Herdecke. Modernisierung und höhere Bahnsteige: Pendler, die mit der Volmetalbahn als RB52 nach Dortmund oder Hagen wollen, müssen sich erneut umstellen.
Was sich über Jahre abzeichnete, wird nun konkret. Kürzlich hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) seinen 17. Stationsbericht veröffentlicht. In diesem bewerten vermeintliche Profitester Jahr für Jahr, in welchem Zustand sich hiesige Bahnhöfe befinden. Bei der Notenvergabe hat die Anlage in Herdecke die Gesamtbewertung „ordentlich“ erhalten. In Sachen Barrierefreiheit bestehe hingegen ein sehr hoher Handlungsbedarf.
Bahnsteige im Blick
Entscheidender wiederum erscheint die Ankündigung, dass die Deutsche Bahn über ihre Stations & Service AG in diesem Jahr weitere Bahnhöfe umbauen will. 21 im Gebiet des VRR. Im Zuge dieser Modernisierungsoffensive, kurz MOF 3, stehen ergänzende Fördermittel in 2024 unter anderem für Hagen-Oberhagen und Herdecke bereit. „Bei allen Vorhaben geht es insbesondere um die bauliche Erneuerung der Bahnsteige und deren Ausstattung sowie die Herstellung der Barrierefreiheit durch den Neubau oder Austausch von Aufzügen“, heißt es im Text.
Baubeginn der Hauptmaßnahme im Sommer
Das geht doch konkreter, meint die Lokalredaktion und hat den VRR um weitere Informationen gebeten. Und Antworten erhalten. Demnach starten die wesentlichen Bauarbeiten in Herdecke im Sommer 2024, vorbereitende Maßnahmen könnten gegebenenfalls schon vorher beginnen. Dino Niemann als zuständiger Pressesprecher erklärt, was geplant ist: Es gehe um eine sogenannte Aufhöhung an beiden Gleisen. Es soll unter anderem eine Erhöhung des Bahnsteigs auf 76 Zentimeter erfolgen, damit Zugfahrgäste nicht mehr eine vergleichsweise große Distanz beim Ein- oder Aussteigen überwinden müssen. Nach der Fertigstellung soll der Mittelbahnsteig zudem auf eine Nutzlänge von 120 Metern kommen.
Drei Millionen Euro
In den Plänen für Herdecke tauchen zudem eine Anpassung der Rampenzugänge und des Windschutzes an die neue Bahnsteighöhe auf. Auch hinsichtlich der Ausstattung und des Wegeleitsystems soll es Verbesserungen geben. Dazu gehört meist ein taktiles Leitsystem am Boden zur Orientierung für sehbeeinträchtigte Fahrgäste. All das kostet laut VRR rund drei Millionen Euro, einen Aufzug braucht es hier nicht.
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Bedeutsamer dürften Fragen sein, wie sich all das auf den Betrieb der Volmetalbahn auswirkt. Bekanntlich hält diese als RB 52 einmal pro Stunde in Herdecke, um dann Richtung Dortmund oder Hagen weiterzufahren. Zur Dauer der Baustelle teilt der Verkehrsverbund mit, dass die Planer von circa sieben Monaten ausgehen, so dass Arbeiter wohl auch noch zu Beginn des Jahres 2025 hier aktiv sind.
Busse als Schienenersatzverkehr?
Wer die Regionalbahn regelmäßig nutzt, interessiert sich vor allem für die Auswirkungen auf den Fahrplan. Kommt hier mal wieder ein Schienenersatzverkehr zum Tragen, setzen die Verantwortlichen Busse ein? Dazu könne der VRR nichts mitteilen. „Baulastträger ist die Deutsche Bahn, die führt die Arbeiten durch“, erklärt Sprecher Niemann. Eine Nachfrage bei der für diese Frage zuständigen DB-Pressestelle in Düsseldorf bringt folgende Erkenntnis: „Die Ersatzkonzepte für die Baumaßnahme befinden sich noch in der Planung. Sobald weitere Informationen vorliegen, kommen wir auf Sie zu“, so ein Bahnsprecher in einer Mailantwort.
Geld für 52 Stationen
Die seit dem Jahr 2016 in Nordrhein-Westfalen als Nachfolgeprogramm der MOF 2 laufende Modernisierungsoffensive 3 umfasst laut Verkehrsverbund Rhein-Ruhr Maßnahmen mit einem Gesamtwertumfang von ca. 124 Millionen Euro. Meist gehe es an den dazugehörigen 52 Stationen um Bahnsteiganpassungen und Verbesserungen der Infrastruktur.
Am Bahnhof Wetter, dem die VRR-Tester nun die Gesamtnote „ordentlich“ gaben, standen vor einigen Jahren Umbaumaßnahmen an, damit dort der Rhein-Ruhr-Express (RRX) halten kann. Das ist seit Ende 2020 der Fall.
Fahrgäste können und müssen sich aufgrund von Beispielen in anderen Städten aber auf Beeinträchtigungen in Herdecke einstellen. Die können jedoch auch gemäßigt ausfallen, wie es zum Beispiel im benachbarten Wetter der Fall war. Von 2019 bis Anfang 2020 ging dort eine Modernisierung und Bahnsteigveränderung über die Bühne, die Züge hielten (bis auf wenige Ausnahmen) auch während der Umbaumaßnahme in der Harkortstadt. In Witten hingegen gab es längere Sperrphasen am Bahnhof, auch in Ennepetal übernahmen Busse zeitweise den Personentransport.
An Ausfälle der RB 52 fast schon gewöhnt
Sarkastisch könnten Herdeckerinnen und Herdecker entgegnen, dass sie sich hier an monatelange Ausfälle der Regionalbahn 52 gewöhnt haben. 2023 sorgten eine Brückenerneuerung in Kirchhörde und ein ähnliches Problem in Hagen für einen verwaisten Bahnhof. Auch im Herbst 2021 konnten hiesige Pendler über mehrere Tage die Volmetalbahn wegen Bauarbeiten in Dortmund nicht nutzen und mussten auf Busse mit längeren Fahrzeiten ausweichen.
Ein weiteres Thema, das der aktuelle VRR-Stationsbericht streift, betrifft Fragen zum Zustand des Herdecker Haltepunktes an der Wittbräucke. Auch dort haben besagte Profitester die Barrierefreiheit als nicht tolerierbar bewertet, in der Gesamtbeurteilung schneidet diese Station aber ebenfalls mit der Note „ordentlich“ ab. Gleichwohl haben in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Einheimische oder auch Politikerinnen und Politiker gefordert, dass dort ebenfalls Verbesserungen erfolgen sollten. Der Sprecher des Verkehrsverbundes teilt hingegen auf Nachfrage mit: „Aktuelle Maßnahmen sind dort nicht geplant.“