Wetter. Den Verein, so die Jugendleiterin und eine weitere Ehrenamtlerin, betrachten sie und ihre Kinder als Zuhause oder wie eine Familie im Wohnzimmer.
Als Vorbild und mit gutem Beispiel wollen Buket Tiryakioglu und Nuray Cömlek vorangehen. Das Duo möchte zeigen, was es heißt, sich als Frau mit Migrationshintergrund im Fußball einzubringen. Für die beiden sind ihre Aufgaben beim FC Wetter mehr als nur ein Ehrenamt, für sie bedeutet der FC Wetter Heimat und Familie.
Jugendleiterin seit einigen Monaten
Seit Oktober 2023 ist Buket Tiryakioglu Jugendleiterin beim FC Wetter. „Derzeit betreue ich die Mannschaften von den Minis bis hin zur E-Jugend“, so Tiryakioglu. Zu ihren Aufgaben gehört es, Veranstaltungen zu organisieren. Gleichzeitig ist sie auch Ansprechpartnerin für die Belange von Trainern, Spielern und Eltern. „Ich bin zuständig für das Rundum-Sorglospaket“, sagt die Mutter von drei Söhnen. Im Verein ist sie bereits seit zehn Jahren; ihre Söhne spielen dort Fußball, und ihr Mann arbeitet als Trainer. „Der FC Wetter ist unsere Heimat“, so die Jugendleiterin. Ihre Kinder bezeichnen den Sportplatz oben am Harkortberg auch gerne als Wohnzimmer.
Wurzeln in der Türkei
Sie möchte zeigen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und sich einzubringen, auch um ihren drei Söhnen ein gutes Vorbild zu sein. „Für mich ist es selbstverständlich, sich einzubringen; das möchte ich auch an meine Kinder weitergeben“, so Buket Tiryakioglu. Auch wenn sie mit Profifußball wenig anfangen kann: „Ich bin der größte Fan meiner Kinder. Wenn sie spielen, schaue ich sehr gerne zu. Ansonsten interessiere ich mich nicht so sehr für das, was in der Bundesliga passiert.“ Sie ist die Enkelin eines Gastarbeiters aus der Türkei. „Mein Opa ist aus der Türkei gekommen. Ich bin hier in Wetter geboren und aufgewachsen; wir fühlen uns hier alle sehr wohl“, sagt die 39-Jährige.
Nuray Cömlek ist schon seit sechs Jahren im Verein. Sie ist damals zum FC Wetter gekommen, weil ihre beiden Söhne dort Fußball spielen. Seit Oktober 2023 ist sie Geschäftsführerin für das Passwesen der Jugend. Sie kümmert sich um die An- und Abmeldung der Kinder, um die Vereinsbeiträge und betreut Familien vom Jobcenter. Über den Vorsitzenden des Klubs, Fathi Esbe, ist sie auf das Ehrenamt aufmerksam geworden. „Herr Esbe hat mich gefragt, und da habe ich mir gedacht: Warum eigentlich nicht?“, sagt Nuray Cömlek. Der FC Wetter ist für die gelernte Einzelhandelskauffrau eine Art Zuhause. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt Cömlek. Auch sie stammt aus einer Gastarbeiterfamilie. „Ich bin die dritte Generation; mein Opa ist aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Wir haben alle hier Fuß gefasst“, erzählt die 40-Jährige.
Frauen in Männerdomäne
Mit Anfeindungen im Sport aufgrund ihres Migrationshintergrundes hatten die beiden bisher keine Erfahrung. „Wenn dann überhaupt, nur weil wir Frauen sind, die sich im Fußball einbringen, und das für viele noch immer Männersache ist“, so Nuray Cömlek. Ganz im Gegenteil sagt Buket Tiryakioglu: „Ich glaube, wir schaffen es auch durch unseren Migrationshintergrund, mehr Menschen dazu zu bewegen, sich zu engagieren. Auch Familien oder Mütter, die kein oder nur schlechtes Deutsch sprechen, helfen bei Veranstaltungen mit“, so Tiryakioglu. Beim letzten Hallenturnier in Oberwengern hätten sich viele Eltern eingebracht.
Die Serie
Am 12. April hat die Lokalredaktion eine Serie gestartet, um nach den Kundgebungen für Vielfalt, Toleranz und Demokratie Menschen aus Wetter oder Herdecke zu porträtieren.
Einmal wöchentlich rücken nun bis zum Sommer Personen mit Migrationshintergrund in den Fokus, die sich hier auf verschiedenen Wegen einbringen und stellvertretend für eine offene sowie bunte Gesellschaft stehen. Die Geschichten sollen auch ein Zeichen gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Rassismus sein.
Aber nicht nur auf dem Sportplatz haben die beiden eine enge Bindung zu Spielern und Eltern. „Wenn man sich in Wetter trifft, dann quatscht man, und man weiß, wie es den anderen Familien geht“, sagt die Jugendleiterin.
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„Wir wollen auch für junge Frauen und Mädchen ein Vorbild sein und zeigen, dass man sich als Frau mit Migrationshintergrund einbringen kann“, so Buket Tiryakioglu, und Nuray Cömlek fügt hinzu: „Unser Ziel ist es, die Kinder – egal aus welchem Land – von der Straße zu holen und ihnen zu zeigen, was Vereinsleben bedeutet und wie schön das sein kann.“ Wichtige Grundsteine wie Ordnung, Respekt, Disziplin und Wertschätzung sollen dem Nachwuchs nähergebracht werden. Und der soll lernen, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden.
Viele Nationen vertreten
Für die beiden ist es schön zu sehen, dass beim FC Wetter Kinder aus zahlreichen Nationen vertreten sind. „Wir sind stolz, dass wir Kinder aus so vielen Ländern bei uns haben; das zeigt, wofür wir stehen“, sagt Cömlek.