Herdecke/Wetter. 1,5 Millionen Euro würde es die Stadt Wetter kosten, eine Hauptamtliche Feuerwehr einzurichten. In Herdecke geht man sogar von 2,5 Millionen Euro aus. Und damit ist keinesfalls sichergestellt, dass die Städte ohne Freiwillige Kräfte auskommen. Dieses und anderes war Thema bei einem Feuerwehr-Forum unserer Zeitung.

Stellen Sie sich vor es brennt, und keiner kommt. Was sagen die, die kommen müssen?

Hans-Jörg Möller: Verantworten muss das die Politik, wir sind nur die Ausführenden.

Ralf Tonetti: In der Verantwortung steht ganz klar die Politik, die muss dafür Sorge tragen, dass eine Feuerwehr funktioniert. Aber es wird nicht passieren, dass keiner kommt. Am Ende lässt sich diese Dienstleistung auch kaufen. Das ist in größeren Städten der Fall. Für uns ist das nicht der Wunsch, aber sicher die letzte Lösung.

Ist eine hauptamtliche Wehr überhaupt darstellbar in Städten wie Wetter und Herdecke?

Lars Heismann: Es gibt Hochrechnungen, dass das Herdecke etwa zwei bis zweieinhalb Millionen Euro im Jahr zusätzlich kosten würde. Das ist sicherlich kaum darstellbar.

Margot Wiese: Auch in Wetter haben wir es hochgerechnet. Alleine für das Personal würde es 1,5 Millionen Euro kosten. Man darf nicht vergessen, dass auch bei der Einrichtung einer Pflichtfeuerwehr ehrenamtliche Kräfte hinzukommen müssten.

Eine Pflichtfeuerwehr mit den Kosten, die Sie jetzt genannt haben, wäre also eine Rumpf -Feuerwehr?

Ralf Tonetti: Da gibt es Regeln. Man geht zunächst von einer Staffel aus. Das sind sechs Personen und die würden ungefähr diese Kosten erzeugen. Nun können sechs Personen eine Stadt in der Größe von Wetter nicht abdecken. Wir fahren Einsätze, bei denen 50, 60 oder noch mehr Kräfte – dann aus den Nachbarstädten – ausrücken. Das bedeutet, auch die Freiwillige Feuerwehr ist bei diesem Modell nicht verzichtbar.

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Dörken als Industrieunternehmen mitten in der Stadt, die Evangelische Stiftung Volmarstein mit einem Krankenhaus, Behinderteneinrichtungen und Wohnheimen – wird Ihnen mulmig bei dem Gedanken an die Zukunft des Brandschutzes?

Michael Lietz: Für uns gilt das sicherlich. Wir machen uns viele Gedanken. Zum einen, was man intern verbessern kann, gerade als Chemieunternehmen mit Kunststoffen und leicht brennbaren Stoffen. Für ein Unternehmen, das so in einer Stadt verkeilt liegt, ist es notwendig die Situation zu hinterfragen. Was passiert, wenn etwas passiert? Man kann nicht ausschließen, dass etwas passiert. Und dann müssen die System so ineinander greifen, dass die Auswirkungen minimiert werden. Und da geht es auch um die interne Organisation. Seit Jahren halten wir Hilfsmittel bereit, bilden Mitarbeiter fort, die frühzeitig den Betrieb evakuieren.

Dörken ist aber auch aktiv geworden mit dem Ziel, die örtliche Feuerwehr zu stärken ...

Michael Lietz: Weil wir relativ schnell Hilfe benötigen, ist es wichtig, dass die Feuerwehr in einem bestimmten Zeitfenster vor Ort ist. Sonst wird es eng. Darum müssen wir uns so vorbereiten, dass wir selbst etwas tun können, aber eben auch die Feuerwehr stärken. Wir haben eine Menge Mitarbeiter und da ist sicher der eine oder andere darunter, der die Feuerwehr unterstützen kann.

Dörken und die Feuerwehr haben gemeinsam geworben. Hat die Aktion Erfolg gehabt?

Michael Haas: Wir haben zurzeit sechs Mitarbeiter in der Ausbildung zur Feuerwehrkraft bei der Freiwilligen Feuerwehr Herdecke und weitere sechs werden Anfang nächsten Jahres in die Ausbildung gehen. Zwei weitere Mitarbeiter sind schon jetzt in der Feuerwehr aktiv, einer in Herdecke, einer in Hagen. Das ist eine positive Resonanz. Das Ziel liegt allerdings bei 20 bis 25 Personen.

