwind haben mehr als 1500 Bürger ab 16 Jahren gegen die Windkraft im Frettertal gestimmt. In Serkenrode, wo die Stadtwerke Aachen AG sieben Anlagen errichten möchte und eine Bauvoranfrage beim Kreis Olpe, der Genehmigungsbehörde, hinterlegt hat, sprachen sich mehr als 50 Prozent der Bewohner dagegen aus. Im Siedlungsbereich von Weuspert, Faulebutter und Umgebung lag diese Quote laut IG bei nahezu 100 Prozent. „Das spiegelt nicht einmal die tatsächliche Zahl der besorgten Bürger wider. Manche angesprochenen Bürger scheuten sich, ihre ablehnende Haltung durch eine Unterschrift zum Ausdruck zu bringen“, heißt es in der Erklärung. Ludwig Rasche, Erster Beigeordneter der Gemeinde Finnentrop, bestätigte auf Nachfrage, dass er eine Mail der IG erhalten habe. „Allerdings haben wir diese Unterschriftenliste noch nicht vorliegen und warten deshalb erstmal ab.“
Thema bewegt viele Menschen
Georg Schmidt, ebenfalls Mitglied der IG, machte im Gespräch mit dieser Redaktion keinen Hehl daraus, dass es sich bei dieser Aktion in erster Linie um eine moralische Unterschriften-Sammlung handle. Aber: „Es geht uns darum, der Verwaltung zu zeigen, dass das Windkraft-Thema viele Menschen bewegt“, erklärte Schmidt und er ergänzte: „Wir wissen auch, dass die Gemeinde das Bundesrecht nicht kippen kann, sie sich aber immer mehr auf die rein rechtlich Situation beruft und zurückzieht. Wir finden, dass die Bürger nicht mitgenommen werden.“
Einwohnerversammlung am 6. Mai in Serkenrode
Die Gemeinde Finnentrop lädt für Montag, 6. Mai, um 18.30 Uhr zu einer Einwohnerversammlung in die Schützenhalle Serkenrode ein. Die Einladung richtet sich vor allem an die Einwohner der Orte Serkenrode, Schliprüthen, Fehrenbracht und Ramscheid.
Interessierte Einwohner anderer Orte sind ebenfalls willkommen. Konkreter Anlass ist ein vorliegender Antrag auf Bauvorbescheid für Windkraftanlagen im Raum Serkenrode. Bürgermeister Heß und Vertreter der Verwaltung werden über weitere aktuelle Themen informieren und stehen für die Beantwortung sich ergebender Fragen zur Verfügung. Inhaltlich wird es bei der Versammlung insbesondere um folgende Themen gehen: Windkraft im Bereich Serkenrode, Neugestaltung des Dorfplatzes, aktuelle Entwicklungen in der Gemeinde.
Am Dienstag, 7. Mai, findet zudem eine zusätzliche Ratssitzung zu den Bauvoranfragen im Bereich Serkenrode und Oberbecken in Rönkhausen statt. Die Sitzung beginnt um 17.30 Uhr im Ratssaal des Rathauses.
Unterstützung erfahren die Windkraft-Gegner etwa von Daniel Gerk, der nicht nur als SPD-Politiker im Finnentroper Rat sitzt, sondern auch im Umweltausschuss des Kreises Olpe. Er setzt sich dafür ein, dass die Sorgen der Anwohner ernst genommen werden. Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte Gerk: „Die Politik auf Bundes- und Landesebene belässt durch teils widersprüchliche Rahmenbedingungen, beispielsweise in der Frage nach Abstandsgrenzen zu Wohngebieten, die Verantwortung über die Entscheidungen zur Genehmigung von Windkraftanlagen bei der ehrenamtlichen Kommunalpolitik. Diese sieht sich dadurch in ihrer Entscheidungsfindung zunehmend verunsichert und unter Druck gesetzt. Gerade dann, wenn Bauvoranfragen oder gar Baugenehmigungen vorliegen.“
Appell der IG Gegenwind
Er führte aus: „Eine voreilige Genehmigung und damit eine Bevormundung der Kommune in ihrem laufenden Planverfahren durch die übergeordnete Baubehörde, also durch den Kreis Olpe, halte ich allerdings grundsätzlich für unwahrscheinlich.“ Zumal die Kommune bei Vorliegen eines Bauantrags innerhalb von sechs Monaten auch das Recht auf „Zurückstellung von Baugesuchen“ nach Baugesetzbuch besitze und eine Genehmigung damit um mindestens ein Jahr verweigern könne, so Gerk.
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„Wenn diese Anlagen in zusammenhängenden Waldgebieten und in größerer Anzahl dicht um die Besiedlungen herum gebaut werden, machen sie aus einem gewachsenen Natur- ein Industriegebiet, allerdings ohne die Vorteile einer urbanen Infrastruktur“, schreiben die Autoren der Interessensgemeinschaft. Und weiter: „Die ländliche Bevölkerung bekommt den Eindruck, für die Erreichung der Klimaziele den Preis zahlen zu müssen, ohne dass der Zerstörung von intakter Landschaft, Natur und Lebensqualität ein effektiver Klimagewinn gegenübersteht.“ Abschließender Appell der Windkraft-Gegner: „Wir alle haben das Ziel, unser Klima zu schützen. Deshalb dürfen aber nicht undifferenziert Projekte gerechtfertigt werden, die vielen Tieren, der Natur und nachweislich auch der Gesundheit von Menschen schaden, die zu nah an solchen Anlagen wohnen.“