Herdecke. . Einbrecher machten sich am Samstag nach ihrem Diebeszug in Herdecke mit geklauten Computern und Schmuck aus dem Staub. Ein Tablet-PC aber wurde ihnen zum Verhängnis. So konnten von der Polizei geortet werden — im Kreuz Leverkusen.

Die erste Einbruchsmeldung der Polizei vom unteren Ahlenberg in Herdecke klingt zunächst nach Standard: Am Samstag hebelten Unbekannte zwischen 6.30 und 21 Uhr eine Balkontür auf, stiegen in ein Einfamilienhaus am Horstkotten­knapp ein — und klauten Schmuck, ein goldenes Feuerzeug, Tabakzubehör und eine Spielkonsole.

Spannend wurde es am Nachmittag. Gegen 17 Uhr klingelten zwei Männer an mehreren Türen am Weg zum Eckenkamp, da sie angeblich Terrassen und Wege reinigen wollten. Kurz darauf bemerkten Anwohner, dass ins Haus der Nachbarn eingebrochen worden war. Beute diesmal: Notebook, Tabletcomputer, Schmuck.

"Filmreife" Verfolgungsjagd

Die folgende Verbrecherjagd beschreiben die Geschädigten als "filmreif": Ein Nachbar brachte die Polizisten auf die Idee, die Täter über die Ortungssoftware des Tablets zu lokalisieren.

Es sollte klappen: Das Programm war aktiv — über GPS konnten Polizisten und Nachbarn wie im Krimi die Einbrecher als Punkt auf der Landkarte verfolgen. Die Täter fuhren offenbar über die A1 Richtung Köln. Ohne Ortung, gibt die Polizei zu, „wären wir ihnen nicht auf die Schliche gekommen.“

Die Polizei gab die Informationen an die Kollegen der Autobahnpolizei weiter.

Live-Verfolgung am Bildschirm

Von Herdecke verfolgte die Gruppe die Einbrecher rund um Remscheid digital, Polizisten hefteten sich auf der A1 an deren Fersen. „Rund um Remscheid muss es turbulent zugegangen sein, da fuhren sie mal ab und wendeten wieder“, berichteten die Zeugen vom unteren Ahlenberg. „Die Festnahme haben wir dann über Funk der beiden jungen Polizisten aus Wetter mitbekommen, die das ebenfalls fasziniert verfolgten und sehr nett waren.“

Der punktgenaue Zugriff konnte laut EN-Polizeisprecher Dietmar Trust erfolgen, da die aufmerksamen Nachbarn in Herdecke einen weißen Renault Kangoo mit Kölner Kennzeichen beobachtet hatten. Am Autobahnkreuz Leverkusen stoppten Kölner Beamte das beschriebene Fahrzeug, in dem sie gestohlenen Gegenstände im Wert von etwa 20.000 Euro fanden und sicherstellten.

Festnahme im Autobahnkreuz Leverkusen

Die Verdächtigen, ein 25-jähriger Kölner und ein 22-jähriger Essener, wurden vorläufig festgenommen. Ein Hagener Richter ordnete für den Essener Untersuchungshaft an, der Kölner wurde wieder entlassen. „Die Zuordnung des Diebesguts und weitere Ermittlungen dauern an“, sagte Trust, der sich in der jüngeren Zeit an so eine ungewöhnliche Fahndung nicht erinnern kann. „Solch einen Fall haben wir selten, wobei wir etwa Handy-Ortungen in bestimmten Situationen immer wieder mal vornehmen.“

Die Verbrechens-Aufklärung erfolgte in Windeseile: Um 17.45 Uhr erhielt die Polizei Kenntnis von dem Einbruch in Herdecke, um 18.22 Uhr klickten die Handschellen am Autobahnkreuz Leverkusen. Die Geschädigten resümierten nach diesem Science-Fiction-Krimi in der Realität: „Das Wochenende war trotz der Aufklärung im Eimer. Wir installieren jetzt eine Alarmanlage.“