Feuerwehr-Forum
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Ist das ein Vorteil für die Herdecker Wehr, wenn in einem Betrieb wie Dörken ausgebildete Feuerwehrkräfte arbeiten?

Hans-Jörg Möller: Geschulte Feuerwehrkräfte haben natürlich einen ganz anderen Blick für die Gefahren. Sie sind in der Lage, schnell einzugreifen. Allerdings reicht das nicht, denn im Ernstfall brauchen sie auch die entsprechende Technik, um einen Brand bekämpfen zu können. Allerdings hilft es nicht, wenn einer allein im Betrieb meint, alles richtig zu machen. Gerade in einem Chemiebetrieb oder auch in einem Krankenhaus geht es oft mehr um die Taktik, als um die reine Brandbekämpfung. Da ist die Verzahnung der Wehr mit den Ersthelfern sehr wichtig.

"Alles, was nicht geplant ist, stellt uns vor Probleme" 

Wie sieht es bei der ESV aus? Sind sie ähnlich vorbereitet?

Axel Peitz: Der Kontakt zur Freiwilligen Feuerwehr ist uns sehr wichtig. Der wird auch intensiv gepflegt. Wir machen jeden dritten Mittwoch im Monat mit der Löschgruppe Volmarstein Begehungen der Häuser. Dabei schauen wir uns die Örtlichkeiten an, damit junge Feuerwehrleute, aber auch die, die schon länger im Dienst sind, die Gegebenheiten vor Ort kennen. Bei der Vielzahl an Häusern ist eine gute Ortskenntnis nicht unwichtig.

Da muss ich der wetterschen Wehr auch ein Kompliment machen. Die Zusammenarbeit klappt hervorragend. Wir haben auch schon große Übungen miteinander absolviert. Wichtig ist uns aber auch die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter. In 2013 haben wir 800 Mitarbeiter in der Nutzung der Feuerlöscher geschult und auch die Evakuierung thematisiert. Außerdem wurde in neue Brandmeldeanlagen investiert.

Feuerwehr-Forum in Wetter
Feuerwehr-Forum in Wetter

Sehen Sie sich als größter Arbeitgeber in Wetter in der Pflicht, auch aus ihrem Personalbestand Mitarbeiter für die Freiwillige Feuerwehr zu werben?

Astrid Nonn: Wir sehen die Wichtigkeit, gerade mit den vielen Behinderteneinrichtungen, Krankenhäusern und Altenheimen, die wir haben. Wir wissen, dass wir ohne die Feuerwehr wirklich allein da stehen würden. Wir unterstützen jeden Mitarbeiter, der dort mitwirken will, aber in der Pflege ist das sehr schwierig. Die meisten Mitarbeiter sind im Drei-Schicht-Dienst in der Pflege eingesetzt. Da ist es schwierig, wenn ein Notruf kommt, dann einfach zu gehen. Ausbildung und Lehrgänge, dass kann man planen. Aber alles, was nicht geplant ist, stellt uns vor Probleme. Wir haben mit Behinderten, mit autistischen Kindern zu tun. Die kann man nicht einfach übergeben.

Bei Dörken gibt es für die Feuerwehrleute einen Parkplatz direkt am Haus. Lockt man Mitarbeiter damit?

Michael Lietz: Wir haben uns ein paar Dinge überlegt, um den Schritt zur Feuerwehr schmackhaft zu machen. Nur Flyer drucken reicht da nicht. Ein paar Benefits gibt es, unter anderem ein Parkplatz. Aber wir gewähren auch den Lohnausgleich bei Einsätzen, tragen die Kosten für die Ausbildung und zahlen auch dabei den Lohn fort. Das ist in einer Betriebsvereinbarung geregelt. Wenn es dann in Einsätze geht, gehen unsere Leute auch nicht nach Hause, wenn sie Feierabend haben, sondern wir stehen auch dafür gerade.

Da gibt es Menschen, die ihren Feierabend anderen Menschen widmen, die nachts aufstehen, um anderen zu helfen. Wie wird die immer enger werdende Personaldecke von den Feuerwehrkräften wahrgenommen? Gibt es nicht auch den Moment, wo sie sagen: Macht es doch alleine...

