Herdecke. Fahrradhändler André Walter berichtet von aktuellen Trends wie etwa Automatikschaltung und wie Kunden an ein Sicherheitstraining kommen können.

Seit etwas mehr als zwei Monaten steht in der Ortsmitte von Kirchende der Sparkassen-Pavillon leer. Dort hat E-Bike-Händler André Walter Ende März seine Filiale aufgegeben, um sich mit seinem Radgeschäft E-motion auf den Standort im Herdecker Zentrum zu konzentrieren. „Der Mai lief untypischerweise etwas schleppend, der April ging so, davor hatten wir gute Monate“, sagt der Inhaber, der nach dem Abschluss der diesjährigen Stadtradeln-Aktion nun verstärkt auf sein Herzensthema Verkehrswende hinweist. „Dabei kann das Fahrrad eine große Rolle spielen, wenn man zum Beispiel an Parkplatznot oder Benzinpreise denkt.“

Abschied aus Ende

Etwas Wehmut klingt in seiner Stimme durch, wenn er über die Vergangenheit und die Möglichkeiten am Westender Weg 3b spricht. „Das Ladenlokal war toll. Dort gab es außerdem gute Bedingungen für Probefahrten, aber leider kein Lager und eine Distanz zu unserer Werkstatt sowie zu den anderen Teammitgliedern“, meint André Walter, dessen Geschäft gerade vielerorts präsent ist. Im Zuge des laufenden Abverkaufs alter Bestände bot ihm die Stadt Herdecke Standorte für Plakatwerbung an. Doch im Gespräch mit der Lokalredaktion soll es um Kundenverhalten, Trainingsangebote und aktuelle Trends gehen.

Standort mit Vor- und Nachteilen

„Nach dem Wegzug aus Ende haben wir dazu nichts Negatives von Kundenseite gehört, viele äußerten Verständnis“, berichtet der E-Bike-Händler. Hinsichtlich Wahrnehmung und Präsenz fühle er sich im Zentrum seiner Heimatstadt wohl. Passende Parkplätze vor dem Geschäft von E-Motion wären das i-Tüpfelchen, seien aber illusorisch. Gleichwohl lassen sich auch in der Umgebung der Hauptstraße 14 und 16 E-Bikes zur Probe fahren.

Sicherheits-Training für Einsteiger und Fortgeschrittene

Wer sich auf einem motorisierten Untersatz unsicher fühlt, kann praktische Tipps bei einem Kooperationspartner Walters anfragen. Thomas Schmied aus Hagen bietet unter anderem Einzelkurse für jene an, die Respekt vor dem Umgang mit einem E-Bike oder der Geschwindigkeit haben. Mit dem Inhaber von „Thommys Trail Tricks“ können sich auch Gruppen mit bis zu fünf Personen verabreden. Wer wiederum mehr das Abenteuer liebt, kann mit dem Lehrtrainer Mountainbike auch ins Gelände. „In unseren Workshops und Mountainbike-Trainings legen wir großen Wert darauf, dass die Teilnehmenden ihre Ängste oder Unsicherheiten überwinden und ihre mentalen Fähigkeiten stärken können“, heißt es aus der benachbarten Volmestadt.

Teures Mountainbike

Auch André Walter kann seine Erfahrungen aus früheren Wettkämpfen an Kunden weitergeben. Derzeit testen der Herdecker und vor allem Thomas Schmied beispielsweise ein Rad der Firma Gasgas. Der spanische Motorradhersteller hat die E-Bike-Sparte für sich entdeckt und Modelle mit einer serienreifen Automatikschaltung auf den Markt gebracht. „Das ist faszinierend: Sowohl bergauf als auch bei Abfahrten findet die Technik den richtigen Gang, wie im Auto muss man nicht mehr schalten“, sagt Walter zu dem 9000-Euro-Mountainbike. „Wie in unserer Branche üblich, entwickeln die Firmen solche Innovationen quasi von oben nach unten. Die derzeit hohe Preisklasse wird sich in den nächsten Jahren nach unten absenken.“

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Der heimische E-Bike-Händler bezeichnet sich selbst als Traditionalisten, das zeige sich sowohl bei seinen fahrerischen Vorlieben als auch beim Blick auf Internet-Bewertungen. „Die Leute mögen Daten und Testergebnisse, auch bei uns kommen Kunden heutzutage sehr informiert in den Laden“, so der Herdecker. „Wir legen aber mehr Wert auf das Fahrgefühl und nicht auf Zahlen. Denn was bringt es einem, ob ein E-Bike nun 24,8 oder 25 Kilo wiegt? Das sind ja fast immer individuelle Vorlieben.“ André Walter und Co. verweisen viel lieber auf Fahrberichte, die Experten aus der gesamten E-motion-Gruppe online veröffentlichen.

Trends

Im Internet stehen dann auch Erkenntnisse zu einzelnen Marken. „In den Tests zeigen sich immer wieder mal die Fehlentwicklungen von manchen Herstellern und, dass gewisse Trends vorbei sind.“ Der hiesige Geschäftsmann kann aus seiner Region berichten, dass nur noch wenige nach einem E-Bike mit Rücktritt fragen. „Und auch die Nabenschaltung ist rückläufig, obwohl in dieser Hinsicht die Hersteller besser werden“, sagt Walter und spricht diesbezüglich von „einem schlechten Image. Das wiederum liegt an der vergleichsweise geringen Motorleistung.“

Das Lastenrad-Problem

E-Motion bietet an der Herdecker Hauptstraße bekanntlich auch motorisierte Lasten- und Dreiräder an. In beiden Abteilungen laufe das Geschäft derzeit mittelprächtig, das klassische E-Bike locke die meisten Kunden an.

Durch Medienberichterstattungen über den Hersteller Babboe und dessen Schwierigkeiten mit Rahmenbrüchen habe das Segment Lastenrad derzeit ein „Imageproblem wegen Sicherheitsfragen, obwohl das aus meiner Sicht größer gemacht wurde als nötig. Wir denken darüber noch nach und setzen zuvorderst auf eine Firma aus Dänemark, die etwas teurer ist“, sagt André Walter.

Über Trends und Erfahrungen will E-motion Herdecke auch in diesem Jahr noch einmal bei „Mobilitätstagen“ informieren. Und ab Sommer, so der Händler, gehen die Blicke schon ins Jahr 2025. „Wir werden dann hier wohl ein kleineres Programm fahren und wollen uns individueller ausrichten.“