Volmarstein. Im Galvanik-Betrieb Zeschky hat die SIHK das jüngste Stimmungsbild aus den Unternehmen vorgestellt. Bei der Lage bleibt viel Luft nach oben.

Hunderte von Unternehmen sind in der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) zusammen geschlossen. Dass der vierteljährliche Konjunkturbericht nicht im Kammergebäude in Hagen, sondern beim Galvanik-Betrieb Zeschky in Wetter vorgestellt wurde, muss Gründe haben. Einer ist strategischer Natur: Die Kammer will noch näher an die Wirtschaft heranrücken, sagt ihr Präsident Ralf Stoffels, und deshalb bei den Unternehmen vor Ort das regelmäßige Stimmungsbild zeichnen. Der andere deutet direkt auf den Betrieb im Gewerbegebiet am Schmandbruch in Wetter.

SIHK stellt ihre vierteljährliche Kammerumfrage bei Zeschky in Wetter vor: Konjunkturexperte Julian Pflichtenhöfer, Benjamin Zeschky, SIHK-Präsident Ralf Stoffels und Christoph Brünger (von links).
SIHK stellt ihre vierteljährliche Kammerumfrage bei Zeschky in Wetter vor: Konjunkturexperte Julian Pflichtenhöfer, Benjamin Zeschky, SIHK-Präsident Ralf Stoffels und Christoph Brünger (von links). © WP | Klaus Görzel

Der Kammerbezirk besteht aus Hagen, dem Märkischen Kreis und dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Industrie spielt hier immer noch eine prägende Rolle. Zeschky produziert, und das Management im Unternehmen schaut über den Tellerrand hinaus, erklärt Ralf Stoffels die Ortswahl für die Vorstellung des neuesten Zahlenpakets. Nicht nur die vielen Weltmarktführer seien wichtig für Südwestfalen. Gerade kleinere und mittelgroße Betriebe bilden das Rückgrat für die heimische Wirtschaft, sagt der Unternehmer Stoffels und verweist auf das Beispiel Zeschky.

Zum Blick über den Tellerrand zählt eine klare Erwartungshaltung an die Politik. Benjamin Zeschky spricht sie aus: „Wir benötigen zuverlässige Rahmenbedingungen. In unserer Region mit ihren Zusatzbelastungen wie Brücke und Flut brauchen wir wieder Investitionsanreize. Nur so können wir die Zukunft hier in Südwestfalen sichern.“ Die Wirklichkeit aber sieht anders aus., bestärkt ihn Ralf Stoffels. Die Zuschüsse, von denen die Politiker seit Monaten reden würden, „kann man bislang weder beantragen noch sind sie in der Industrie angekommen.“

Anreize für Investitonen fehlen

Eine Nische finden und darin einfallsreich sein, damit habe sich die Industrie in Südwestfalen immer wieder erfolgreich behauptet, sagt Ralf Stoffels. Deswegen ist ein gutes Klima für Investitionen so wichtig. Aus Sicht von Benjamin Zeschky „muss Klarheit und Verlässlichkeit bei den Rahmenbedingungen geschaffen werden.“ Das zögerliche Verhalten der Politik sorge für Verzögerungen bei Investitionsentscheidungen und verunsichere am Ende auch die Verbraucher. „Entweder, es werden keine Entscheidungen getroffen“, beklagt Ralf Stoffels, „oder sie kommen ad hoc.“

Nach der Lage fragt die Kammer im Vierteljahresrhythmus und nach den Aussichten. Auch hier steht die Firma Zeschky in Wetter nicht nur für sich. Die Firmengruppe bewege sich seit der letzten Abfrage auf gleichbleibendem Niveau, und auch die Erwartungen seien gleichbleibend eher pessimistisch, nähert sich Benjamin Zeschky dem eigentlichen Anlass des Gesprächs, dem Bericht über das Geschäftsklima. Und tatsächlich gibt weiterhin ungefähr die Hälfte von 398 teilnehmenden Betrieben der Lage die Note „Befriedigend.“ Auffällige Veränderung aber bei den Erwartungen, da nimmt die Zahl der Optimisten zu.

+++ Hier gibt es mehr aus Wetter und Herdecke +++

Ralf Stoffels schließt daraus: „Die Südwestfälische Wirtschaft fasst wieder etwas Zuversicht.“ Mehr als einen verhaltenen Optimismus aber kann er nicht ausmachen. Mit Sorge betrachtet auch SIHK-Regionalbetreuer Christoph Brünger, dass die Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt ausgeblieben ist. Für den Kammer-Konjunkturexperten Julian Pflichtenhöfer offenbart der Blick auf mögliche Insolvenzen eine bedrohliche Lage: In einigen Bereichen werden sie in jedem achten Betrieb gefürchtet.