Christian Arndt: Da ist die Mitgliederpflege ein wichtiges Stichwort. Es geht auch darum, die Kräfte, die wir haben, zu halten. Die Stadt Herdecke hat mit ihrem Ehrenamtssparbuch da schon richtig reagiert und 20 000 Euro zur Verfügung gestellt. Man muss die Realität sehen. Auf dem Papier sind wir 100 Mann, doch von den 100 arbeiten konkret 40. Das heißt, es kommen immer dieselben zum Einsatz. Und die müssen sie bei der Stange halten. Da ist ein Parkplatz beim Unternehmen ein Benefit, aber der Parkplatz ist erforderlich, damit der Mann oder die Frau auch rechtzeitig bei der Wache sind.

Feuerwehr-Forum
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Margot Wiese: Auch wir haben die Erkenntnis, dass es eng wird und diskutieren, wie wir gegensteuern können. Wir sind dabei noch nicht bei der Pflichtwehr angekommen, sondern wollen sehen, wie wir unterstützen können, damit die Freiwillige Feuerwehr auch weiterhin einen guten Job macht. Es gibt Überlegungen, wie man Anreize schaffen kann, neue Mitglieder zu werben, aber auch die bestehenden zu halten. Das könnten Prämien oder ein Sparbuch sein. Da sind wir mit der Wehrführung noch im Gespräch. Herdecke ist das schon weiter. Ein Problem ist für uns vor allem die Tagesverfügbarkeit. Da hat die Stadt reagiert, um mehr Leute tagsüber für den Einsatz zu haben. Wir haben eine Stelle für einen zweiten Gerätewart ausgeschrieben und die stellvertretende Wehrführung ist beim Wachleiter Rettungsdienst angesiedelt worden, so dass derjenige auch vor Ort ist.

"Bei vielen ist nicht angekommen, dass wir eine rein Freiwillige Feuerwehr sind" 

Ralf Tonetti: Auch wenn solche Stellen geschaffen werden, sind wir damit noch nicht im hauptamtlichen Bereich. Das sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die von ihrer Arbeitsstelle aus tagsüber Einsätze fahren. Das ist nicht zu vergleichen, mit hauptamtlichen Kräften. Das wären dann Berufsfeuerwehrleute.

Hans-Jörg Möller: Ein Gerätewart hat außerdem reichlich zu tun. Bei all den Vorschriften, denen wir genügen müssen, gibt es da genug Arbeit. Und diese Kräfte fahren dann, so wie andere auch, ehrenamtlich in den Feuerwehreinsatz.

Die Katze im Baum, die Ölspur auf der Straße, die hilflose Person hinter der verschlossenen Tür – muss in diesen Situationen immer die Feuerwehr ausrücken?

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Christian Arndt: Das sind Themen, die werden heiß diskutiert. Doch ich kann nicht am Telefon beurteilen, was ist da vor Ort passiert. Da muss eine Ersterkundung her, dann muss entschieden werden, ist es eine Feuerwehrsache oder nicht. Tierrettung kommt direkt nach der Menschenrettung. Und da wird nicht unterschieden zwischen Käfer und Katze. Es gibt die Sprüche, keine Katze ist auf dem Baum verhungert. Aber ich habe schon selbst eine Katzenrettung gehabt, da haben wir ein Tier nach vier Wochen vom Baum geholt. Man kann es also nicht pauschalisieren.

Hans-Jörg Möller: Bei der hilflosen Person hinter der Haustür geht es nicht nur darum, die Türe zu öffnen. Das könnte ein geschulter Rettungsdienst sicher auch. Aber wer kümmert sich anschließend um die Wohnung, der Sanitäter muss sich um den Menschen kümmern. Zu kontrollieren, ob der Herd aus ist, oder sonst eine Gefahr besteht, dafür hat der Rettungsdienst keine Zeit.

Nadine Henkel: Die Zahl dieser Fälle steigt. Das können wir definitiv feststellen. Die Menschen werden älter, vereinsamen immer mehr. Was früher die Nachbarn übernommen haben, sich umeinander zu kümmern, das lässt immer mehr nach. Wenn man nun einen solchen Anruf entgegen nimmt, können ja auch die Anrufer nicht hinter die verschlossene Wohnungstür schauen. Könnten sie es, würden sie uns nicht rufen.

