Wetter/Herdecke. .

Ein reuiger Drogenhändler mit Gesprächsbedarf, brutale Räuber und kläglich gescheiterte Einbrecher – auch im Jahr 2012 ereigneten sich in Wetter und Herdecke Verbrechen, die für Aufsehen und Gesprächsstoff sorgten. Für unsere Leser blicken wir zurück.

Ausschließlich von seinem Gewissen getrieben, räumte ein 37-jähriger Herdecker eine ganze Serie von Drogengeschäften ein, nachdem in seiner Garage 50 Kilo Amphetamin gefunden wurden, er in Haft saß und dort genug Zeit zum Nachdenken hatte. Bis sich herausstellte, dass die Drogen nahezu keinen Wirkstoffgehalt hatten, war es zu spät. Der Herdecker sang wie ein Vöglein – und das ohne das Wissen seines Anwalts Clemens Louis. Im April stand der Familienvater wegen Erwerbs, Handels und Einfuhr von Betäubungsmitteln vor dem Hagener Landgericht und wurde dort zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Da jedoch die Anklage und auch Verteidiger Clemens Louis Revision einlegten, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.

Bereits Anfang 2011 wurde ein Kiosk-Betreiber aus Wetter Opfer eines brutalen Überfalls. Am Morgen des 14. Januar 2011 tauchten die Täter plötzlich in dem Kiosk auf. Zwei von ihnen widmeten sich dem Zigaretten-Regal und der Registrierkasse, der Dritte hielt den Besitzer in Schach. Er packte den 67-Jährigen am Genick, drückte ihn dann mit wuchtigen Schlägen auf einen Stapel Zeitungen und drohte: „Ich schlage dich tot, ich steche dich ab.“ Mit 100 Euro Bargeld und Zigaretten für rund 1 000 Euro türmten die Räuber. Ihr Opfer erlitt bei dem Angriff eine leichte Gehirnerschütterung, eine Wunde und Prellungen am Kopf und im Gesicht, kämpfte mit starken Schmerzen. Die Schläge waren so heftig, dass seine Brille vom Kopf und das Hörgerät aus dem Ohr fielen. Einer der Angreifer musste sich im April vor dem Hagener Landgericht verantworten. Der 22-Jährige räumte seine Beteiligung an dem Überfall ein, zeigte Reue. Er bekam eine letzte Chance: zwei Jahre Haft auf Bewährung.

Raub- und Diebstahlsserie

Im November standen sechs junge Männer wegen einer Raub- und Diebstahlsserie vor dem Hagener Landgericht und wurden letztlich zu Haftstrafen bis zu vier Jahren und elf Monaten verurteilt. Neben etlichen Überfällen auf Spielhallen im Ennepe-Ruhr-Kreis stahlen die Täter in Herdecke und Umgebung Autos, die sie später zum Teil in Brand setzten, um ihre Spuren zu vernichten. Darüber hinaus suchten sie einen Getränkemarkt in Wetter heim, bedrohten den Filialleiter mit Waffen und forderten den Schlüssel, als der das Geschäft gerade abschließen wollte. Als der Versuch, die Tür wieder zu öffnen, an der Alarmanlage scheiterte, flohen sie mit dem Schlüssel und dem Portemonnaie des Opfers. Wenig später tauchten sie nachts wieder auf und versuchten, die Ladentür nun mit dem erbeuteten Schlüssel zu öffnen. Vergeblich: Das Schloss war ausgewechselt. Also klauten sie Leergut.

Erst in der vergangenen Woche stand ein weiterer Beteiligter an dem Überfall und dem Diebstahl des Leerguts vor dem Landgericht. Er räumte seine Mittäterschaft ein und wurde zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung und zur Ableistung von 150 Sozialstunden verurteilt.

Ältester Ladendieb ist 86

Auch im Amtsgericht Wetter saßen im Jahr 2012 etliche Straftäter auf der Anklagebank. Richter Heinz-Dieter Beckmann hatte es mit eskalierten Streitigkeiten, üblen Schlägereien, Verkehrsrowdys, Serienbetrügern, Dieben, Drogendelikten, notorischen Schwarzfahrern und dummdreisten Sachbeschädigungen zu tun. Unter den Angeklagten sah Beckmann etliche „alte Bekannte“ wieder – unter ihnen Herdeckes ältester Ladendieb mit stolzen 86 Jahren.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erinnert sich Beckmann an zwei Fälle, die, wie er zugibt, auch einem Richter besonders unter die Haut gegangen seien: Der Fall eines jungen Mannes, der seine Mutter offenbar aus Hass und mit Absicht mit kochendem Wasser verbrühte. Oder die Geschichte der Frau, die ihrem „Finanzberater“ und einem Immobilienverkäufer naiv vertraute, dabei ruiniert wurde und am Ende offenbar unschuldig wegen Betrugs vor Gericht stand. Als besonders ungewöhnlich blieb ihm indes die Auseinandersetzung zwischen streitbaren Radfahrern im Gedächtnis.