Herdecke. Der Grund für die außergewöhnlich guten Zahlen des heimischen Versorgungsunternehmens steht am Ufer des Harkortsees.
Vor ein paar Jahren noch sollte das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) wegen Unwirtschaftlichkeit vom Netz genommen werden, jetzt trägt es maßgeblich zu einem „außergewöhnlich guten Ergebnis“ bei, so Vorstandssprecher Erik Höhne bei der Vorstellung der Enervie-Bilanz für 2023. Um über 14 Millionen Euro ist das Ergebnis vor Steuern gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Der größere Teil davon sei der positiven Entwicklung beim GuD geschuldet, so Höhne weiter.
Wichtig für die Energiewende
Weniger Strom aus Kohle, kein Atomstrom mehr - immer mehr gesicherte Kraftwerksleistung geht vom Netz. Erneuerbare Energien haben 2023 bereits über die Hälfte der Stromproduktion ausgemacht. Das steigert die große Bedeutung von GuD-Anlagen in Zeiten der Energiewende. „Wir können mit unserer Anlage Leistung verlässlich und emissionsarm zur Verfügung stellen, diesen Bedarf sehen wir auch in Zukunft“, hatte Erik Höhne bereits früher festgestellt.
Der Deckungsbetrag der Gas- und Dampfturbinenanlage wird aber wohl nicht dauerhaft in dieser Größenordnung das Ergebnis des regionalen Versorgungsunternehmens verbessern. Der Riesensprung beim Ergebnis sei ein Einmaleffekt der Kraftwerksvermarktung, dämpft Höhne Erwartungen für die Zukunft. Schon jetzt sei beobachtbar, dass der Deckungsbetrag sinke, so der Vorstandssprecher bei der Vorstellung der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Er geht dennoch davon aus, dass das GuD „auskömmlich“ betrieben werden könne.
Weniger verkauft, mehr eingenommen
Das Ergebnis vor Steuern ist stark gestiegen, der Umsatzerlös dagegen von 1,86 Milliarden Euro auf 1,65 Milliarden Euro gesunken. Enervie hat weniger Strom und Gas verkauft, aber mehr Geld damit verdient. Zu sehen sei das weiterhin vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Krieges und der darauf hin stark gestiegenen und immer noch schwankenden Preise.
500 Ladepunkte für E-Autos
Herdecke wird über die Enervie-Tochter MarkE mit Strom und Fernwärme beliefert. Insgesamt ging der Absatz beim Strom um rund 20 Prozent zurück und bei Gas um 30 Prozent. Zuwachs dagegen gibt es im Belieferungsgebiet bei den Ladepunkten für E-Autos. 500 sind es bereits. Der Ausbau ist auch in Herdecke spürbar.
Während die GuD-Auslastung für die aktuelle Entwicklung in der Energieproduktion steht, verbindet der Cuno-Schornstein Vergangenheit und Zukunft. Längst schon wird er nicht mehr gebraucht. Im Vorjahr hat Enervie mit dem Abriss der Nebengebäude begonnen. Mittlerweile ist mit dem bloßen Auge zu beobachten, wie die Außenhülle des Schornsteins geschrumpft ist. Hier soll später einmal eine großflächige Solaranlage der Sonne Strom abgewinnen. Das passt zur Ankündigung von Enervie, den Ausbau erneuerbarer Energien in der Region voran zu treiben.
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Noch aber ist das Tok-Tok des Baggers auf der Krone des Schornsteins weithin zu hören. „Irgendwann wird der Turm weg sein“, stellte Vorstand Volker Neumann im Bilanzgespräch fest. Deshalb habe es die Verkaufsaktion mit Teilen des Betons gegeben. Neumann weiter: „Wir wollten den Bürgern die Chance geben, die letzten Bruchstücke mit ins Wohnzimmer zu nehmen.“ Das Irgendwann ist nicht mehr weit: Enervie rechnet mit dem vollständigen Rückbau der beliebten Landmarke im Sommer.