Jeder ist sich selbst der nächste, immer weniger Menschen kümmern sich um andere. Bringt das noch mehr Probleme mit sich?

Christian Arndt: Ganz bestimmt. Früher hat jemand bei einem heruntergefallenen Ast die Säge in die Hand genommen und das selbst beseitigt. Heute wird die Feuerwehr gerufen.

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Ralf Tonetti: Diese Entwicklung werden wir nicht mehr zurückdrehen können. Die Bagatellen häufen sich. Da fahren neun Leute los und ziehen den Ast von der Straße. Da ist die Stimmung anschließend natürlich nicht so gut, je nachdem wo die Kollegen gerade weg geholt wurden. Ich glaube, bei vielen ist noch gar nicht angekommen, dass wir eine rein Freiwillige Feuerwehr sind. Wir haben mit vielen Aktionen versucht deutlich zu machen, dass auch wir von der Arbeit kommen. Gerade bei den letzten leichten Windeinsätzen hatten wir Fälle, wo man wirklich sagen musste, das hätten die Leute auch selbst regeln können. Vielleicht muss man dann dazu kommen, dass ein Einsatz auch einmal kostenpflichtig sein kann. Nicht muss, aber kann. Sonst wird es immer mehr.

Hans-Jörg Möller: Aber ist es die Schuld des Bürgers, dass er uns anruft? Der Staat sagt, Bürger ich kümmere mich um dich. Und wenn man sich die Sturmwarnungen anschaut, die besagen „Bürger bleib’ zu Hause“, da werden die Menschen auch verängstigt.

Benedikt Danz: Müssen die Feuerwehren und auch ihr Verband da nicht einfach besser aufklären? Der Zug ist sicher schon sehr weit abgefahren, aber wenn wir nur ein paar Menschen erreichen, die dann wieder versuchen, sich selbst zu helfen, das wäre schon eine Riesenerleichterung.

Christian Arndt: Wir haben intern diskutiert, ob wir wirklich über alle Einsätze auch berichten sollen. Aber die Bürger sollten schon wissen, für welche Bagatellfälle unsere Leute auch nachts um 3.30 Uhr aufstehen. Und das ehrenamtlich. Dass das den Menschen nicht bewusst ist, hat eine Umfrage auf dem Frühlingsfest gezeigt. 70 Prozent haben gesagt, wir haben eine Berufsfeuerwehr.

Eine Frage an die freiwillige Kraft: Lässt sich dieses Ehrenamt zum Beispiel im Freundeskreis vertreten?

Jasmin Derleth: Ich merke schon, dass meine Freundinnen mit dem Kopf schütteln, wenn der Melder piept. Sie sagen mir, dass ihr Freund gleich draußen bleiben könne, wenn er nachts für einen Einsatz aufstehen würde. Ich habe halt das Glück, dass auch mein Freund in der Feuerwehr ist, da ist das Verständnis da.

Lässt sich das Problem der Tagesverfügbarkeit auch durch Kräfte lösen, die als Pendler nach Wetter und Herdecke kommen?

Hans-Jörg Möller: Wir haben Feuerwehrleute aus Hagen, die nun auch der Herdecker Feuerwehr beigetreten sind und in der Stadt arbeiten. Die können tagsüber mit eingreifen. Dieses Prinzip kann man sicher noch ausbauen.

Ralf Tonetti: Aber nicht alle Feuerwehrmitglieder können einfach so weg von ihrem Arbeitsplatz. Nicht jeder möchte den möglichen Konflikt mit seinem Chef eingehen und beschränkt sich auf die Zeit nach dem Feierabend.

"Ich habe in meinem Leben noch kein einziges Glas Bier getrunken" 

Kann denn die Feuerwehr auch noch leisten, Werbung in eigener Sache zu machen? Bei Jugendlichen, Frauen, Arbeitgebern? Sie sollen als Freiwillige ja quasi ein Rund-um-sorglos-Paket schnüren?

Benedikt Danz: Da sehe ich uns alle im Boot. Sowohl die Verwaltung, dass sie Anreize schaffen muss. Ich sehe die Feuerwehren im Boot, dass sie aktive Mitgliederwerbung betreiben muss. Und ich sehe auch den Verband gefordert. Da haben wir sicher noch Potenzial. Es wird nur zunehmend schwerer, weil wir allen die gleichen Leute haben wollen.

