Wetter. Die Kriminalitätszahlen in Wetter sind im letzten Jahr gegenüber 2022 gestiegen. Doch was bedeutet das im Vergleich mit den anderen Städten?
Die Kriminalitätszahlen in Wetter steigen an. Diese pauschale Aussage aus der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik muss genauer untersucht werden. Ist Wetter damit eine der kriminellsten Städte im EN-Kreis?
10,4 Prozent aller Straftaten im EN-Kreis in der Harkortstadt
Die Antwort auf diese Frage muss eindeutig „nein“ lauten, auch wenn die Stadt Wetter neben Hattingen (plus sieben Fälle) die einzige Stadt im EN-Kreis ist, die von 2022 auf 2023 einen Anstieg der Fallzahlen verzeichnen muss. 10,4 Prozent aller begangenen Straftaten im Ennepe-Ruhr-Kreis fallen auf die Harkortstadt zurück. Das klingt viel. Doch: „Die Städte im Kreis sind nicht alle gleich groß und deshalb muss man sie erst ins Verhältnis setzen“, erläutert André Pieper als Leiter der Direktion Kriminalität die Zahlen.
Weniger Straftaten als Herdecke im Vergleich
Hier kommt die sogenannte Kriminalitätshäufigkeitszahl ins Spiel. Das bedeutet, die Fallzahlen werden auf die einheitliche Größe von 100.000 Einwohner pro Stadt hochgerechnet und somit vergleichbar gemacht. Da Wetter rund 27.000 Einwohner hat, muss die Anzahl der Straftaten dementsprechend mit etwa 3,7 multipliziert werden. Vergleicht man dann den dabei entstandenen Wert von 4483 Fällen mit den anderen Städten im EN-Kreis, ebenfalls bezogen auf 100.000 Einwohner, steht Wetter gar nicht mehr so schlecht da. Im Gegenteil: Wetter hat im EN-Kreis den drittbesten Wert gleich hinter Sprockhövel (3970 Fälle/100.000 Einwohner) und Breckerfeld (3562 Fälle/100.000 Einwohner). Das klingt doch schon deutlich entspannter als die absoluten Zahlen. Zumal die Harkortstadt damit statistisch sogar sicherer ist als die Nachbarstadt Herdecke, die bei dieser Rechnung auf 4513 Straftaten pro 100.000 Einwohner käme.
Schnelle Verurteilung
Zurück zu den absoluten Zahlen. Zu den insgesamt 1235 Straftaten gehörte der heimtückische Mord der inzwischen verurteilten Mutter an ihrem damals neunjährigen Sohn im Februar 2023. „Dabei hatten wir eine gute kriminaltechnische Bearbeitung, die schnell zur Klärung des Falls und schließlich zur Verurteilung führte“, erklärt Pieper.
Viele Taschendiebstähle und Einbrüche
In die hohe Zahl der Straftaten hinein zählen außerdem 264 Delikte, die einen Bezug zu öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen haben oder sich dort ereignet haben. Das können Taschendiebstähle, Raub, Körperverletzungen oder auch Autodiebstähle und Sachbeschädigungen sein. Es gab in Wetter 31 Wohnungs- und 20 Firmeneinbrüche, 41 Taschendiebstähle und 69 Ladendiebstähle. Beruhigend sollte jedoch eine wichtige Zahl sein: Auch die Aufklärungsquoten der Polizei sind vergleichsweise in allen Bereichen, abgesehen von den Firmeneinbrüchen, ebenfalls gestiegen.
Geringes Risiko
Landrat Olaf Schade fasst die vorgelegte Statistik trotz des Anstiegs in Wetter und Hattingen daher durchaus positiv zusammen. „Das Risiko, im Ennepe-Ruhr-Kreis Opfer einer Straftat zu werden, liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Und damit gehört der EN-Kreis zu einem der sichersten Kreise im Bundesland NRW“, erklärt er stolz. „Das funktioniert übrigens nur mit einer guten Polizeiarbeit“, betont er, während Pieper versichert: „Die Polizei wird nachhaltig darauf hinwirken, dass die Fallzahlen in den nächsten Jahren kontinuierlich weiter gesenkt werden.“ Dann womöglich auch wieder in der Harkortstadt.