Herdecke/Hagen. Der Cuno-Schornstein wird abgebaut. Die Hagener Fotografin Beba Ilic hat drei Erinnerungsmotive von der Landmarke gestaltet. Für den guten Zweck.
Der Cuno-Schornstein verschwindet Schritt für Schritt. Der Abriss der Landmarke in Herdecke lässt sich akustisch auch in Nachbarstädten wahrnehmen. Eher leise hat sich im März eine dazugehörige Bilder-Aktion quasi im Schatten des Turms entwickelt. Für Kunstinteressierte. Für Lokalpatrioten. Für einen guten Zweck.
Vergleich zur Berliner Mauer oder Dresdener Frauenkirche
Wie berichtet, hat der Energiedienstleister Mark-E als Eigentümer des schrumpfenden Rauchgaskamins Interessierten hunderte Bruchstücke als Erinnerung ausgehändigt. Doch das Hagener Unternehmen wollte diese kostenlose Ausgabe mit einer weiteren Aktion flankieren. Mit den Steinen, da müsste sich doch auch künstlerisch etwas anfangen lassen. „In etwa so, wie es im Zusammenhang mit der Berliner Mauer und dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche mit Begleitaktionen geschehen ist“, sagt Alexander ten Hompel als Leiter Marketing/Kommunikation.
Historische Motive kreativ gestalten
Über Robert Möller von einer beauftragten Agentur entstand der Kontakt zur Fotografin Beba Ilic. „Der hat mich Anfang März angerufen und gefragt, ob ich historische Bilder vom Cuno-Turm mit den Steinen kombinieren könnte, um diese dann als gerahmte Motive anzubieten“, berichtet die bekannte Hagenerin von der kurzfristigen Anfrage. Schon während des Gesprächs habe sie sich gedanklich darauf eingestellt. „Da hatte ich direkt eine Variante im Kopf. Doch das war mir dann zu wenig. Da die Geschmäcker verschieden sind, wollte ich noch mehr gestalten.“
Drei unterschiedliche Formate
Nachdem Beba Ilic (Jahrgang 1978) dann Fotomaterial von Mark-E erhalten hatte und ohne Vorgaben loslegen konnte, entwarf sie drei unterschiedliche Bilder. Seit drei Wochen und voraussichtlich den ganzen April über können Interessierte diese für 50, 100 oder 300 Euro kaufen. „Die zwei kleineren Motive sind am meisten nachgefragt, rund 40 davon und auch einige von dem Großformat sind vergeben“, berichtet die Künstlerin, die seit 2007 klassische Werbeaufträge annimmt und seit 2013 vermehrt kreativ tätig ist. „Ich liebe den Zusammenhang von alt und neu, Industriegeschichte bietet sich in der Hinsicht gut an.“
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Die Bildauswahl habe sie recht zügig abgeschlossen, vor allem eine Schwarzweiß-Aufnahme aus dem Archiv von Mark-E zählte schnell zu ihren Favoriten. Zu sehen ist darauf eine Szene aus der Aufbauphase des Turms im Jahr 1983/84. Daneben hat Ilic einen aktuellen Bruchstein unter die Wörter „Cuno 2024“ gesetzt.
Farbenfroh wiederum geht es auf dem kleinsten und größten der drei Formate zu. In der mit 50 Euro günstigsten Version fand die Hagenerin die Umgebung „spannend“, daher habe sie per Doppelbelichtung für noch mehr Atmosphäre sorgen wollen. Auf dem teuersten Bild wiederum kommt der schlanke Kamin in einem kräftigen Gelb daher. Das Hintergrundfoto mit weiteren Schornsteinen vom ehemaligen Kohlekraftwerk Cuno habe sie nicht verändert, sondern nur ausgeschnitten. Im unteren Teil befinden sich bei beiden Darstellungen meist drei Steine. „Die Anzahl variiert“, erklärt Ilic und ergänzt, dass sie zum Gelände oberhalb der Wetterstraße gefahren sei und Bruchstücke gesammelt habe. „Das geschah nach Gefühl. Wobei mir fast schwindelig geworden ist, als ich unten gewühlt und dann zum Turm hochgeschaut habe.“
Auch in Hagen bekannt
Sie selbst kenne den einst 248 Meter hohen Kamin durch Fahrten über die Autobahn 45 oder auch durch Radausflüge am Harkortsee. „Viele Hagener dürften mit dem Herdecker Schornstein ebenfalls etwas anfangen können. Jedenfalls habe ich hier in der Pop-Art-Gallery viele positive Reaktionen auf meine drei Bilder erhalten, einige waren begeistert oder meinten einfach nur: Bombe“, erzählt die Fotografin, die ihre Cuno-Werke weiterhin im Erdgeschoss der Volme-Galerie am Friedrich-Ebert-Platz 3 in Hagen präsentiert. „Das war und ist für mich schon ein besonderer Auftrag.“
Dort und per E-Mail (marketing@enervie-gruppe.de) können Interessierte die gerahmten Bild-Installationen noch erwerben, ein Motiv aus der limitierten Sonder-Edition biete sich zum Beispiel als Geburtstagsgeschenk an. Der Erlös aus der Aktion gehe ebenso wie die Spenden während der Bruchstein-Ausgabe an die Bürgerstiftung Herdecke. Und auch Verantwortliche von Mark-E freuen sich, dass die kreativen Ideen als Begleitung zum Abriss des Turms gut ankommen. „Es war uns wichtig, dass wir den Rückbau dieser wichtigen Landmarke mit einer besonderen Aktion würdevoll begleiten. Umso schöner, dass das im regionalen Kontext geschieht und alle Altersklassen ansprechen dürfte“, meint Alexander ten Hompel und denkt auch an manche Kinder, die an der Wetterstraße ein steinernes Stück Erinnerung abgeholt haben.