Lars Heismann: Ich sehe hier aber auch den Bundes- und Landesgesetzgeber in der Pflicht. Man könnte Anreize schaffen für Arbeitgeber, Feuerwehrarbeit zu unterstützen. Es scheitert aber vor Ort auch schon daran, Feuerwehrleuten Privilegien einzuräumen, weil wir alle gleich behandeln müssen. Da stoßen wir schnell an Grenzen. Man muss sich überlegen, ob man diese speziellen Art des Ehrenamtes nicht doch bevorzugen sollte.

Christian Arndt: Das ist sicher so, dass das Feuerwehrehrenamt eine Sonderstellung verdient. Der Wille der Stadt Herdecke, das so zu sehen, war da, nur wurden wir sehr schnell gesetzlich ausgebremst. Das muss sich ändern, und zwar von oben herab.

Feuerwehr – das waren lange Zeit die Leute, die am besten trinken konnten. Muss die Wehr an ihrem Image arbeiten?

Benedikt Danz: Ich habe in meinem Leben noch kein einziges Glas Bier getrunken. Dass das Bild noch so existiert, stimmt leider. Doch der Alkoholkonsum innerhalb der Einheiten hat mächtig nachgelassen. Dass nach einem Einsatz, wenn man bei 30 Grad in der schweren Uniform gearbeitet hat, mal einer ein Radler trinkt, das ist schon selten. Die Feuerwehrfeste, die wir zur Finanzierung unsere Freizeitaktivitäten oder auch der Weihnachtsfeier brauchen, da wird auch mal das eine oder andere Glas Bier von den Bürgern getrunken. Ist es eins zu viel, fällt es auf uns als Veranstalter zurück.

Feuerwehr-Forum
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Sind die Frauen in der Feuerwehr angekommen. Oder muss man kämpfen?

Nadine Henkel: Ich habe ihnen keine Chance gelassen, sich das zu überlegen. Es kommt sicher auch auf die Persönlichkeit an. Aber für Wetter kann man sagen, die Frauen sind akzeptiert.

Ralf Tonetti: Wir haben zwei Frauen in Führungspositionen, und die werden angehört. Die Gruppen haben Mitspracherecht, wenn es um die Führung geht. Also muss es eine Akzeptanz geben. Wir liegen bei 15 Prozent, das können noch mehr werden. Also sind alle Frauen herzlich bei uns willkommen. Leider sind aber auch die Frauen immer weniger zu Hause, so dass sie für uns bereitstehen würden.

Sind die „jungen Alten“ nicht auch ein Potenzial für die Wehren?

Hans-Jörg Möller: Man muss auf allen Ebenen anfangen, nachzudenken, wer was leisten kann. Man sollte es vielleicht weniger am Jahrgang als an der Fitness festmachen.

Christian Arndt: Im Einzelfall, da kann jemand bis 67 mitmachen, aber es gibt auch andere Kollegen, die müssen früher aufhören. Das Gesetz hat jahrelang die Grenze bei 60 gesehen, jetzt sind wir bei 63 nach Begutachtung durch einen Arzt

Ralf Tonetti: Man kann sicher auch den Aufgabenbereich eingrenzen. Es muss nicht jeder immer der Hans Dampf in allen Gassen sein.

Christian Arndt: Es sind hohe Anforderungen, die gestellt werden. Man wird mitten in der Nacht geweckt, muss in einer Minute fit sein und nach drei Minuten am Feuerwehrhaus. Das bekommt ein 18-Jähriger gut hin, aber ob das ein 63-Jähriger so schafft, weiß ich nicht. Und da muss man auch noch die Eigengefährdung bedenken.

Michael Lietz: Was müsste man eigentlich tun, um mehr Menschen zu begeistern? Da bin ich eigentlich auch beim Gesetzgeber, der Anreize schaffen muss. Wir haben die Wehrpflicht abgeschafft, das hat den Feuerwehren geschadet.

Benedikt Danz: Wir klammern eine Bevölkerungsgruppe aus. Die Migranten. Das ist ein Potenzial, das wir integrieren müssen.

Warum unterscheiden wir diese Menschen?

Hans-Jörg Möller: In vielen Ländern, aus denen diese Menschen kommen, steht Feuerwehr auch für den Bereich Militär. Und es gibt Menschen, die kommen zu uns, weil sie in ihrer Heimat Probleme mit dem Militär hatten. Da schreckt schon die Uniform ab. Wir haben jemanden in unseren Reihen gehabt, der gerne auch die Atemschutzprüfung abgelegt hätte. Doch in der Praxis hat er sich die Maske vom Gesicht gerissen. Er war damit in seiner Heimat misshandeld worden, sie war auf sein Gesicht gedrückt worden und man hatte die Luft abgedreht.

Was ist mit den jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die schon hier geboren wurden?

Ralf Tonetti: In der Jugendfeuerwehr haben wir immer wieder Jugendliche mit Migrationshintergrund, doch die Übernahme in die aktive Feuerwehr scheitert. Wir haben uns immer alle Mühe gegeben, auch wenn es ums Essen geht. Wir konnten noch keinen halten.

Könnten sich Städte wie Wetter und Herdecke zusammen tun, um gemeinsam mehr hauptamtliche Kräfte vorzuhalten.

Hans-Jörg Möller. Das scheitert am Gesetz. Jede Stadt hat eine Wehr für sich vorzuhalten. Der EN-Südkreis macht uns allerdings vor, wie man in Randbereichen oder bei bestimmten Alarmstufen zusammen arbeiten kann. Da könnte man sich vorstellen, dass Herdecke wie Wetter fünf Leute für den Tag vorhalten, die dann gemeinsam ausrücken. Damit wäre die Erstphase abgedeckt.

Ralf Tonetti: Dabei muss man aber berücksichtigen, dass Entfernungen Grenzen setzen. In Esborn helfen uns die Herdecker Kollegen herzlich wenig. Da ist das Szenario mit den hauptamtlichen Kräften schnell wieder zu Ende. Da müsste man in noch größeren Einheiten denken, schließlich gibt es nicht nur eine Nachbarstadt. Doch da ist der Gesetzgeber gefragt, eine solche Zusammenarbeit zu organisieren.

Müssen die Städte da nicht auch Druck machen?

Lars Heismann: Diese Diskussionen gibt es. Das ist schließlich nicht nur ein Problem von Wetter und Herdecke. Die Anforderungen, was zum Beispiel das Ziel angeht, in acht Minuten mit neun Mann vor Ort zu sein, entstammen einer Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren. Die sind in städtischen Räumen unterwegs. Wir haben hier dagegen halb ländliche Strukturen. Da passt das alles nicht. Und es geht auch anders. In Hessen ist die Vorgabe 10 Minuten.

Benedikt Danz: Bei diesem Thema muss man sehen, dass es einen Arbeitskreis der Berufsfeuerwehren gibt, einen Arbeitskreis der Hauptamtlichen Feuerwehren, was es leider nicht gibt, ist ein Arbeitskreis der Freiwilligen Feuerwehren. Wir nehmen es, wie es kommt und haben uns selbst nicht organisiert. Da ist sicher auch der Verband der Feuerwehren in der Pflicht.

Die Teilnehmer

Am Feuerwehrforum nahmen teil: Benedikt Danz, stellvertretender Leiter Feuerwehr Wetter; Nadine Henkel, Stellv. Gruppenführerin Löschgruppe Wengern und Pressesprecherin; Ralf Tonetti, Leiter Feuerwehr Wetter; Michael Lietz, Mitglied der Geschäftsleitung der Ewald Dörken AG; Michael Haas, Leiter Arbeitssicherheit und Umweltschutz Ewald Dörken AG; Frank Glingener, zuständig für die Brandschutzerziehung bei der Feuerwehr Herdecke; Astrid Nonn, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit Ev. Stiftung Volmarstein; Axel Peitz, Sicherheitsbeauftragter Ev. Stiftung Volmarstein; Jasmin Derleth, Freiwillige Feuerwehr Herdecke; Christian Arndt, Pressesprecher Feuerwehr EN-Kreis; Hans-Jörg Möller, Leiter Feuerwehr Herdecke; Dr. Lars Heismann, Rechtsdezernent Herdecke; Margot Wiese, Leiterin Fachbereich Ordnung Stadt Wetter.